Der Kult um Hannibal Lecktor will einfach nicht abreißen, denn die Romanfigur des Schriftstellers Thomas Harris ist längst in die Riege der bekanntesten Antagonisten der Mediengeschichte aufgestiegen, denn selbst wer die Filme, oder die Bücher nicht kennt, der weiß doch sofort wer sich hinter dem Namen versteckt. Erst kürzlich schlüpfte Mads Mikkelsen („James Bond 007 - Casino Royale“, „Valhalla Rising“) in der Tv-Serie „Hannibal“ in die Rolle des wohlsituierten Kannibalen, womit er bereits der 4. Schauspieler ist, der sich an diese Figur wagt. Am bedeutendsten war sicherlich die Performance von Oskar Gewinner Anthony Hopkins („The Silence of the Lambs“, „The Elephant Man“), der dem Charakter wohl auf ewig seinen Stempel aufgedrückt hat, denn die Namen Hopkins und Lecktor gehören einfach zusammen. Im Prequel „Hannibal Rising“ durfte sich der junge Gaspard Ulliel („Paris, je t'aime“) an die Rolle wagen und auch wenn der Film bei den Kritikern gefloppt ist, so fügte auch er dem Gesamtkunstwerk Hannibal Lecktor einige Facetten hinzu.
Doch eine Performance fehlt noch, denn bereits 5 Jahre vor „Silence of the Lambs“ verfilmte Regisseur Michael Mann („Heat“, „The Insider“) den Roman „Red Dragon“ von Thomas Harris, in dem Lecktor seinen ersten Auftritt hat. Übernommen wird diese Rolle von Brian Cox („Troja“, „Braveheart“), der den Psychiater mit dem Hang für besondere kulinarische Genüsse, als einen extrem gewitzten Redner darstellt, der sich binnen Sekunden in den Köpfen seiner Gegenüber befindet und mit ihnen spielt, wie ein Raubtier mit seiner Beute. Gerade im Vergleich mit der Performance von Hopkins, der im Remake von 2002 mitspielte, erkennt man die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Rolle, selbst bei einem identischem Script. Da jedoch die Marke Lecktor im Jahre 1986 noch nicht Fuß gefasst hatte begnügt sich „Man Hunter“ nur mit einem sporadischen Gastauftritt von Cox, ganz anders als etwa das Remake, welches Hopkins wesentlich mehr Screentime schenkte. Doch genau wie der originale Roman dreht es sich im Kern der Geschichte ja auch nicht um Lecktor, sondern um Will Graham und Francis Dollarhyde (Die Zahnfee), gespielt von William Petersen („CSI“, „Fear“) und Tom Noonan („Heat“, „Last Action Hero“).
Vor allem Petersen überzeugt in der Rolle des Protagonisten Graham auf ganzer Linie, denn man erkennt in ihm ständig die Gratwanderung zwischen einem genialem Ermittler und einem kranken Geist, der nur einen Hauch davon entfernt ist selbst zu einem jener Männer zu werden die er jagt. Da der Film wesentlich mehr Zeit mit Graham und seiner Familie verbringt, ist es für den Zuschauer auch umso leichter Sympathie für den Charakter und sein Schicksal zu gewinnen, wenn er etwa mit seinem Sohn über seine Rehabilitierung in einer psychiatrischen Klinik redet. Als Antagonist tritt Tom Noonan auf den Plan, der den Serienmörder Francis Dollarhyde mehr als überzeugend auf die Leinwand bringt. Kernstück seiner Performance ist im wesentlichen seine Mimik, denn viel Text hat Noonan eigentlich nicht. Umso bedrohlicher wirkt er jedoch, wenn er einfach nur Wortlos im Raum steht, da der Zuschauer von der ersten Sekunde an weiß, wozu dieser Mann fähig ist. Jedoch ist auch „Man Hunter“ nicht frei von Fehlern, die einem umso deutlicher auffallen, wenn man sich das Remake von 2002 im direkten Vergleich ansieht.
So fehlt es dem Film etwa oft an den passenden Bildern, um die Handlung adäquat zu übertragen, denn wichtige Details werden oft nur in Nebensätzen erwähnt. So kann man als Zuschauer leicht den roten Faden verlieren, den man für diese durchaus komplexe Geschichte jedoch zwingend benötigt. Des weiteren wirken die Nebenhandlungen, etwa die Beziehung zwischen Dollarhyde und Reba McClane (Joan Allen), oder der Auftritt Hannibal Lecktors extrem gerafft, als hätte Michael Mann vergessen, das gerade diese Nebenhandlungen den Figuren erst ihre eigentliche Tiefe verpassen. „Man Hunter“ ist zwar alles andere als ein schlechter Film, im Vergleich zum 2002 erschienenen „Red Dragon“ zieht er jedoch den kürzeren. Da die Blu-Ray jedoch über nette Bonus Inhalte, wie etwa den Directors Cut, oder ein sehr ausführliches Featurette, Rund um die Entstehungsgeschichte des Films, beinhaltet bleibt schlussendlich ein positiver Gesamteindruck.