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Inhalt

Fred und Mick, beide schon fast achtzig, sind zwei alte Freunde, die einen gemeinsamen Urlaub in einem hübschen Hotel in den Voralpen verbringen. Fred, ein pensionierter Komponist und Dirigent, hat keinerlei Ambitionen, seine aufgegebene Musikerkarriere wieder aufzunehmen, während der Regisseur Mick immer noch arbeitet und unbedingt das Drehbuch für seinen neusten Film fertig zu bekommen. Beide wissen, dass ihre Tage gezählt sind und beschließen, ihre verbleibende Zeit gemeinsam zu verbringen. Doch niemand außer ihnen scheint es zu kümmern, dass die Uhr abläuft.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Fred Ballinger (Michael Caine, »Interstellar«) dirigiert nicht mehr. Als Dirigent wie Komponist ist er eine Legende, die Queen persönlich wünscht sich, dass er für sie noch einmal seine gefeierten »Simple Songs« dirigiert — aber das will Fred nicht. Er hat mit seinem Arbeitsleben abgeschlossen, jener Zeit, in der er seine geliebte Frau an seiner Seite hatte. Jetzt sind seine Tage erfüllt von der luxuriös inszenierten Langeweile eines Schweizer Kurhotels.

Anders dagegen hält es Freds langjähriger Freund Mick (Harvey Keitel, »The Grand Budapest Hotel« ), ein einst gefeierter Regisseur, der — umgeben von aufstrebenden jungen Talenten — an seinem neuesten Drehbuch arbeitet. Sein Testament soll das werden, sein künstlerisches Vermächtnis, und eine weitere Glanzrolle für die Diva Brenda Morel (Jane Fonda), für deren Karriere sich Mick maßgeblich verantwortlich glaubt.

Und dann ist da noch Lena (Rachel Weisz, »Das Bourne-Vermächtnis«), Freds Tochter, die wie aus dem Nichts von ihrem Ehemann — Micks Sohn — verlassen wird und nun ebenfalls Zuflucht im Luxushotel sucht, wobei sie nicht nur ihrer eigenen Zukunft nachspürt, sondern auch zusehends mit ihrer Vergangenheit abrechnet und Fred dazu zwingt, sich seinen alten Fehlern zu stellen.

»Ewige Jugend« entfaltet sich im Wesentlichen rund um diese drei Schicksale, erzählt aber weniger ihre Geschichte, als vielmehr einfach ihrem Fluss zu folgen. Man könnte beinahe sagen, dass die Alltagsroutine des Kurhotels als vierter Protagonist nahezu gleichberechtigt neben den Menschen steht, so sorgfältig ist sie in Szene gesetzt: wirkungsvoll komponierte Bilder, für die der Film sich ausgiebig Zeit nimmt und in denen die zähflüssige, in hohem Maß ritualisierte Routine des Hotelbetriebs sicht- und spürbar wird. Das kratzt bisweilen an der Grenze zum Absurden und hat mitunter sogar atmosphärische Anklänge ans »Grand Budapest Hotel«. Surreale Traumsequenzen tragen ihren Teil dazu bei.

Überhaupt ist »Ewige Jugend« in erster Linie ein cineastischer Augenschmaus. Bildkomposition, Farben, Licht und Klang werden genüsslich zelebriert, und nicht von ungefähr gehören zu den stärksten Momenten des Films zahlreiche wortlose Szenen — wenn etwa Fred gedankenverloren am Rand einer Almwiese sitzend ein Konzert aus Kuhglocken dirigiert. Dass der Film solchen Sequenzen ihre Zeit einräumt, ist ganz klar eine seiner Stärken.

Dieser Fokus auf visueller Ästhetik, auf der tiefen Bedeutsamkeit der Bilder, steht dem Film aber gleichzeitig im Weg, wenn es um die emotionale Zugänglichkeit geht. Eigentlich sollte es nicht weiter schwer sein, Sympathie für die Hauptfiguren zu empfinden, die in gewisser Weise alle mit ihrer Zukunft hadern, sie entweder ganz zu verneinen suchen oder einen Wendepunkt ignorieren. Dazu trägt auch die schauspielerische Leistung bei: Ein Höhepunkt des Films ist eindeutig das Zusammenspiel von Caine und Keitel, die mit warmherziger Tiefe eine jahrzehntelange Freundschaft glaubhaft darzustellen wissen.

