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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Als ein arbeitsloser Werbefachmann beginnt, die neuen Bewohner seiner ehemaligen Wohnung zu beobachten, verkehren sich seine Motive ins Negative.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nicht mehr das Sagen zu haben, nicht mehr oben zu stehen, nicht mehr zur Elite gehören. Das sind für den Werbefachmann Javier (, La isla mínima - Mörderland) die Demütigungen, mit denen er seit dem Verlust seines hoch honorierten Jobs und dem Umzug in eine kleinere Wohnung leben muss. Doch irgendwann reicht es ihm. Wieso ist er nicht mehr die Nummer eins? Wieso ist sein Sohn übergewichtig und kein Athlet, mit dessen sportlichen Leistungen man vor anderen Menschen prahlen kann? Warum will seine Frau, dass er seinen schicken Wagen und damit ein wichtiges Statussymbol verkauft? Wieso kann sein Konto nicht so voll sein, wie dass von den Menschen, die ihm beim letzten Bewerbungsgespräch klar zu verstehen gegeben haben, dass er als Kreativer nicht mehr den Finger am Puls der Zeit hat?

Diese Fragen, alle gekoppelt an Situationen und Zustände, die Javier als erschütternde Demütigung ansieht, bündeln sich für den Mann um die 40 in eine klare Erkenntnis: Er muss sich wehren. Eine charakterliche Weiterentwicklung steht dabei nicht zur Debatte, denn in seinen Augen hat er nie etwas falsch gemacht und dies wird er auch nicht tun, als er beginnt den Nachmieter Tomas (Mario Casas, Der unsichtbare Gast) seines früheren, luxuriösen Domizils zu beobachten und nach und nach in dessen Leben einzuschleichen.

Die Handlung des spanischen Thrillers Dein Zuhause gehört mir (der Originaltitel lautet Hogar, was so viel wie Nach Hause bedeutet) findet eine klare Prämisse, aus welcher das Regie- und Autoren-Duo und (Carriers) eine perfide Aneinanderreihung von Gemeinheiten macht, die mit zunehmender Laufzeit immer skrupelloser und hinterhältiger werden. Ähnlich wie beim Thriller Sleep Tight von [•REC]-Macher wird die Hauptfigur dabei kühl beobachtet, wie sie ihren Plan umsetzt und dabei Stolpersteine versucht zu umgehen. Sollte es dennoch mal zu einem unerwarteten Fehler kommen, so wie einen pädophilen Hausmeister, wird dieser akkurat und präzise aus der Gleichung getilgt. Das ist spannende Thrillerkost, die ohne Hang zur zwanghaft existierenden Helden- oder Identifikationsfigur auskommt. Dein Zuhause gehört mir ist ein garstiger Film, hinter dem aber mehr steckt, als die Freude daran, den Teufel in Menschengestalt bei der Vollführungen seiner Taten zuzusehen.

In Dein Zuhause gehört mir  geht es vor allem um den Wohlstand. Für Javier bedeutet dieser alles. Während sein Opfer Tomas, so wie einst Javier, das Leben ohne finanzielle Sorgen als Selbstverständlichkeit ansieht, will Javier dieses Status auch wieder erreichen. Dabei gehört Javier nicht zur Unterschicht. Aber er giert nach der gesellschaftlichen Spitze. Für ihn ist klar, dass er dort hingehört, weil er es sich verdient hat. Es gibt Momente, da wirkt Javier fast schon wie ein Junkie, der nicht nach Betäubungsmitteln lechzt, sondern nach der Rückkehr in die Oberschicht Spaniens.

Dieser Wunsch, diese Obsession dazuzugehören ist wohl allen bekannt. Jeder hat sich gewiss schon des Öfteren, dem einen oder anderen Gedankenspiel hingegeben. Javier will aber kein Träumer sein. Er will es schaffen, weil er den Geschmack des guten Lebens bereits in der Vergangenheit großzügig ausgekostet hat. Sein Fall auf eine niedrigere Ebene ist für ihn nicht hinnehmbar. Er zieht in den Krieg, um wieder den Rausch des Elitären frönen zu können. Ein Krieg, den er im Verborgenen ausführt und dessen Opfer die Angriffe erst dann bemerken, wenn es längst zu spät ist.

Mit dieser gut geschmierten Gesellschaftskritik erweist sich Dein Zuhause gehört mir  nach dem dytopisch-blutigen Der Schacht von Regiedebütant , als zweite spanische Netflix-Produktion der jüngeren Vergangenheit, die diese Thematik offen und wenig subtil anspricht und behandelt. Beide Werke wirken inspiriert vom Oscar-Erfolg Parasite und beide erreichen nie dessen Klasse und Qualität. Dennoch sind beide spanische Filme empfehlenswert, wollen sie doch neben reiner Unterhaltung auch ihr Publikum zum nachdenken bringen. Der Schacht gelingt das, alleine wegen vielen bewussten Leerstellen innerhalb der Welt, besser als Dein Zuhause gehört mir, aber auch der Thriller erweist sich als (kleines) Highlight im Portfolio von Netflix. Auch wenn Zuschauer, die mit dem Guten gerne mitfiebern, hier konstant vor den Kopf gestoßen werden.

Fazit

Ein kleiner, perfider Thriller, der vordergründig ein Fest von Gemeinheiten ist und dabei im Hintergrund kritisch die Droge des Wohlstands behandelt. Kein spanischer "Parasite", aber nach "Der Schacht" erneut eine interessante Produktion aus Spanien, die hoffentlich ihre Fans finden wird.

Kritik: Sebastian Groß

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