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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

North Carolina, um 1860: Die Pfarrerstochter Ada (Nicole Kidman) und der einfache Handwerker Inman (Jude Law) sind ein ungleiches Paar, aber ihre Liebe entflammt in Sekunden. Nur einen einzigen leidenschaftlichen Kuss können sie austauschen, bevor der Ausbruch des Bürgerkriegs sie auseinander reißt. Drei Jahre lang kämpft Inman und hütet in all dem Grauen das einzige Foto von Ada wie einen Schatz. Nur ihre Briefe halten ihn am Leben. Als Ada ihn bittet, zu ihm zurückzukehren, wagt der verwundete Inman den schwierigen Weg nach Hause. Als Deserteur zum Abschuß freigegeben, trifft er ein Land der Verwüstung und unerwartete Feinde. Ada, die sich unterdessen mit Hilfe der naturverbundenen Ruby (Rene Zellweger) zu einer selbstbewussten Frau entwickelt hat, ersehnt nichts so sehr, wie Inmans Heimkehr.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bei der Oscarverleihung 1997 gab es einen ganz großen Abräumer: Der englische Patient sahnte satte neun der goldenen Trophäen ab, darunter zwei in den Königskategorien für Bester Film und Beste Regie. Dem Briten Anthony Minghella gelang damit nach drei weitestgehend wenig wahrgenommenen Regiearbeiten somit der ganz große Durchbruch, denn nicht nur in der Award-Season, sondern auch bei der Kritik allgemein und insbesondere beim zahlenden Publikum schnitt sein großspurige Kriegs-Schmonzette erstaunlich gut ab. Das ihm damit ein Crowdpleaser sondergleichen gelungen war, ließ sich relativ schnell erahnen, dass dieses über alle Maßen völlig überkandidelte und dramaturgisch teilweise miserable Machwerk allerdings auch über die Taschentuch- und Groschenroman-Fraktion hinweg solche Begeisterungsstürme auslösen sollte, ist bis heute eines der rätselhaftesten Phänomene der Filmgeschichte.

Nach seiner soliden, aber ebenfalls völlig überschätzten Patricia Highsmith-Adaption Der talentierte Mr. Ripley (kein Vergleich zu der großartigen Erstverfilmung Nur die Sonne war Zeuge) liefert Unterwegs nach Cold Mountain (nach dem gleichnamigen Roman von Charles Frazier) erneut den Stoff, aus dem die ganz großen Oscar-Träume sind und nachdem sich Fans von Der englische Patient vermutlich schon die Finger wund fummeln. Abermals geht es um eine tragische Romanze in den brutalen Wirrungen des Krieges, diesmal allerdings im US-Bürgerkrieg. Dort desertiert der Südstaaten-Soldat Inman (Jude Law, Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse) nach einer schweren Verwundung, um in seine Heimatstädtchen Cold Mountain in North Carolina zurückzukehren. Und insbesondere zu der Pfarrerstochter Ada (Nicole Kidman, Aquaman), die er erst kurz vor seiner Einberufung kennen und lieben gelernt hat. Diese harrt nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters (Donald Sutherland, Ad Astra – Zu den Sternen) völlig allein und im Praktischen lebensunfähig auf der immer weiter verrottenden Farm aus und schmachtet in ellenlangen Briefen verzweifelt nach der Wiederkehr ihres eigentlich nur flüchtig bekannten, aber jetzt schon einzig und allein auserwählten Geliebten. Gut, dass sie Unterstützung von der hemdsärmeligen Ruby (Renée Zellweger, Judy) bekommt, aber das Warten und Bangen auf die Rückkehr des Geliebten ist nicht das einzige Problem in unmenschlich harten Zeiten.

