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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Um endlich zu Erfolg zu gelangen, verkauft der junge Musiker Winslow seine Seele dem Teufel - in Gestalt des Plattenproduzenten Swan. Als er aber erkennt, dass er ihn nur ausnutzt, kommt es zur Konfrontation, bei der Winslow schwer verletzt wird. Aber der Totgeglaubte lebt - sein entstelltes Gesicht unter einer Maske verborgen - und plant seine Rache. Die große Show, die Swan plant, soll zum grausigen Blutbad werden...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Brian De Palma’s (Scarface) Mega-Flop aus dem Jahr 1974 ist mal wieder ein Beleg dafür, wie oft gerade die größten Bauchklatscher ihrer Zeit sich im Nachhinein als verkannte Klassiker erweisen. Während bei prominenteren Beispielen wie Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel heute kaum noch jemand gegen alle rückwirkenden Lobpreisungen aufbegehren würde und das damalige, kolossale Scheitern nur mit einem unverständlichen Kopfschütteln quittiert werden kann, ist die Sachlage hier doch ein wenig anders.

Phantom of the Paradise ist keinesfalls ein Film, der schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort und nicht dem Tenor und Geschmack seines Entstehungszeitraum angepasst war, er ist es genau genommen heute noch. Wird es immer sein. Zu verquer und spleenig erscheint die Rock 'n' Roll-Kreuzung von Gaston Leroux’s unzählige Male adaptierten Klassiker Das Phantom der Oper und der Faust-Sage, vermengt mit Elementen aus Das Bildnis des Dorian Gray und – weil De Palma halt –  Anleihen beim italienischen Giallo wie glasklaren Hitchcock-Referenzen. Mal durch das Technische, mal als direkte, liebevoll-absurde Hommage, wenn die Duschszene aus Psycho nachgestellt wird…mit einem Pümpel. Unabsichtlich, aber in diesem Kontext fast wie ein vorbestimmter Wink des Schicksals: Das Leinwanddebüt von Jessica Harper, die 3 Jahre später (in Genre-Kreisen) Weltruhm erlangt durch die Hauptrolle in Suspiria, dem Meisterstück von Dario Argento. Nicht nur wie De Palma ein glühender Verehrer von Hitchcock, sondern ebenfalls eine für ihn stilistisch eindeutige Inspirationsquelle (Dressed to Kill hätte es ohne Argento in dieser Form mit Sicherheit nicht gegeben).

Begleitet von einem konstant hervorragenden Soundtrack und einer bereits hier auffällig hochwertigen Bildsprache erscheint der Film zunächst wie eine quirlig-ironische Persiflage, die sich auch für ein paar Albernheiten nicht zu schade ist und nicht wirklich ernst genommen werden möchte. Doch der Schein trügt. Mit fortlaufender Zeit wird der Film nicht unbedingt seriös oder erst recht nicht konservativ, offenbart sich aber durchaus von echter, der literarischen Idolen angemessener Tragik gekennzeichnet, versehen mit einem handfest-grimmigen Finale, das weitaus weniger ulkig daherkommt, als man anfangs prognostizieren würde. Der Geist, die emotionale Tragweite der Vorbilder, sie werden tatsächlich entsprechend gewürdigt und beibehalten, was so manch schräge und satirische Szene rückwirkend wie Galgenhumor erscheinen lässt. De Palma ist kein Kasper oder reiner Spaßvogel, dafür ist und war er schon damals ein viel zu leidenschaftlicher und selbstkritischer, perfektionistischer Filmemacher – etwas, was ihn ebenfalls mit seinem Mentor im Geiste verbindet.

Neben den zahlreichen Anspielungen, der einfallsreichen und gewagten Interpretation klassischer Motive und der formell bestechenden Inszenierung (die Splitscreen-Sequenz mit der Bombe, Hitch hätte seinem Musterschüler auf die Schulter geklopft) darf und soll Phantom of the Paradise aber auch unmissverständlich als galliger Kommentar auf die Entwicklung der modernen Musik- und Filmindustrie verstanden werden. Wo aufstrebende, aber namenlose Kreative  - seien es Songwriter oder Drehbuchautoren  - von den Mächtigen am Ende der Nahrungskette wie Nutzvieh zunächst bis auf den letzten Tropfen gemolken und am Ende geschlachtet – oder wie in dem Fall eingemauert – werden.

Fazit

Ein sonderbarer, ein eigenwilliger und auch deshalb ein erfrischender und beneidenswert selbstbewusster Film, der praktisch zum kommerziellen Scheitern verurteilt war. Auch heute hätte er wohl nur geringe Chancen bei Erstkontakt von der breiten Masse entsprechend wahrgenommen und gewürdigt zu werden. Hat mit dem vermutlich vorschnell angedichteten Trash-Etikett rein gar nichts zu tun und wer das trotzdem so beurteilt, tut mir leid, mit dessen Liebe zum Kino kann es nicht sonderlich weit bestellt sein. Ein Kleinod, zum Verlieben und Liebhaben gemacht. Und nicht weniger Rock 'n' Roll als „The Rocky Horror Picture Show“. Nur mehr Horror. Und De Palma.

Kritik: Jacko Kunze

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