Inhalt
Merkwürdiges passiert im Haus der Familie Barrett. Mutter Lacy streift des Nachts schlaflos durch's Haus und findet in der Küche ein einziges Durcheinander vor. In der darauf folgenden Nacht steht sie vor einem Berg verschiedener Gegenstände, die jemand aufeinander gestapelt hat und das Licht projiziert merkwürdige Zeichen an die Decke. Es geht eindeutig nicht mit rechten Dingen zu. Und als dann auch noch der jüngste Spross beginnt, von einem geheimnisvollen Sandmann zu reden, der im Dunkeln mit ihm redet, ist der Spuk komplett. Nur, dass es kein Spuk ist. Nach und nach häufen sich die Vorfälle, vor allem rund um den kleinen Sam und die Eltern wissen sich nicht mehr zu helfen. Die Familie ist eh schon geplagt von Problemen, ob Geldmangel oder einem aufmüpfigen Teenagersohn, als es immer schlimmer kommt. Ein riesiger Schwarm Vögel fliegt suizidal auf das Haus zu und immer wieder haben die Familienmitglieder Passagen am Tag, an die sie sich beim besten Willen nicht erinnern können ...
Kritik
Auf einmal stand er da, mit weit aufgerissenen Kulleraugen und der vom Schrecken übermannten Mimik: E.T., der kleine Außerirdische, der im vollgestopften Kinderzimmer der Geschwister Elliot (Henry Thomas), Gertie (Drew Barrymore) und Michael (Robert MacNaughton) Unterschlupf gefunden hat, eigentlich aber nur nach Hause telefonieren wollte. Steven Spielbergs magisches Kinderabenteuer darf man gut und gerne als Antithese der beinahe unumstößlich aus böswilliger Gesinnung stattfindenden Alien-Invasion bezeichnen. Es mag daher auch einer genreinhärenten Verpflichtung gleichkommen, die Besucher aus einem fern entlegenen Teil des Universums als düstere, ja, virulente Eindringlinge zu stilisieren, die unsere heimische Wohlfühlzone ohne Rücksicht auf Verluste aus den Fugen nehmen möchten. In diesen tradierten Zustand der Gut-Böse-Didaktik reiht sich nun auch Scott Stewarts dritte Regiearbeit „Dark Skies – Sie sind unter uns“. Dass der Film als durchaus solide Hausmannskost etikettiert werden darf, überrascht angesichts des vorherigen Outputs des Regisseurs schon.
Scott Stewart zeichnet sich nämlich verantwortlich für das High-End-Trash-Doppel um„Priest“ und „Legion“, die mit Paul Bettany in der Hauptrolle immerhin noch gut besetzt waren, hinten raus aber als unsägliche Effektpampe weitreichend Schelte von allen Seiten kassieren mussten. „Dark Skies – Sie sind unter uns“, zu dem Stewart auch zum ersten Mal das Drehbuch verfasst hat, erweckt da indes einen weitaus gefestigteren Eindruck, macht der Film doch nun wirklich keine Anstalten darum, seine offenkundige Klischee-Parade kaschieren zu wollen und dem Zuschauer durch reichlich Augenwischerei vorzugaukeln, es gehe letzten Endes um mehr, als das reine Abgrasen altbekannter Genre-Topoi. Nein, in „Dark Skies – Sie sind unter uns“ wird eine Kleinstadtfamilie Zeuge äußerst obskurer Vorkommnisse. Lacey Barrett (Keri Russell) muss sich momentan als Alleinversorgerin profilieren, während sich Daniel Barrett (Josh Hamilton) händeringend darum bemüht, endlich einen neuen Job an Land zu ziehen. Als sich das Mobiliar, Küchengerätschaften und Konserven vermischen und zu einem Turm stapeln, staunen die Barretts nicht schlecht.
Wenn dann ein ganzer Vogelschwarm schlagartig gegen die Küchenscheiben knallen, wird endgültig deutlich, dass sich im Argen irgendetwas Dubioses andeutet und die Eidechse des jüngeren Sohnemann Sam (Kadan Rockett), die zu Beginn ihren Schwanz abwirft, wohl ein ganz klares Omen in der Handlung von „Dark Skies – Sie sind unter uns“ bedeutet. Die Anwandlung seltsamer Ereignisse kulminiert dann, wenn sich die erste Silhouette im Kinderzimmer andeutet und deutlich wird, dass wir es hier nicht nur mit „Poltergeist“-Referenzen zu tun bekommen, sondern auch einer eklektisch fabulierenden Alien-Invasion, die auf den Fährten von M. Night Shyamalans „Signs – Zeichen“ wandelt, wenn auch ohne den religiösen Vorschlaghammer im Repertoire. Man muss „Dark Skies – Sie sind unter uns“ so nehmen, wie er sich auch anbietet: Als gehobeneren, kompetent in Szene gemeißelten Genre-Flic, der durch das unheilvolle Raunen auf der Tonspur gekonnt zum Intensivieren der nebulösen Atmosphäre nutzt und mehr auf das Anheizen der zweifelhafte Stimmung setzt, als müde Jump-Scares in Reih und Glied abzuspulen. Einzig wirklich enervierender Punkt: J.K. Simmons („Whiplash“) rutscht in den Morgan-Freeman-Erklärbarmodus und labert alles tot.
Fazit
Wer mal wieder Lust auf klischeeisierte Hausmannskost hat, darf sich „Dark Skies – Sie sind unter uns“ gerne zu Gemüte führen: Gekonnt inszeniert, wühlt sich der Film durch die Alien/-Home-Invasion-Gefilde und setzt mehr auf Stimmung, denn auf plumpe Effekthascherei. Sonderlich bereichernd ist das nicht, aber gehobener Durchschnitt ist manchmal auch schon ausreichend.
Autor: Pascal Reis