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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Beauvoir, genannt „Das Auge“, arbeitet in einer kleinen Detektei. Früher war er mal verheiratet und hatte eine Tochter, aber die einzige Erinnerung, die er an sie hat, ist ein Foto von ihr als Schulmädchen. Für seinen aktuellen Auftrag soll er Catherine beschatten, eine labile, junge Frau, die sich als Serienmörderin entpuppt. Sie verführt und tötet wohlhabende Männer und taucht danach unter. Anstatt sie zu denunzieren, beginnt Beauvoir sie sogar zu beschützen, da er in ihr seine Tochter wiedererkennt…

Kritik

Mit Das Verhör gelang Claude Miller 1981 ein auch außerhalb seines Heimatlandes Frankreich äußerst erfolgreicher Thriller, den man inzwischen durchaus als Klassiker des Genres bezeichnen kann (und mit Under Suspicion – Mörderisches Spiel im Jahr 2000 auch ein weniger erfolgreiches, dafür starbesetztes US-Remke erhielt). Sein Folgewerk Das Auge – nach dem britischen Roman Eye of the Beholder von Marc Behm – war zumindest in Frankreich ähnlich erfolgreich, was fünf César-Nominierungen zur Folge hatte (wobei er letztendlich aber vollkommen leer ausging). Im Jahr 1999 folgte auch hier ein englischsprachiges Remake bzw. eine weitere Romanadaption gleichen Namens mit Ewan McGregor (Trainspotting - Neue Helden) und Ashley Judd (Doppelmord) in den Hauptrollen, das aber weitestgehend unterging und heute nur noch den Wenigsten überhaupt bekannt sein dürfte.

Michel Serrault (Ein Käfig voller Narren) spielt Beauvoir, einst ein als „Das Auge“ berühmt-berüchtigter Privatschnüffler, der nach privaten und beruflichen Nackenschlägen inzwischen nur noch einen schlecht bezahlten Job bei einer kleinen Detektei hat. Beauvoir hadert mit der Tatsache, nie seine einzige Tochter Marie kennengelernt zu haben. Diese wuchs bei seiner Ex-Frau auf und starb bereits im Kindesalter, geblieben ist ihm nur ein altes Klassenfoto, bei dem er noch nicht einmal weiß, welches der Mädchen Marie ist. Sein aktueller Job scheint ein simpler Beschattungsauftrag, denn ein wohlhabendes Ehepaar möchte Informationen über die ihnen völlig unbekannte Affäre ihres Sohnes bekommen. Hierbei handelt es sich um die verführerische Catherine (Isabelle Adjani, Nosferatu – Phantom der Nacht), die sich als scheinbar skrupellose Mörderin entpuppt, die systematisch reiche Männer um den Finger wickelt, ermordet und sich anschließend mit allen verfügbaren Habseligkeiten aus dem Staub macht.

Statt die Frau ans Messer zu liefern, belügt Beauvoir seine Chefin & Auftraggeber und heftet sich auf eigene Faust an ihre Versen. In einer Mischung aus Obsession und Traumabewältigung sieht er in Catherine seine Tochter und übernimmt die unsichtbare Vaterrolle. Was so weit führt, dass er ihre zahlreichen Morde nicht nur nicht zur Anzeige bringt, sondern schnell sogar aktiv die Spuren verwischt und irgendwann selbst zum Mörder wird. Doch auch Catherine ist nicht einfach nur eine eiskalte Killerin, sondern hat selbst mit eine ausgeprägten Vater-Komplex zu kämpfen. Was nicht nur ihre krankhafte Beziehung zu Männern erklärt, sondern zufällig den perfekten Gegenpol zu ihrem unbekannten Schutzengel bildet. Gemeinsam ziehen sie bald eine blutige Spur quer durch Europa und es ist nicht nur eine Frage der Zeit, wann sie sich endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werden, sondern noch viel mehr, wann und wie es unwillkürlich in einem Desaster enden wird.

Das Auge ist ein gleichwohl bemerkenswerter wie auch gewöhnungsbedürftiger Film, der mit Sicherheit schwer polarisieren dürfte. Eine pessimistische, makabre und psychologisch interessante Geschichte wird über weite Strecken fast wie eine schwarze Krimikomödie verkauft, bei der der andauernd Selbstgespräche führende Protagonist eigentlich eine zutiefst tragische Figur verkörpert, die mitunter trotzdem an Inspektor Clouseau erinnert (die Pool-Szene). Die teilweise durchaus krude anmutende Mischung aus skrupellosem Crime-Roadmovie, abgründigem Psycho-Drama und beinah absurder Genre-Parodie funktioniert wirklich nicht immer und dürfte nicht wenige Zuschauer*innen dabei auf der Strecke lassen, entwickelt aber trotzdem relativ schnell einen hochinteressanten und faszinierenden Sog, der das Geschehen insgesamt sehr markant und beinah sogar einzigartig gestaltet, so dass man über so inzwischen bald beiläufige Dinge wie Logik oder eine zielgerichtete Genre-Definierung kaum noch einen Gedanken verliert. Das Auge gelingt es, ganz viele Bausteine völlig krumm und schief zusammenzusetzen und daraus ein sonderbares, aber in seiner ganz eigenen Form bemerkenswertes Gebilde zu erschaffen, das gerade dadurch erst echte Stabilität erringt. Das letzte Drittel hat so viel poetische Schönheit und bittere Melancholie, dass einem der anfänglich holperig erscheinende Beginn plötzlich vollkommen perfekt vorkommt – in seinem eigenen Mikrokosmos.

Fazit

Ein gleichwohl sonderbarer wie faszinierender Film, der einen vermutlich auch schnell verlieren kann. Die eigenwillige Inszenierung ergibt in Kombination mit einer sowohl tragischen als auch pechschwarz-sarkastischen Geschichte ein mutiges Filmerlebnis, auf das man sich wenigstens mal versuchsweise einlassen sollte. Ohne Gewähr, aber wenn der funktioniert, dann auf eine sehr erfrischende Weise.

Kritik: Jacko Kunze

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