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Inhalt

In der nahen Zukunft werden Verbrechen mit Hilfe von Polizei-Robotern bekämpft, die kompromisslos gegen die Bevölkerung vorgehen. Doch die Menschen beginnen allmählich, sich zu wehren. Als einer der Polizei-Droiden, Chappie, gestohlen und neu programmiert wird, wird er der erste Roboter, der die Fähigkeit hat, eigenständig zu denken und zu fühlen. In den Augen der mächtigen Elite stellt dieser Roboter eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und die gesamte Menschheit dar. Und so wird mit allen Mitteln versucht, sicher zu stellen, dass Chappie der Letzte seiner Art ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ist Neill Blomkamp ein One-Hit-Wonder? Diese Frage stellten sich wohl die meisten „District 9-Fans nach dem zwar schicken und unterhaltsamen, aber inhaltlich doch arg enttäuschenden „Elysium“. Nach gerade Mal zwei Filmen eine schwere Frage ohne Antwort, die kurzerhand auf Blomkamps dritten Film „Chappie“ verschoben wurde. Dieser solle nun ein für alle Mal klarstellen, ob „District 9“ nur ein faszinierender Einzelfall war, oder ob Blomkamp der Regisseur ist, der Anspruch und Tiefe endlich ins Blockbuster-Actionkino einführen wird. Doch auch eine andere Frage drängt sich auf: Soll Blomkamp wirklich nur in diese (zugegeben schmeichelhafte) Schublade geschoben werden? Jeder Film vom Südafrikaner hat plötzlich automatisch den Anspruch eine tiefe, gesellschaftskritische Botschaft mit sich bringen zu müssen. Ist es Blomkamp also überhaupt möglich mal einen stylischen, oberflächlichen Over-The-Top-Actionfilm zu drehen, ohne dass dieser unter den Augen der Blomkamp-Fans zerrissen wird? Das wird sich in nächster Zeit zeigen: Denn „Chappie“ ist genau so ein reinrassiger, absurder Over-the-Top-Actioner, der hier und da zwar kritische, existenzielle und gar transzendentalphilosophische Fragen anklingen lässt, diese aber eher zweitrangig behandelt. Im Vordergrund steht hier der Spaß am Überzogenen.

In den ersten fünf Minuten führt Blomkamp uns à la „District 9“ via Nachrichtenreports und Interviews in seine neue Welt ein. Johannesburg (bzw. Jo-Burg) wird von kühlen, unbesiegbaren Polizeirobotern regiert, das Verbrechen sinkt zwar erheblich, die Wandlung zum Polizeistaat scheint aber unwiderruflich vollzogen. In diese Welt wirft Blomkamp den sympathischen Nerd Deon (Dev Patel) und seinen Versuch einen dieser Roboter mit einem echten menschlichen Bewusstsein auszustatten, sozusagen eine neue Stufe in der Evolution zu erreichen und damit das menschliche Bewusstsein selbst zu ergründen, was bei vielen anderen Mitarbeitern natürlich auf Unverständnis stößt und gar zu existenzieller Angst avanciert. Wer sich nun aber eine echte Vertiefung dieser Aspekte in „Chappie“ erhofft, wird zwangsläufig von diesem Film enttäuscht werden. Blomkamp und Partnerin Terri Tatchell ("District 9") schneiden diese Fragen zwar immer wieder an und eröffnen so den ein oder anderen interessanten Diskussionspunkt, im Mittelpunkt steht aber das familiäre Verhältnis des Gangsterpaars Yo-Landi (Yo-Landi Visser) und Ninja (Watkin Tudor Jones) zu ihrem „Baby“ Chappie sowie Chappies moralische Erfahrung einer brutalen Welt. Hier haben wir es also eher mit einer mechanischen Coming-of-Age-Story zu tun, als mit einer weitreichenden Exposition von Bewusstsein und Menschlichkeit.

Und wer sich damit zufrieden geben kann, wird mit 2 sehr unterhaltsamen Stunden Film belohnt. Blomkamp ist ein großartiger visueller Regisseur, was auch an „Chappie“ immer wieder deutlich wird. Wunderbare Kamerafahrten, großartige, realistische Panoramen der Johannesburger Slums und rabiate Actionsequenzen. Man kann Blomkamp einen gewissen Hang zum visuellen Pathos da gar nicht absprechen (Zeitlupe ahoi), dieser harmoniert mit der Atmosphäre des Films aber immer absolut nachvollziehbar. Und trotz Blomkamps erneut sehr homogener und immersiver Mixtur aus futuristischem und realistischem Design, ist die Trennung von Realismus und Fiktion hier viel deutlicher, als zum Beispiel bei "District 9". Im Zuge der total überzogenen Figuren und der fast märchenhaft anmutenden Geschichte, hat man nämlich mehr das Gefühl in einem leicht verträumten Fantasyfilm zu sitzen, als in einem brutalen, kompromisslosen Blick auf die Realität unserer Welt.

