11 Jahre ist es nun her, dass ein kleiner roter Rennwagen die Kinos im Sturm eroberte. Die Geschichte des arroganten Lightning McQueen, der in einer verschlafenen Kleinstadt die wahren Werte des Lebens kennen lernt, gewann zwar keinen Blumentopf für ein außerordentlich originelles Drehbuch, doch dank der sympathischen Charaktere und der liebevoll gestalteten Welt konnte Cars an den Kinokassen sowohl Kritiker, wie auch reguläre Besucher überzeugen. Der zweite Teil versetzte unsere Helden dann in ein turbulentes Spionage Abenteuer, was eher auf gemischte Reaktionen stieß. Mit dem dritten Teil, Evolution, kehrt das Franchise daher zu seinen Wurzeln zurück, doch diesmal hat sich das Blatt entscheidend gewendet. Lightning McQueen war bereits im ersten Film ein Superstar der Nescar Welt, der augenscheinlich ohne große Anstrengung einen Sieg nach dem Anderen holte. Doch wie im echten Leben, verändert sich auch die Welt von Cars zugunsten neuer Technologie. Schnellere Autos, die auf virtuellen Pisten trainieren, lösen nach und nach alle Freunde von Lighning ab und schon bald ist er der einzige Oldtimer, der zwischen einer Horde Jungspunde an den Start geht. Angetrieben von seinem Ehrgeiz, fährt er schließlich über sein Limit, was zu einem schweren Unfall führt. Der Crash, der bereits in den ersten Trailern zu sehen war, ist packend inszeniert und geht echt an die Niere. Der Kern eines guten Sportdramas ist die emotionale Verbindung zum Protagonisten und obwohl die Figuren in Cars Autos mit großen Kulleraugen sind, fiebert man mit dem Schicksal von McQueen genau so mit, wie etwa mit dem von Rocky.
Was folgt ist ebenfalls typisch für Sportdramen, eine lange Genesungsphase, in der sich unser Held mit der neuen Technologie auseinander setzen muss. Zeitgleich wird mit der kessen Trainerin Cruz Ramirez eine neue Figur eingeführt. Ramirez ist erpicht darauf den alten McQueen wieder auf das Podium zu bringen, doch der Generationskonflikt scheint zunächst jegliche Kommunikation zwischen den Beiden unmöglich zu machen. Während die junge Cruz auf computergestützte Telemetrie, windgeschützte Laufbänder und fernöstliche Entspannungsübungen setzt, möchte Lightning einfach nur auf seiner alten Schotterpiste trainieren. Die Figur von Ramirez bietet einen schönen Gegenpool zum hitzköpfigen McQueen, da sie in ihrem Trainingszentrum stets einen kühle Kopf bewahrt und den Ton angibt. Zeitgleich steht sie auch für die junge Generation, die als Kind mit den Rennen von McQueen groß geworden sind. Eine unmissverständliche Parabel auf die Kinobesucher, da die Generation der 2000er nun langsam zu jungen Erwachsenen heran reift. Darüber hinaus verkörpert die junge Ramirez den bereits angesprochen Generationskonflikt. Während heutzutage jeder Athlet von einem Experten Team betreut wird und jeder Muskel sein ganz individuelles Trainingsprogramm erhält, stammt Lightning aus einer Zeit, in der man sich noch sprichwörtlich die Hände, beziehungsweise Felgen, schmutzig gemacht hat. Zusammen müssen die Beiden erst lernen, das die unterschiedlichen Philosophien ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile besitzen. So gerät Ramirez etwa furchtbar ins straucheln, als sie zum ersten Mal in der freien Natur fährt, während der Dickkopf McQueen sich eingestehen muss, dass sein alt bewährtes Training nicht ausreicht, um die neuen Kontrahenten zu schlagen. Im Vergleich zu vielen anderen Nebencharakteren im Universum ist Ramirez zum Glück nicht bloß ein Mittel zum Zweck, sondern eine höchst interessante Figur, mit einer glaubhaften Hintergrundgeschichte. Ebenfalls passend zum etwas ernsteren Tonfall des Films, ist der recht überschaubare Humor. Natürlich ist Cars am Ende des Tages immer noch ein Kinderfilm und da gehören ein paar flapsige Sprüche und ein bisschen Slapstick eben dazu. Dennoch nimmt sich der Film angemessene Zeit, um auch die ruhigen Momente zu würdigen, von denen es weitaus mehr gibt, als noch in Teil 2. Dies liegt auch daran, dass der fröhliche Abschleppwagen Hook, der in seiner Popularität nur von unserem Protagonisten überholt wird, kaum Screentime bekommt. Manchen Fans wird dies sicherlich nicht schmecken, doch in der leicht bedrückten Welt von Cars 3 wäre Hook schlicht und ergreifend deplatziert.
Der größte Kritikpunkt an Cars 3 betrifft im Grunde nur das Drehbuch, welches zwar eine gute Geschichte erzählt, zu der bekannten Thematik aber weder einen neue Ebene hinzufügt, noch durch besonders unvorhergesehenen Wendungen punkten kann. Natürlich ist das Meckern auf hohem Niveau, schließlich hat die primäre Zielgruppe von Cars in der Regel noch keine langjährige Erfahrung mit Spielfilmen, sodass eine abgedroschenen Klischees durchaus verzeihbar sind. Letzten Endes unterhält der Film über seine volle Laufzeit und darauf kommt es ja schließlich an.