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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sie blieben die ganze Nacht wach und unterhielten sich in Julias Zimmer. Sie erzählte ihm von Palästen, Burgen, Diamanten und all dem Gold, das sie gesehen hatte. Sie erzählte ihm, was nach dem Tod geschah. Affine hörte wortlos zu, geblendet von all diesen Dingen, von denen er noch nie gehört hatte.

Kritik

Eines erfasst Virgil Vernier (Poliezei) in seiner introvertierten Impression, nämlich das anderweltliche Air existenzieller Entfremdung und luxuriöser Leere. Die verschluckt den in der Nebensaison seltsam verlassenen Schauplatz Monaco ebenso wie wohl auch Locarno nach Ende der Filmfestspiele, in deren Wettbewerb die essayistische Elegie ihre Premiere feiert. Doch die als mondäne Metapher der emotionalen Einsamkeit des perspektivlosen Protagonisten in Szenen subtiler Schwermut gesetzte Atmosphäre eines diffusen Defizits ist auch ein karger Inhalt für die elegische Charakterstudie.

Die lässt sich auf der Suche nach Sinnhaftigkeit nicht von Ereignissen leiten, sondern Eindrücken. Der omnipräsente Druck ökonomischer Notwendigkeit in einer Umgebung materiellen Überflusses, in der High-Class Escort Afine (Zakaria Bouti) seinen materialistischen Klientel findet. Das schale Gefühl individueller Austauschbarkeit als amouröse Ablenkung von der schemenhaften Sehnsucht, die an den Superreichen genauso nagt wie an dem verschlossenen Hauptcharakter. Dessen Mangel an Initiative, die ihm sowohl sein Freundeskreis als auch die Kundschaft vorhält, macht ihn zum phlegmatischen Flaneur. 

Als gegenwärtiges Gespenst der Bohemiens, die eine unspezifische Wehmut zu autoaggressiver Abgrenzung von ihrer Umwelt treibt, sieht Afine das Leben an sich vorbeiziehen, ohne selbst daran teilzuhaben. Mahnungen an das Zerrinnen der Zeit sind allgegenwärtig, sei es in Form von Übergangsriten, einer bedrückten Neujahrsfeier oder verbalen Erinnerungen an die Flüchtigkeit der Jugend. Diese und die mit ihr verbundenen Möglichkeiten ziehen Afine womöglich zu der kindlichen Brandstifterin Julia (Victoire Kong), deren Beziehung zu ihm so unergiebig bleibt wie die melancholischen Motive.

Fazit

Selbst die überschaubare Laufzeit von knapp unter 80 Minuten vermag Virgil Vernier kaum zu füllen, weder auf dramatischer noch auf psychologischer Ebene. Kommt es auf zweiter endlich zu einem wahrnehmbaren Wandel, bricht die intuitive Inszenierung ab, bevor daraus konkrete Konsequenzen folgen. Die Apathie des undurchsichtigen Protagonisten wird zum szenischen Spiegel des ermüdenden Mangels dramaturgischer Substanz. Hypnotisiert von der physischen Präsenz des sensiblen Hauptdarstellers, verliert sich das melancholische Mosaik in einer Welt vergessener Versprechen und toter Träume.

Kritik: Lida Bach

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