Auch wenn es zuletzt mit Auge um Auge in den Thriller-Bereich ging, ist Paco Plazas Vorliebe für den Horrorfilm klar erkennbar. Schließlich feierte der Spanier mit [Rec] seinen bis dato größten Erfolg, doch auch der diabolische Ausflug in Veronica: Spiel mit dem Teufel fand seine Fans. Mit La Abuela - Sie wartet auf dich gibt es nun weiteren Genre-Nachschlag von ihm, der sich diesmal um eine creepy Oma und die Angst vor dem Altwerden dreht. 

Schauplatz ist das Apartment einer alten Dame (Vera Valdez, Sol Alegria), das gekonnt in stimmungsvollen Bildern eingefangen wird. Viele dunkle Ecken, spärlich eingesetzte Lichtquellen und hier und da ein vernommenes Knarzen, all das sorgt für die passende Atmosphäre. Die alleinlebende Mieterin ist nach einer Hirnblutung gesundheitlich angeschlagen und fortan pflegebedürftig. Hilfe gibt es von ihrer angereisten Enkelin (Almudena Amor, The Good Boss), die sich liebevoll um sie kümmert, schon bald aber feststellen muss, dass mit ihrer neben der Spur stehenden Großmutter noch weitaus mehr nicht stimmt. Der Aufenthalt bei ihr wird zunehmenden zur psychischen Belastung und schließlich zum Albtraum. 

Statt auf plumpe Jump Scares zu setzen, geht Plaza mit seinem Schrecken eher zurückhaltender vor und baut immer wieder kleine verstörende Momente ein, die zunehmend für Unbehagen sorgen. Mal steht die Oma zu unheilvoller Musik mitten in der Nacht nackt vor der schlafenden Enkelin, mal geistert sie auf unerklärliche Weise durch die Räumlichkeiten und tut dabei reichlich komisches Zeug. Ein bisschen Übernatürliches und ein bisschen Body Horror. Die eingesetzten Stilmittel sind bekannt, etwas großartig anders als die Konkurrenz macht der Film im Grunde nicht. Auch wenn La Abuela dabei nicht besonders nervenzerreißend ausfällt und mit seiner Gemächlichkeit ein wenig Geduld vom Zuschauer verlangt, ist das Ganze immerhin handwerklich solide umgesetzt. Kein fieser Schocker also, aber ein atmosphärischer Film mit gut agierenden Darstellerinnen und vereinzelnd ordentlichen Gruselszenen. 

Wohin die Erzählung letztendlich führt, dürfte weniger überraschend ausfallen. Wer genau aufpasst, durchschaut den Twist sogar schon in der allerersten Szene des Films. Somit ist inhaltlich dann leider ein wenig die Luft raus. Ein thematisch ähnlich ausgerichteter Film wie beispielsweise Relic - Dunkles Vermächtnis bietet dann eben doch mehr Substanz als La Abuela und stellt den Altersprozess definitiv erschreckender dar. Doch auch wenn Plaza hier nicht der ganz große Wurf gelungen ist, ist sein Schauermärchen sicherlich kein Reinfall. Bei gedämpfter Erwartungshaltung sollten Genrefans auch damit einigen Spaß haben.