„Helden werden nicht geboren – Sie werden gemacht.“ Das war ein Werbeslogan für den ersten Iron Man aus dem Jahre 2008, der das Marvel Cinematic Universe (MCU) begründete. Diese teutonisch klingende Zeile, die uns der Urknall des heutigen Superhelden-Booms entgegen schmiss, hat durchaus etwas Wahrhaftiges. Im Falle von Black Panther passt sie aber nicht, denn das afrikanische Mitglied der Marvel-Familie gelangt quasi durch sein königliches Blut zu dem Posten. Wie der junge Prinz T'Challa diesen einnahm sahen wir bereits vor knapp zwei Jahren in The First Avenger: Civil War. Nun erhält der schwarze Panther endlich seinen ersten Solo-Film und beginnt damit das große Jahr des MCU, welches sich im April mit Avengers: Infinity War zum ersten Teil des großen Finales formiert und im Sommer dazu noch Ant-Man and The Wasp veröffentlichen wird.
Dass T'Challa im Grunde dazu gezwungen ist, als Superheld zu agieren, ist ein überaus interessanter Aspekt der Figur, der aber bereits schon bei Civil War zu keiner Zeit thematisiert wurde und das ändert sich nun leider auch nicht. So bleibt der zweite schwarze Superheld des MCU nach Falcon (Anthony Mackie, Pain & Gain) leider ziemlich blass und langweilig. Darsteller Chadwick Boseman, der als James Brown im Biopic Get on Up voll überzeugen konnte, bemüht sich redlich ihn faszinierend zu gestalten, bleibt aber letztlich erfolglos. In Black Panther ist es nicht der Titelheld, der das Interesse weckt, sondern viel mehr seine direkte Umwelt.
Gemeint ist damit der fiktive, afrikanische Staat Wakanda, der im MCU bereits Teil von Avengers: Age of Ultron gewesen war. Wakanda ist der einzige Ort auf der Erde, auf dem es Vibranium gibt, das wohl mächtigste Metall überhaupt, aus dem auch der Schild von Captain America besteht. Da Vibranium mehr ist, als einfach nur ein leichtes aber enorm kraftvolles Mineral, konnte Wakanda zu einer regelrechten Elite-Nation erblühen. Davon haben die meisten außerhalb aber nichts mitbekommen, denn mit allerlei High-Tech versteckt das Land seine wahre Größe vorm Rest der Welt. Die monarchische Politik des Staates, die trotz allerlei Fortschritt ihre Dispute am liebsten mit Speer, Keule und Fäusten vor imposanter Wasserfall-Kulisse austrägt, hält die Grenze verschlossen.
Auch dies bringt einen interessanten Kniff mit sich. So edel, hoch entwickelt und gütig das Land auch erscheinen mag, so unethisch und unmenschlich handeln sie, wenn es darum geht ihre Heimat vor fremden Einflüssen zu verschließen. Wenn man so will ist Wakanda fast so etwas wie die AFD des MCU. Aus diesem Disput zwischen Generosität und restriktiver Barmherzigkeit entspinnt Black Panther seine Geschichte und formt daraus auch den Antagonisten des Films, der ohne Zweifel zum Besten gehört, was der Blockbuster zu bieten hat und damit auch das MCU, das – genau wie die Konkurrenz von Warner und DC Comics – nicht gerade dafür bekannt ist, erinnerungswürdige Schurken zu generieren.
Michael B. Jordan spielt diesen Bösewicht und arbeitet damit nach Nächster Halt: Fruitvale Station und Creed - Rocky's Legacy bereits zum dritten Mal mit Regisseur Ryan Coogler zusammen, der wiederum auch am Script zu Black Panther mitschrieb, gemeinsam mit Joe Robert Cole (The People v. OJ Simpson). Durch die Historie von Jordans Figur, die nach und nach aufgedeckt wird, pendelt diese stetig umher zwischen eiskaltem Killer und zerrissenem Opfer der Grenzpolitik von Wakanda. Dazu inszeniert Coogler ihn stimmig, was die Ambivalenz perfekt unterstreicht und ihn somit zum spannendsten Charakter des Films macht, der im Gegensatz zum ebenfalls zerrissenen Helmut Zemo (Daniel Brühl, Rush - Alles für den Sieg) aus Civil War auch selbst zum kämpfen und töten bereit ist.
Was Black Panther neben seinem Schurken noch gut steht ist, dass Coogler seinen Blockbuster-Einstand weitaus weniger geschliffen hat, wie seine Kollegen in der Vergangenheit. Black Panther ist und bleibt ein Marvel-Film, aber er wirkt durch seine angesprochene Thematik etwas roher als etwa Doctor Strange oder Thor. Dennoch bleibt es natürlich ein Werk, welches sich großspurig darauf konzentriert sein Publikum mit Schauwerten zu bespaßen und in den Kinosessel zu drücken. Das gelingt aber eher halbherzig und leidet dazu an einem arg holprigem Erzähltempo. Auch wenn es einige Actionszenen mit großem Buhei gibt, wirklich besonders sind sie nicht. Es gibt wieder das übliche CGI-Gedonnere, ein paar Zeitlupen hier und ein paar dramatische Konfrontationen dort.
Nichts davon ist wirklich misslungen, aber auch nichts davon will sich längerfristig in den Erinnerungen festsetzen. Black Panther ist dann doch einfach nur ein weiterer Konsumhappen des MCU, das mittlerweile wohl nur noch den eigenen Anspruch als Messlatte nutzt. Das ist überaus ärgerlich, denn Potenzial für mehr wäre vorhanden gewesen – sogar mehr als von den Marvel Studios gewohnt. Alleine dass der Titelheld mit seiner kleinen Schwester Shuri (Letitia Wright, The Commuter) quasi ein Äquivalent zu James Bonds Q hat, stößt neue Türen auf. Problem ist, dass Marvel sich nicht wirklich traut, hindurch zu gehen.
Zumindest begeht das Studio nicht den Fehler und nutzt den ersten Solofilm des schwarzen Panthers, um den Infinity War vorzubereiten. Black Panther hat gewiss einige Anspielungen und Easter Eggs, aber im Grunde ist der Film voll und ganz bei sich und interessiert sich auch nicht sonderlich dafür, dass nach ihm der erste Teil des großen MCU-Finales ansteht. Selbst bei den zwei Abspannszenen haben sich die Macher fast schon dezent zurückgehalten.