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Die von den hochentwickelten Kree zur Soldatin ausgebildete Vers alias Captain Marvel (Brie Larson) stürzt nach einem Kampf im Weltraum auf die Erde ab. Gerade noch hat sie mit der Elite-Einheit Starforce und dem charismatischen Anführer Mar-Vell (Jude Law) für die Sicherheit im All gekämpft, nun ist sie auf einem fremden Planeten, der ihr dennoch merkwürdig vertraut vorkommt. Denn sie wird von Visionen und Träumen geplagt, die auf ein früheres Leben auf der Erde hindeuten. Als sie auf den jungen S.H.I.E.L.D.-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) trifft, macht sie sich mit diesem daran, das Geheimnis ihrer Herkunft zu entschlüsseln und erfährt, dass ihr bürgerlicher Name Carol Danvers ist und sie ursprünglich von der Erde stammt. Diese gilt es auch gleich zu verteidigen. Denn: Die Erzfeinde der Kree haben den Planeten infiltriert. Ein Spionage-Trupp der außerirdischen Rasse der Skrull hat sich unter Führung des skrupellosen Talos (Ben Mendelsohn) dank ihrer Gestaltenwandlerfähigkeiten komplett unbemerkt auf der Erde breit gemacht und bereitet dort eine Invasion vor. Fury und Danvers müssen sich zusammenraufen, um ihre Heimat zu retten.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nicht gerade wenige sind gespannt auf Captain Marvel. Zum einen ist es der erste Solofilm einer Superheldin des Marvel Cinematic Universe (MCU), zum anderen ist es der letzte Film des Franchise vorm großen Finale in Form von Avengers 4: Endgame, der nur sieben Wochen nach Captain Marvel in die Kinos kommt. Das Interesse an der Heldin ist vor allem auch deswegen groß, weil Avengers: Infinity War letztes Jahr mit einem klaren Verweis auf ihre Wichtigkeit im Kampf gegen Thanos (Josh Brolin, Sicario) endete. In ihrem Spielfilmdebüt steht aber klar ihre Origin-Geschichte im Zentrum, die im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen des MCU, etwa Thor oder Doctor Strange, anders gehabt wird.

Als Zuschauer wird man bei Captain Marvel sofort ins kalte Wasser geworfen. Statt am wirklichen Startpunkt der Geschichte beginnt man gleich Mittendrin. Die Narration entwickelt sich von dort vorwärts und zurück und gibt somit die Wurzeln der Kriegerin Vers frei, die für Mar-Vell (Jude Law, Spy - Susan Cooper Undercover) und sein Team, darunter Guardians of the Galaxy-Gegenspieler , gegen die Skrull zu Felde zieht, eine Alienrasse die durch die Fähigkeit des Formwandelns eine Gefahr für die Galaxis darstellen. Diese Art der Erzählung ist für einen Marvel-Film ungewohnt und tatsächlich irritiert sie vor allem innerhalb des ersten Aktes mehr, als dass sie frischen Wind in den Superhero-Origin-Alltag bringt.

Wenn der Film erst einmal sich erzählerisch eingegroovt hat, wird endlich klar, wo seine Stärken liegen. Da wäre zum einen Oscar-Preisträgerin (Raum) als Titelheldin. Im Vorfeld waren einige Stimmen unsicher, ob es ihr gelingt den Film auf ihren Schultern zu tragen. Unbegründete Zweifel. Zum einen ist Larson nicht erst seit ihrem Oscar-Gewinn eine talentierte Schauspielerin (man denke nur das Indie-Drama Short Term 12 - Stille Helden), zum anderen füllt sie ihre Superhelden-Rolle kompetent aus. Anders als andere Figuren in Captain Marvel besitzt die Hauptfigur einen sichtbaren Charakter, der sich entwickelt. Diese Entwicklung geschieht zwar auf fest abgesteckten Bahnen und lässt wenig Freiraum für Überraschungen, aber wenigstens gibt es eine Vorwärtsbewegung und das, obwohl große Teile des Films Mitte der 1990er Jahre spielt.

Diese zeitliche Verortung lässt dem Film natürlich viel Spielraum für nostalgische Frontalangriffe und tatsächlich, auf den ersten Blick gibt es allerlei Anspielungen auf das Jahrzehnt von Tamagotchis, Grunge und den ersten Handys. Das Regie-Duo und (It's Kind of a Funny Story) verfällt aber nicht dem Irrglauben, dass diese 90s-Vibe der Kern des Films sein muss. Mal abgesehen vom Soundtrack und vereinzelten Produktplatzierungen im Hintergrund hätte Captain Marvel auch problemlos in den 1980ern oder auch der Gegenwart funktioniert. Anders ausgedrückt: Der neue MCU-Blockbuster ist zum Glück keine reinrassiges Retro-Huldigung.

