Inhalt
Die junge Sarah ist von zuhause abgehauen, sichere Schlafplätze sind seitdem schwer zu finden. Da kommt das Angebot, gemeinsam mit anderen Probanden an einer Schlafstudie teilzunehmen, gerade recht! Doch an erholsame Nachtruhe ist nicht zu denken. Denn die undurchsichtige Forschungsgruppe hinter der Studie lotet mit revolutionärer Technologie die Grenzen des Unterbewusstseins aus. Und stößt dabei ein Tor zu einer bedrohlichen Traumwelt auf, die Ihre Wirklichkeit in den Grundfesten erschüttert.
Kritik
Der Schlaf ist eines der wichtigsten Grundbedürfnisse in unser Leben – und doch stehen dahinter noch so viele Fragezeichen. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Philosophie sind Träume, Albträume oder auch die Schlafparalyse wenig erforscht. Der Regisseur und Co-Autor Anthony Scott Burns nimmt sich genau dieser Thematiken an und versetzt nicht nur die Hauptprotagonistin Sarah (Julia Sarah Stone) in eine atmosphärische und bizarre (Alb-)Traumwelt.
Strange Dreams (im Original: Come True) beginnt recht behäbig. Es dauert auch ein wenig bis man sich vollends auf den Film und die Protagonistin einlässt. Die entsättigte, in der leicht blau gehaltenen Farbgebung; das verschlafene Schauspiel von Julia Sarah Stone und die immer wieder eingeworfenen obskuren Träume. Diese Einstiege bedürfen in der Regel etwas Geduld - doch das Warten lohnt sich und Strange Dreams nimmt einen dann doch relativ schnell auf eine unerwartete Reise mit. Es ist eine Reise in der die Story vielleicht nicht immer sitzt und gerade zum Ende noch einmal sehr konfus wird und doch von seiner Grundprämisse einfach wahnsinnig faszinierend ist.
Der kanadische Regisseur Anthony Scott Burns erschafft eine atmosphärische Welt in der Realität und Traum nicht weit auseinander liegen. Mit teilweise verstörenden und unbehaglichen Bildern und Kameraeinstellungen schafft er es den Rezipienten einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Auf dem Einsatz von Jump-Scares verzichtet Burns dabei gekonnt. Stattdessen setzt er auf die Urängste der Zuschauer:innen - und das funktioniert sogar sehr gut. Ähnliches hat bereits das Videospiel Silent Hill damals bei vielen Rezipienten ausgelöst. Ein Vergleich, den sich Strange Dreams durchaus stellen kann.
Die mysteriöse Traumwelt mit ihren Schattenwesen ist bedrohlich und beklemmend. Kaum auszumalen, wenn einem diese Albträume selber plagen würden. Der Horroreinschlag tut Strange Dreams dabei sehr gut. Die wechselnde Farbgebung, der ansteigende Score und die immer bizarreren Bilder zwischen Realität und Traum. Burns zieht das Tempo immer weiter an. Der Rhythmus, die Bilder und das Schauspiel funktionieren als Gesamtpaket hervorragend. Ergänzt wird dieses durch den hervorragenden Soundtrack von Youth Electric, die bereits mit dem Song A Real Hero (Drive) bewiesen haben, dass sie ein Feingefühl für Stimmung haben. In der Gesamtbetrachtung kann man sogar einen Vibe von Refn´ Drive spüren und Strange Dreams in gewisser Art und Weise als kleine Hommage anerkennen.
Die vorher kritisierte Figur von Sarah entwickelt sich im Verlauf des Films enorm und trägt zu einem fesselnden Erlebnis bei. Julia Sarah Stone spielt die Sarah sehr pointiert und leidenschaftlich, so dass man am Ende mit ihrer Figur mitfühlt und von ihrer Performance mitgerissen wird. Aber auch die anderen Schauspieler:innen u. a. Landon Liboiron als Jeremy zeigen eine sehr gute Leistung und harmonieren mit Julia Sarah Stone.
Fazit
"Strange Dreams" baut mit seiner faszinierenden Prämisse und den gewählt entsättigten und monochronen Bildern eine bedrohliche und bizarre Atmosphäre auf, die einen fesselt. Der Soundtrack ist hervorragend und bestimmt den Rhythmus dieses (alb-)traumhaften Films.
Autor: Marco Schilke