Verkörpert werden diese Figuren dabei von einer ansehnlichen Darstellerriege. Dev Patel ("Slumdog Millionär") fügt sich sowohl optisch, als auch darstellerisch super in seine widersprüchlich angelegte Rolle des tolpatschigen Schöpfers ein, während auch die beiden Hirnies von „Die Antwoord“ ihre Rollen mit ausreichend Präsenz erfüllen. Wirklich großartig ist von den beiden keiner. Da sie im Prinzip aber nur Abbilder ihrer realen Persönlichkeiten mimen, nimmt man dem Pärchen die Gangsterrollen doch ziemlich gern ab. Teils schießt Blomkamp aber über das Ziel hinaus, lässt „Chappie“ fast wie ein „Die Antwoord“-Musikvideo wirken und glorifiziert ihre Charaktere (auch die reale Musikgruppe) wo es nur geht. Das hat man schonmal unterschwelliger erlebt. Daneben tritt noch Hugh Jackman ("Wolverine") als Fiesling Vincent Moore auf, der zwar einen immensen Spaß an seiner Bösewicht-Rolle mitbringt, aber leider kaum Tiefgang erfährt. Sigourney Weaver ("Paul") bleibt zudem ihrer Rolle aus  „Exodus“ treu und ist im Film so gut wie nie zu sehen. Star des Films bleibt Sharlto Copleys ("Oldboy") Motion-Capturing von Chappie selbst, das Andy Serkis Gollum-Darstellung durchaus Konkurrenz macht. Chappie ist es auch, der von den Charakterem am ehesten einen Tiefgang erfährt. Der Rest, vor allem die Gegenspieler, bleiben leider absolute Schwarz-Weiß-Malerein und damit ziemlich blass.

„Chappie“ hat zudem ab und an ein paar Probleme mit seinem Pacing. Dies liegt aber vor allem daran, dass anfangs noch mit Gewalt versucht wird ein paar tiefgründige und gesellschaftskritische Züge in die Geschichte zu pressen, die dementsprechend fast ein wenig lustlos abgespult werden. „Chappie“ ist aber ein viel einfacherer Film, mit viel weniger Anspruch als seine Vorgänger, der in Sachen Inszenierung und Action immer wieder ordentlich auf die Tube drückt und bei dem, trotz der ernsten und dramatischen Aspekte, der Spaß am Sehen im Vordergrund steht. Hervorgehoben sei hier auch Hans Zimmers basslastige musikalische Unterlegung, die  fast wie eine bösere und brutalere Version seines „Interstellar“-Soundtracks wirkt. Technisch bleiben da keine Wünsche offen.

Am Ende ist „Chappie“ also eine Frage der Erwartung. Wenn man sich mit einem im Ansatz kritischen, aber eher abgefahrenen Actionfilm begnügt, wird man vermutlich auf seine Kosten kommen. Zuschauer, die hier ein in Sachen Tiefe ein weiteres „District 9“ erwarten, werden aber enttäuscht den Saal verlassen. Den einzigen wirklich interessanten, philosophischen Diskussionspunkt eröffnet uns „Chappie“ mit seinem Ende, welches sicherlich die Geister scheiden wird. Der Rest ist laut, vulgär und pathetisch. In meist positiver Manier.

Fazit

Wenn man das Presseheft zu Neill Blomkamps „Chappie“ aufschlägt, dann schreit jeder Satz fast vor Tiefgang und sozialem Bewusstsein, welches Blomkamp mal wieder an den Tag gelegt hätte. Bei der Sichtung des Films wirkt „Chappie“ aber viel mehr wie ein reinrassiger, kleiner Sci-Fi-Actioner, der auch gar nicht den Anspruch hat mehr als unterhalten zu wollen. Und das tut der Film auf alle Fälle. Die großartige Visualität, der brutale Soundtrack und die hübschen Actionsequenzen entführen den Zuschauer in eine (erneut) sehr glaubhafte und doch vollkommen abgefahrene Zukunft, die vor Pathos gerade so strotzt und dabei eine sympathische Robo-Coming-Of-Age-Story erzählt. Gesellschaftskritik und Transzendentalphilosophie werden dabei immer wieder angeschnitten, sind aber eher plakativer Natur und ohne Zweifel zweitrangige Versatzstücke einer viel persönlicheren, kleinen Geschichte. Und das macht „Chappie“ zu einem unterhaltsamen, wenn auch vergleichsweise oberflächlichen Film, bei dem Blomkamp zum Großteil einfach mal aufs Spaßpedal drückt.

Kritik: Thomas Söcker

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