Was Captain Marvel hingegen deutlich adressiert, ist dass es sich hierbei um eine Heldin handelt. Auch dabei verzichten die Macher darauf, es ihrem Publikum die Kehle herunter zu rammen. Dennoch wird es immer mal wieder thematisiert. Mal gewitzt, fast nonchalant, ein anderes Mal kommt das Gefühl auf, der Film schreit seinen Zuschauer via Megafon ins Gesicht, dass sie hier endlich eine Superheldin zu sehen bekommt. Das tut der Film mit Stolz und Stolz kann er darüber auch sein, aber es bleibt dennoch ein seltsames Gefühl zurück, dass die Marvel Studios erst jetzt eine Soloheldin auf die Leinwand loslässt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es bereits zwei Filme des Studios gibt, in dem ein sprechender Waschbär und ein lebendiger Baum wichtige Rollen haben.

Was hingegen bei der Inszenierung nicht auffällt, ist die digitale Verjüngungskurs von Samuel L. Jackson (Die Insel der besonderen Kinder). Der Nick Fury-Darsteller wurde via CGI um gut 25 Jahre verjüngt. Disney hat bereits bei früheren Blockbustern Charaktere durch die Anti-Aging-Maschine aus Bits und Bytes geschickt, mit qualitativ unterschiedlichen Ergebnissen. Bei Captain Marvel haben die Damen und Herren der Effektabteilung aber wirklich grandiose Arbeit geleistet. Zu Beginn wirkt es durchaus irritierend einen jüngeren (und zweiäugigen) Nick Fury zu sehen, doch bereits nach wenigen Augenblicken hat man sich daran gewöhnt. Effekttechnisch ist Nick Fury vielleicht eine der besten Arbeiten des MCU. Abgesehen davon ist Fury auch deshalb in Captain Marvel interessant, da wir diese Figur bereits seit vielen Jahren kennen und hier sehen, wie er nach und nach zu dem S.H.I.E.L.D.-Anführer wird, mit dem wir schon so lange vertraut sind.

Wo die Effektabteilung natürlich auch ordentlich klotzt sind die Actionszenen. Doch leider sind genau die eine der größten Schwachpunkte des Films. Denn zwar gibt es großes Getöse mit Raumschiffen, Explosionen, Laserwaffen und gleißender Strahlung, eine wirkliche Wucht besitzt das Ganze aber nicht. Captain Marvel setzt auf Action-Bombast, findet bei der Inszenierung aber keine Perspektiven, die wirklich zum Staunen anregen. Auch wenn es mal zum direkten Kampf zwischen zwei Figuren kommen gelingt keine Action mit Durchschlagskraft, sondern nur gefällige Massenware vom CGI-Fließband.

Und wenn wir schon bei Fließbandware sind: Auch der Schurke in Captain Marvel ist hochgradig öde. Zwar bietet das Script vom Regie-Duo Boden und Fleck sowie Nicole Perlman(Pokémon - Meisterdetektiv Pikachu), Meg LeFauve (Alles steht Kopf) und Geneva Robertson-Dworet (Tomb Raider) ein paar nette Überraschungen, aber auch aus denen geht kein wirklich erinnerungswürdiger Schurke hervor. Bedauerlich, vor allem weil hier nach Rogue One: A Star Wars Story, Ready Player One und Robin Hood mal wieder der eigentlich hochtalentierte verschwendet wird. Aber wenigstens steht er nicht alleine da. Auch Jude Law und Oscar-Preisträgerin (The Kids Are All Right) haben letztlich viel zu wenig zu tun. Dafür hat Captain Marvel aber wenigstens eine Katze und die hat mit Abstand die beste Szene des gesamten Films, der ansonsten anständiges Blockbuster-Futter liefert. Nicht mehr, nicht weniger. Wer mehr erwartet hat, dürfte enttäuscht sein.

Fazit

Der erste Solofilm einer Marvel-Heldin und der letzte Film vor dem großen Finale. Die Erwartungen sind hoch und das Ergebnis pendelt zwischen solide und gut, allerdings wird hier leider mal wieder nur 'Dienst nach Vorschrift' abgeliefert. Es wird Zeit, dass sich das MCU neu erfindet. Raus aus der Komfortzone und der Bequemlichkeit den Kampf ansagen.

Kritik: Sebastian Groß

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