Shana Feste startet nach "Zeit der Trauer" mit "Country Strong" ein zweites emotionales Drama und damit auch ihren zweiten Film. Sie saß jedoch nicht nur auf dem Regiestuhl, sondern schrieb hierfür auch das Drehbuch."Country Strong" ist von der Geschichte her sicherlich nichts neues. Hat man doch den Aufstieg und Fall eines Stars, vor allem in der Country-Musik-Szene schon in "Crazy Heart" oder auch "Walk the Line" gesehen. Der Unterschied hierzu jedoch besteht darin, dass die Countrysängerin Kelly Canter (Gwyneth Paltrow) eine fiktive Figur ist. Dies macht es in so mancher Hinsicht einfacher einen Film zu gestalten, hat man doch nicht den Druck wie zum Beispiel bei Johnny Cash, dieser Person gerecht zu werden. Nicht, dass man dass Gwyneth Paltrow nicht zutrauen könnte, jedoch hatte sie so die Möglichkeit der Figur etwas von sich selbst zu geben.Gwyneth Paltrow spielt die Frau, die nichts mehr in ihrem Leben unter Kontrolle hat wirklich beeindruckend. So muss sie nicht nur beweisen, dass Kelly Canter durchaus eine starke Frau ist - passend dazu die Musik und Filmtitel "Country Strong" - sondern sich auch von der zerbrechlichen Seite zeigen.
Diese Gratwanderung zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit fällt einem nicht schwer ihr abzunehmen. Mit dieser Leistung zeigt sie bereits, dass sie den Oscar einst zu Recht gewann. Dass sie auch singen kann, bemerkt man leider erst zum Ende des Filmes hin, obwohl sie es schon in "Traumpaare - Duets" unter Beweis gestellt hatte. Dennoch gab es ein paar wenige Augenblicke, wo Gwyneth Paltrow einfach zu viel wollte und wo dann weniger einfach mehr gewesen wäre.Dann gibt es da noch den Newcomer-Sänger Beau Hutton (Garrett Hedlund), der allen anderen die Show stiehlt. Durch Garrett lebt der Film. Er ist der rote Faden, der den ganzen Film zusammenhält. Garrett ist nicht nur charismatisch, sondern auch ein grandioser Sänger, dessen Lieder wir die meiste Zeit zu hören bekommen. Eigentlich geht es in der Geschichte um die Figur von Gwyneth Paltrow, jedoch war der eigentliche Star Garrett Hedlund, der sich durch seine großartige Leistung in den Vordergrund spielt. Seine Stimme und Ausstrahlung machen aus dem Film ein tolles Kinoerlebnis. So manche Gänsehaut-Momente sind auf seine Schauspiel - und Gesangskunst zurückzuführen. Hierzu würde ich empfehlen, wenn möglich, sich den Film im O-Ton anzusehen, da seine Stimme der Figur den Charisma verleiht, der nötig ist.
Wie die Synchronisation ist kann ich leider nicht einschätzen.Last but not least wäre da noch die Newcomer-Sängerin Chiles Stanton (Leighton Meester) zu erwähnen. Zuletzt durfte man Meester in "The Roommate" bewundern, wo sie ihre Schauspielkunst jedoch nicht wirklich unter Beweis stellen konnte. Als Chiles Stanton legt sie jedoch eine Performance hin, die man ihr so nicht zugetraut hätte. Denn diese Frau kann singen und dabei bleibt es nicht nur, sie kann auch schauspielern. Vielleicht lag es auch an der Rolle eines Barbie-Verschnitts in der Country-Szene, die ihr nicht schwer fiel und ihr dank "Gossip Girl" schon in die Wiege gelegt worden war, jedoch war es somit ein positiv überraschendes Erlebnis.Das Wichtigste an dem Film ist wohl die Musik bzw. der Soundtrack. Da nun mal nicht nur Filme Geschmackssache sind, sondern auch Musik, ist es schwer hier ein objektives Bild wiederzugeben. Insbesondere da die Lieder, vor allem die von Kelly Canter, manchmal mehr Richtung Pop als Country gingen. Für mich war die Musik das Highlight und wird nach dem Soundtrack zu "Desperado" wohl der zweite in meinem Leben sein, den ich mir zulegen werde. Aber dies weniger wegen der Lieder wie "Country Strong" von Gwyneth Paltrow, als vielmehr wegen der Songs von Garrett Hedlund, wie zum Beispiel "Timing is everything".
Verantwortlich für die Musik waren hier im übrigen Komponist Michael Brook ("The Fighter", "Into the Wild") und Musikleiter Randall Poster ("Der Fantastische Mr. Fox", "Up in the Air"). Interessant ist auch, dass Tim McGaw, selbst ein Countrysänger nicht einmal im Film als solcher zu sehen ist. Dafür können wir ihn dann aber auf dem Soundtrack mit dem Lied „Me and Tennessee“ hören.Emotionen werden wirklich groß geschrieben und kochen in diesem Film fast über. Seien es nun Gefühle wie Liebe oder Eifersucht, Verzweiflung oder Hilfslosigkeit, Neid oder Scham... nichts davon kommt in diesem Film zu kurz und sie zeigen, wie ein gutes Drama aussehen kann. Hervorstechen tut hierbei die Liebesgeschichte zwischen Kelly Canter und ihrem Ehemann und Manager James Canter (Tim McGraw). Zwei Seelenverwandte, die sich jedoch durch mangelnde Kommunikation allmählich verlieren und auseinanderleben. Dennoch hatte der Film leider nach der ersten Hälfte seine Längen, die man durchaus hätte kürzen können.