Eins vorneweg: Unterwegs nach Cold Mountain ist – Gott sei Dank – längst nicht so schlimm wie Der englische Patient, aber er tendiert hier und da schon ganz klar in diese Richtung. Was in dem Fall doppelt tragisch ist, denn im Grundsatz bietet dieser Film auch viele sehr interessante Aspekte und durchaus sehr gelungene Momentaufnahmen, die das Ansehen deutlich mehr rechtfertigen als die mit Oscars zugeschüttete Zumutung von einst. Anthony Minghella beherrscht eindeutig das Gespür für große Momente und Kinomagie, zelebriert sie nur leider zu gerne bis in den eigenen Kollaps. Stark ist der Film immer dann, wenn er sich auf die Darstellung des Kriegsszenarios konzentriert, wobei damit ausdrücklich nicht große Schlachten gemeint sind, denn die gibt es bis auf die Eröffnungssequenz gar nicht zu sehen. Die ist aber allein schon beachtlich. Wenn das unbarmherzige und völlig sinnlose Abschlachten eines stupiden Frontkrieges in einem Gemisch aus Schlamm und Blut versinkt, besitzt das eine sehr eindringliche Wirkung. Das drohende Debakel beginnt mit der darauffolgenden Rückblende. Die Ankunft einer scheinbar frisch vom OP-Tisch gerollten Nicole Kidman als entsprechend wenig authentischen Südstaaten-Schönheit des 19. Jahrhunderts, die auf ihren North Carolina-Traumprinz trifft. Gespielt von einem Briten. Obwohl Jude Law tatsächlich gar nicht das Problem ist.

Vielmehr sind es die unzumutbaren Dialog- und Monolog-Zeilen, mit denen sich (meistens) Ada und Inman während der zweieinhalb Stunden (oft im Briefform) immer mal wieder gegenseitig penetrieren, die jeder mexikanischen Telenovela spielend Konkurrenz machen. Da werden Zeilen rausgefeuert, die spotten jeder Beschreibung und geben dem Wort „Pathos“ eine ganz neue Bedeutung. Die Krönung dieses ganzen Unsinns ist die höchstpeinliche „Brunnenszene“, die am Ende natürlich noch einen ganz besonderen Höhepunkt des theatralischen Kitschtheaters ankündigen soll. Allein darauf reduziert ist Unterwegs nach Cold Mountain ziemlich schrecklich und auf einer Soap-Opera Stufe mit Der englische Patient, wenn teilweise nicht sogar noch drüber.

Jetzt kommt allerdings das ganz große Aber: zwischendurch schafft es der Film immer wieder, durch sein grundsätzlich interessantes Szenario, eingefangen in durchwegs grandiose Bilder, und seinem mit fähigen Darsteller*innen beinah obszön überfüllte Cast von dem – gelinde gesagt – schwer zu ertragenen Schmalzfaktor abzulenken. Da werden sehr reizvolle Aspekte des Bürgerkriegs angeschnitten, wie das durch Verarmung und willkürliche Selbstjustiz noch weiter ausufernde Schicksal der Heimgebliebenen, womit ein weiteres, unrühmliches Kapitel dieser dunklen Stunden der USA durchaus intensiv beleuchtet wird. Leider auch das nicht wirklich reflektiert, denn schwarze Figuren tauchen lediglich in Komparsen-Rollen auf. Und das führt zu einem weiteren Kopfschüttler des – auch hier – wieder extremen Hypes. Für sieben Oscars nominiert gab es diesmal nur einen Award, und den auch noch für Renée Zellweger. Nicht nur, das ihre Rolle wirkt wie eine grotesk übersteigerte Parodie (in anderen Jahrgängen und Trendbewegungen wäre sowas auch bei den Razzies siegreich), in der Romanvorlage war sie sogar eine Farbige. Das ausgerechnet das ohne erkennbare Not geändert und auch noch extra ausgezeichnet wurde, ist eigentlich kompletter Hohn.

Fazit

Licht und Schatten sind hier ganz dich beieinander. Handwerklich absolut makellos wird ein in seinem reinen Szenario durchaus interessanter Stoff mit überwiegend hervorragenden (Neben)Darsteller*innen angeboten, der durch seinen maßlos kitschigen Pathos und einige absurde Besetzungsentscheidungen (Zellweger, aber der Oscar hat scheinbar Recht…) aber oftmals ganz hart an der Klippe zum Absturz tanzt. Alles in allem nicht furchtbar und mit seinen Lichtblicken, aber bestenfalls nur eine aufgeblasene Hollywood-Seifenoper der passableren Art.

Kritik: Jacko Kunze

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