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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Dem beliebten französischen Fernsehmoderator Georges Laurent werden anonym Videoaufnahmen zugespielt, die ihn und seine Familie zeigen. Die Aufnahmen werden immer brisanter, sie dringen immer weiter in sein Privatleben ein. Seine Ehe mit Anne gerät in eine tiefe Krise. Georges versucht verzweifelt herauszufinden, wer dahintersteckt. Als auch noch Zeichnungen auftauchen, die einen Jungen mit blutendem Mund zeigen, wird ihm gewahr, dass der Schlüssel für das alles in seiner erfolgreich verdrängten Vergangenheit zu suchen ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Caché beginnt mit einer statischen Aufnahme, die minutenlang ein Einfamilienhaus mitten in Paris einfängt. Wie wir kurz danach erfahren werden, handelt es sich um ein tatsächlich stundenlanges Video, das den Besitzern anonym zugeschickt wurde. Eine beklemmende Situation, vor allem, da sie ohne jeden weiteren Kommentar stattfindet. Was geschieht hier, wer ist der unbekannte Beobachter und vor allem, was wird wohl zwangsläufig darauffolgen? Es kommen weitere Videobotschaften, eine Art analoger Vorbote des Cybermobbings, die sich Stück für Stück von dieser statischen Anonymität immer tiefer speziell auf Familienvater Georges (Daniel Auteuil, Die schönste Zeit unseres Lebens) fokussieren. Offenbaren Details, die er selbst erfolgreich verdrängt hatte und sich nun zwangsläufig stellen müsste. Und genau daraus besteht die vertrackte Krux an dem nächsten Meisterwerk von Ausnahmeregisseur Michael Haneke (Liebe): inwieweit ist man bereit, für einen fatalen, aber in kindlicher Naivität verursachten Fehler jetzt die Verantwortung zu übernehmen, obwohl alles doch schon längst vergessen scheint? Und im weiteren Sinne nicht nur auf ganz persönlicher Ebene, denn eine ganze Nation versucht seit über 40 Jahren ein in unmittelbaren Zusammenhang stehendes Ereignis krampfhaft auszuradieren.

Das damals strafrechtlich noch kaum wirklich relevante Motiv des Stalkings verwendet Michael Haneke als suggestiven, überragend clever konstruierten Aufhänger, um hinter gleich mehreren Schichten ein totgeschwiegenes Tabuthema der französischen Gesellschaft subversiv zu thematisieren. Um einen am Ende damit unmittelbar zu konfrontieren – aber immer noch subtil genug, dass das große Ganze auf eigene Faust zu erkunden ist. Hinter der Fassade von Wohlstand, gehobener Bildungsschicht und oberflächlicher Humanität verbergen sich totgeglaubt Leichen im Keller, die nun scheinbar die Hand an der Kamera haben. Gewohnt knochentrocken, jedoch in dem gewählten Kontext abermals ungemein präzise, entlarvt der beinah unheimlich analytische Film-Chirurg dämonische Abgründe hinter blütenweißen, auf Kante gebügelten Vorhängen. Caché ist dabei keineswegs selbstgefälliges, publikumsfernes Kunst-Kino, sondern verwendet Motive eines zeitaktuellen wie zeitlosen Psychothrillers, nur um sie für seine eigenen Zwecke wie selbstverständlich zu dekonstruieren.

Spannend ist Caché trotz seiner unaufgeregten, Genre-desinteressierten Art von der ersten Sekunde an. Verstörend ohnehin von vorne bis hinten und mit seiner überlegten, da nie richtig konkreten, aber dennoch relativ eindeutigen Entschlüsselung seines Themenkomplexes gleich auf mehreren Ebenen nachwirkend. Haneke war schon immer großartig und außergewöhnlich, aber Caché hievt ihn nochmal auf ein anderes Level. Fast selbstverständlich bastelt er verkopftes Arthouse-Kino mit hochspannenden Genre-Elementen zusammen, um am Ende einen gesellschaftspolitischen Kommentar nicht mal mehr hinein zu schummeln, sondern ihn speziell dem französischen Publikum so unangenehm in die Wohlfühlzone zu schmieren, dass es fast schon feist wirkt. Vorgetragen in einer inszenatorischen Brillanz und mit ernüchternden Kaltschnäuzigkeit, die oftmals als kühl oder emotionslos missinterpretiert wird. Dabei sind es genau solche Filme, die das Kino – und besonders die Gesellschaft – ab und an dringend benötigt.

Fazit

Michael Haneke geht dahin, wo es wehtut. Und „Caché“ bohrt genau dort, wo die ganz tiefen Sünden der Vergangenheit vergraben sind. Anhand eines Einzelschicksals, aber bewusst übertragen auf eine ganze Nation. Ein Film gegen das Vergessen, auch wenn man es ihm im ersten Moment kaum ansehen mag.

Kritik: Jacko Kunze

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