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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Paris 1928: Der Komponist Maurice Ravel erhält von der exzentrischen Tänzerin Ida Rubinstein den Auftrag, die Musik für ihr nächstes Ballett zu komponieren. Sie wünscht sich etwas Sinnliches und Betörendes. Ravel sieht sich zunächst nicht in der Lage, etwas zu Papier zu bringen. Er sucht Inspiration in seinem Alltag und taucht tief in sein Innerstes ein, setzt sich mit den Misserfolgen seiner frühen Jahre, dem Bruch durch den Ersten Weltkrieg und der unmöglichen Liebe zu seiner Muse Misia Sert auseinander. Eine scheinbar zufällige Idee wird die Grundlage für seinen größten Erfolg, ein faszinierendes und einzigartiges Werk, das dem Komponisten zu Weltruhm verhelfen wird: der Bolero.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Bolero ist ein zeitloses Meisterwerk. Hätte es 1928, dem Jahr seiner Uraufführung an der Pariser Oper, bereits Streaming-Dienste gegeben, hätte sich Ravels Stück zweifellos auf unzähligen Bestenlisten wiedergefunden. Seine andauernde Popularität wird eindrucksvoll durch eine Information im Abspann des Films Bolero hervorgehoben: Alle 15 Minuten wird irgendwo auf der Welt das Stück dargeboten. Dieses Detail ist zugleich eines der wenigen wirklich einprägsamen Elemente in dem Film der Regisseurin (Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft). Es wird beiläufig in Textform präsentiert und verdeutlicht damit, wie wenig es dem biografischen Drama gelingt, den Zuschauer emotional zu fesseln.

In gemächlichen und zähen zwei Stunden entwirft Fontaine ein Porträt von Maurice Ravel, das sich durch elegische, aber sterbenslangweilige Bilder auszeichnet. Die Erzählung streift die verschiedenen Facetten seines Lebens: die enge Bindung zu seiner Mutter (Anne Alvaro, Yves Saint Laurent), seine gesellschaftliche Stellung, seine ungebrochene Leidenschaft für die Musik und die viel diskutierte Frage seiner Sexualität. Bis heute ist unklar, ob Ravel seine Homosexualität verleugnete oder ob er asexuell war. Der Film greift dieses Thema zwar auf, bleibt aber bemerkenswert oberflächlich. Dies fügt sich jedoch nahtlos in den Gesamteindruck, denn nahezu alles wird nur angedeutet, ohne jemals wirklich ausgearbeitet zu werden. Vielmehr zerfasert die Handlung in fragmentarischen Szenen, die kaum miteinander harmonieren, und schafft es dabei kaum, eine echte Verbindung zwischen Ravel und dem Zuschauer herzustellen.

Der Musiker bleibt eine leere Hülle, eine Art Denkmal in Menschengestalt, dem selbst der Hauptdarsteller (Raphaël Personnaz, Nicky Larson: City Hunter) nicht überzeugend Leben einhauchen kann. Es fehlt an emotionalen Berührungspunkten, die es ermöglichen würden, sich mit dieser Figur zu identifizieren oder ihr zumindest näherzukommen. Die Genialität Ravels, die ständig im Raum schwebt, wird eher behauptet als greifbar gemacht. Stattdessen hangelt sich die Erzählung sprunghaft durch Episoden aus Ravels Leben. Einmal trifft er in New York auf den Jazz, ein anderes Mal lässt er sich von der volkstümlichen Musik seiner Haushälterin (Sophie Guillemin, Juliette im Frühling) inspirieren. Diese Ereignisse könnten durchaus als prägende Momente auf Ravels Lebensweg betrachtet werden, doch werden sie in einem derart blutleeren Stil präsentiert, dass jegliche Leidenschaft oder Faszination im Keim erstickt.

Immerhin gibt es einige Lichtblicke. Fontaine gelingt es, die Entstehung des Bolero stellenweise interessant zu inszenieren. Die Tonspur ist durchzogen von Anspielungen auf das ikonische Werk, insbesondere in einer Szene zu Beginn, in der Ravel in einer Fabrik seine Inspiration findet. Solche Momente deuten an, was der Film hätte sein können, doch sie werden allzu selten genutzt und geraten letztlich in den Schatten einer tristen Erzählweise. Wenn der Bolero schließlich in den Fokus rückt, bleibt das Gefühl aus, Zeuge einer schöpferischen Genese gewesen zu sein. Zu sehr wird der Zuschauer zuvor mit Ravels unerfülltem Streben nach etwas Unbestimmtem konfrontiert – sei es Perfektion, Liebe oder Anerkennung. Letztlich bleibt es unklar, was genau ihn antrieb.

Das Drama scheitert grundlegend daran, nicht nur ein Interesse für Ravel als Mensch, sondern auch für seine Kunst und die Epoche, in der er lebte, zu wecken. Dabei birgt der Film sogar eine unfreiwillige Ironie: Ein Werk, das wie kein anderes für die hypnotische Kraft des Rhythmus steht, bildet den Mittelpunkt einer Erzählung, die erschreckend leidenschaftslos und statisch wirkt. So bleibt der Eindruck, einem Film beigewohnt zu haben, der in Dissonanzen erstickt, ohne je eine harmonische Melodie zu finden.

Fazit

3.0

Ein träges und emotional lebloses Biopic, das Ravels Leben und Werk nur unzureichend behandelt und weder Faszination für den Menschen noch für seine Kunst nachhaltig wecken kann.

Kritik: Sebastian Groß

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