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Inhalt

Einst war Cheyenne ein gefeierter Rockstar. Jetzt ist er 50 Jahre alt und sieht immer noch so aus wie damals, ein Goth mit schwarzen, toupierten Haaren, weiß geschminktem Gesicht und rotem Lippenstift. Seit Jahren lebt er zurückgezogen mit seiner Frau Jane (Frances McDormand) in einer Villa in Dublin, immer sachte schwankend zwischen gepflegter Langeweile und nagender Depression. Der Tod seines Vaters, mit dem er seit 30 Jahren nicht gesprochen hat, führt ihn zurück nach New York. Dort erfährt er von der Besessenheit seines Vaters: Rache zu nehmen für eine schwerwiegende Demütigung, die er erfahren musste. Cheyenne beschließt, die Suche seines Vaters fortzuführen. Und begibt sich auf eine Reise, die ihn ins Herz der USA und zu sich selbst führt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der italienische Regisseur Paolo Sorrentino, der vor allem für seine La Dolca Vita- Hommage La Grande Bellezza bekannt sein dürfte, gab mit Cheyenne – This Must Be the Place 2011 sein internationales Debüt. Auch in internationalen Gewässern blieb sich der Regisseur dabei treu und widmet sich zum wiederholten Male der Geschichte eines einzelnen Mannes. War es drei Jahre zuvor noch der ehemalige italienische Politiker Giulio Andreotti, so beschäftigt er sich hier mit dem fiktiven Rockstar Cheyenne. Mehr oder weniger fiktiv, denn die realen Bezüge sind kaum von der Hand zu weisen. Rein optisch ist Cheyenne beinahe ein Ebenbild von Robert Smith (The Cure), sein Name selbst stammt aus einem Song der Talking Heads. Verkörpert wird die Kunstfigur dabei von Sean Penn, der die ungewohnte Rolle mit Bravour meistert.

Auf den ersten Blick könnte Cheyenne ein entspanntes und friedliches Leben genießen. Er hat mehr Geld, als er ausgeben kann, wohnt mit seiner liebevollen Frau in einer opulenten Villa und hat dazu noch eine Handvoll zugegebenermaßen etwas seltsamen Freunden. Doch bereits sein optisches Erscheinungsbild macht deutlich, dass der ehemalige Rockstar in der Vergangenheit lebt. Selbst 20 Jahre nach Karriereende schminkt und kleidet er sich so als würde er gleich auf die Bühne stürmen, seine Bewegungen sind langsam und seine Stimme kommt nur leise und abgehackt aus seinem Mund. Die Erscheinung eines gebrochenen und depressiven Mannes. In diesem labilen Zustand reist Cheyenne zu seinem sterbenden Vater, per Schiff versteht sich, schließlich hat er Angst vorm Fliegen.

Der Tod seines Vaters ist der Startschuss für einen sehr eigenartigen Roadtrip durch Amerika. Er begibt sich auf die Jagd nach einem ehemaligen SS-Aufseher, der seinen Vater früher im KZ Auschwitz gedemütigt hat. Jedoch stellt sich die Suche als äußerst schwierig heraus und jede Etappe bringt ihn nicht nur seinem Ziel, sondern auch sich selbst näher. Er muss sich der Vergangenheit stellen, die des SS-Aufsehers und seiner eigenen. Einziger Kritikpunkt bleibt wohl die etwas fragwürdige Thematisierung der Nazivergangenheit als Katalysator für die Sinnsuche des Protagonisten.

Als Mittel zum Zweck wirkt die Geschichte des ehemaligen SS-Aufsehers teilweise deplatziert, erfüllt wiederum aber auch ihre Aufgabe und konfrontiert den Protagonisten mit der Vergangenheit. Dass einige Elemente doch sehr an den Haaren herbeigezogen wirken, stört kaum, denn unter Sorrentinos gekonnter Regie verkommt die Skurrilität nie zum Selbstzweck. Die bizarren Szenarien bleiben stets Ausdruck des amerikanischen Zeitgeistes. Popkulturelle Anspielungen und feinfühliger Humor stehen melancholischen Momenten gegenüber, Sorrentino schafft den oftmals schwierigen Spagat zwischen Humor und Dramatik. Allgegenwärtig umgibt den Film eine ganz eigene Atmosphäre. Musik und Szenerie gehen ineinander über, die Landschaften im Hintergrund wirken wie Postkartenmotive. Wie gewohnt ist sein Film dadurch vor allem ein sensorischer Genuss, erzählerisch von fließender Natur, ist es in erster Linie die Inszenierung, die das Narrativ vorantreibt.

Fazit

„Cheyenne – This Must Be the Place“ ist ein skurriles und fantasievolles Roadmovie, das zu keinem Zeitpunkt sein eigentliches Ziel aus den Augen verliert. Unter den bizarren Begegnungen und verrückten Augenblicken liegt eine klare Erzählstruktur, in der sich der titelgebende Protagonist mit seinem Leben und seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss. Dabei passen die eigensinnigen Elemente perfekt zusammen und verleihen dem Film dadurch eine ganz besondere Dynamik.

Kritik: Dominic Hochholzer

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