Dass dennoch immer eine spürbare Distanz bleibt, mag vom Regisseur sogar beabsichtigt sein und fällt auch nicht durchgängig ins Gewicht. Schließlich ist der Film bevölkert mit seltsamen Gestalten wie dem exzentrischen Schauspieler Jimmy Tree (Paul Dano, »12 Years a Slave«), der damit hadert, ausgerechnet für seine anspruchsloseste Rolle am bekanntesten geworden zu sein, oder einem einstigen, eindeutig als Parodie Maradonas angelegten südamerikanischen Fußballstar mit einem riesenhaften Marx-Tattoo auf dem Rücken — Gestalten also, deren Präsenz genug unterhält und Interesse weckt, um darüber hinwegsehen zu können, dass sie charakterlich doch eher blass bleiben. Eine eindrucksvolle Ausnahme bildet Jane Fondas Kurzauftritt als alternde Diva, in dem sie ihrer Figur binnen einer einzigen Szene so lebendig und überzeugend wirken lässt, dass es eine wahre Freude ist.

Problematisch wird der teils fehlende Zugang zu den Figuren wiederum an den Stellen, an denen sich »Ewige Jugend« mit seinem Streben nach Bedeutsamkeit selbst im Weg steht. Das ist vor allem in den Dialogen spürbar. Wiewohl es hier gleichermaßen philosophische wie humorvolle Juwelen gibt, wirken andere Gesprächssequenzen künstlich und aufgesetzt. Und das ist schade, denn dadurch verheddert der Film sich in seinem eigenen, zu penetrant formuliertem Anspruch und verschenkt gerade in diesem Übereifer Potenzial.

Obwohl »Ewige Jugend« vor allem dank seiner Charaktere und eben der gelungenen visuellen Umsetzung an keiner Stelle unangenehme Längen hat, fällt es doch auf, dass die Handlung bestenfalls einen sehr sanften Sog entwickelt. Diese Entspanntheit steht dem Film einerseits gut zu Gesicht, andererseits sorgt sie aber auch dafür, dass er im Prinzip vorbei zu sein scheint, bevor er ganz angefangen hat. Obwohl es einen roten Faden gibt, überwiegt der episodenhafte Charakter — bis sich am Ende erweist, dass lose Fäden zusammengeführt und offene Fragen gekonnt aufgelöst werden.

Und so ist »Ewige Jugend« insgesamt ein Film, der nicht nur sehr schön anzuschauen ist, sondern auch zu unterhalten und in einigen Momenten wirklich zu berühren weiß, ganz besonders, wenn Fred Ballingers Geheimnis zuletzt gelüftet wird. Den ausdrucksstarken Bildern, der mit einer Mischung aus Melancholie und feinem, augenzwinkerndem Humor erzählten Geschichte und einem in seiner Schrulligkeit liebenswerten Charakter-Ensemble steht lediglich eine gelegentliche Überdosierung an gezwungen wirkendem Tiefgang und übertrieben betonter Symbolhaftigkeit gegenüber. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen und hätte den Rest des Films noch deutlich stärker wirken lassen. Wer sich damit arrangieren kann und sich die Zeit nimmt, in eine bizarre Parallelwelt irgendwo zwischen sonnendurchfluteten Almwiesen und halbdunklen Hotelkorridoren einzutauchen, wird an »Ewige Jugend« gewiss Freude haben.

Fazit

 »Ewige Jugend« überzeugt in weiten Teilen durch atemberaubend schöne Bildsprache, interessante Figuren und einen feinen Humor, gräbt sich aber mit seinem Hang zu besonders bedeutungsschwangeren Dialogen gleichsam selbst das Wasser ab. Dadurch entfaltet der Film letztlich weniger Kraft, als aus seinen Einzelzutaten heraus möglich gewesen wäre, und verlässt sich stellenweise zu sehr auf die polierte Fassade denn auf tatsächlichen Tiefgang. Abgesehen von diesen Mankos aber durchaus intelligent inszeniert und sehenswert.

Kritik: Sabrina Železný

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