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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der 15-jährige Cobain versucht, seine schwangere Mutter von ihrem selbstzerstörerischen Lebensstil abzubringen. Als die sich weigert, schafft er sie in ein abgelegenes Häuschen im Wald, wo sie einen unfreiwilligen Entzug durchleben soll.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Dass unserer Gesellschaft die Gruppe der Jugendlichen zunehmend zu entgleiten droht, zeigen Statistiken zu Jugendheimen, Internet- und Computerspielsucht und Jugendobdachlosigkeit. Angesichts des steigenden Wohlstandes der westlichen Welt ist es nur schwer nachvollziehbar, warum Missbrauch, Gewalt und Verwahrlosung in Familien eher häufiger vorkommt als noch vor einigen Jahrzehnten. In einer Zeit, die durch einen stärker erlebbaren Freiheitsmoment eine steigende individuelle Verantwortung und erhöhte Anforderungen durch die Umwelt mit sich bringt, scheint die Überforderung auch auf den Familienkontext überzuschwappen. Vor dem Hintergrund dieser zunehmenden Belastung und dem zweischneidigen modernen Individualismus kann eine Besinnung auf Bindung und Zwischenmenschlichkeit heilsam sein. Das niederländische Filmdrama Cobain hält seinen Finger direkt in diese Wunde, indem es einem fünfzehnjährigen Jungen auf seinem Weg durch Heime, Pflegefamilien und kriminelle Vereinigungen folgt. Und die Hoffnung hängt dabei stets an der Beziehung zu seiner leiblichen Mutter, mit der er in einen zwischen Liebe und Hass entbrannten Kampf verwickelt ist.

Regisseurin Nanouk Leopold (Oben ist es still) steigt radikal in die Erlebniswelt des vom Leben geforderten Jungen ein. Die Kamera folgt dem von Schauspielneuling Bas Keizer verkörperten Cobain auf Schritt und Tritt. In den zahlreichen stummen Szenen bekommt man die Abgeklärtheit zu spüren, welche der Jugendliche sich als Schutzwall angeeignet hat. Und trotzdem ist ihm in jedem Moment die innerliche Aufgewühltheit anzumerken, die für einen Fünfzehnjährigen mit einem derart schweren Schicksal selbstverständlich ist. Nur in wenigen Momenten bricht es ganz offensichtlich aus ihm heraus, beispielsweise wenn er auf die Anerkennung für seinen „coolen“ Namen die verärgerten Worte erwidert: „Das ist ein Scheiß-Name. Wer heißt schon gerne wie einer, der sich in den Kopf geschossen hat!“ Und trotzdem ist die Person, die ihm den Namen gegeben hat, die wichtigste in seinem Leben. Immer wieder kehrt er zu seiner drogensüchtigen, hochschwangeren Mutter (Naomi Velissariou, Out of Love) zurück und sorgt sich um ihr Wohlergehen. Sinnbildlich für die Beziehung zu ihr kann der eng umschlungen geführte Kampf zwischen zwei Spinnen gesehen werden, den die beiden in einem Moment der Ruhe gemeinsam beobachten. Sohn und Mutter können nicht miteinander und nicht ohne einander.

Ähnlich wie schon die ebenfalls niederländische Produktion The Broken Circle (2012) fährt Cobain alles an sozial-realistischer Tragik auf, was es so gibt. Dabei stellt sich auch hier die Frage, inwiefern die ausufernde Tragik des Einzelschicksals noch in der Realität verankert ist. Die drastische Darstellung ist ein wirksames Mittel des fiktiven Spielfilms, doch ist die Schilderung des absoluten Schreckensszenarios wirklich immer vonnöten? Immerhin vergisst der Film in seinem unter die Haut gehenden Finale nicht den so bitter nötigen Hoffnungsmoment. Was er stattdessen vermissen lässt, ist ein erzählerischer Fokus. So springt das von Stienette Bosklopper verfasste Drehbuch von einer Episode zur nächsten, ohne dabei der Zuspitzung der Mutter-Sohn-Beziehung genügend Raum zu geben. Die Umwege der Erzählspur wirken wie Lückenfüller. Und doch folgt man dem scharfen Blick der Regisseurin für das unzerstörbare und zuweilen unergründliche Band zwischen zwei Menschen nicht ungern.

Fazit

Das niederländische Drama „Cobain“ hat wenig und doch so viel mit dem berühmten Sänger der Band Nirvana zu tun. Zwar wurde der fünfzehnjährige Protagonist lediglich nach ihm benannt, doch geht das schwere Schicksal des Jungen ähnlich zu Herzen, wie das seines Namensvetters. Dabei beweist Regisseurin Nanouk Leopold sowohl ein glückliches Händchen bei der Besetzung ihrer Hauptrollen als auch bei der intensiven Inszenierung einer ungewöhnlichen Mutter-Sohn-Beziehung. Ganz stark ist der Film, wenn die Dialoge verstummen und sich die stürmischen Wogen der Innenwelt des Jugendlichen in Gestik und Mimik widerspiegeln.

Kritik: Jonas Göken

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