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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In einem abgewirtschafteten Hotel verfüttert der mörderische Besitzer seine Opfer an ein aus Afrika eingeschlepptes Reptil.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Jahr 1974 lieferte Tobe Hooper mit einer seiner ersten Regiearbeiten direkt einen beeindruckenden Achtungserfolg ab. Die Rede ist natürlich von The Texas Chain Saw Massacre, der davon erzählt, wie eine Gruppe junger Menschen in die Fänge von verrückten Kannibalen gerät. Ein Film, der am Box Office äußerst erfolgreich war, der in das Museum of Modern Art aufgenommen wurde und einer, der das Horrorgenre u. a. aufgrund seiner verstörenden Intensität nachhaltig prägen sollte. Die Erwartungen an Hoopers nächstes Werk dürften daher groß gewesen sein. Zwei Jahre später war es dann so weit, Eaten Alive flimmerte über die Kinoleinwände. Ein Film, der durchaus eine gewisse Ähnlichkeit zu The Texas Chain Saw Massacre aufweist. Die Handlung ist erneut im Staate Texas angesiedelt, es gibt einen irren Killer und als Quell der Inspiration diente abermals eine echte Person bzw. ein realer Serienmörder.

Waren es bei The Texas Chain Saw Massacre noch die Taten Ed Geins, die einen der zentralen Impulse für das Drehbuch darstellten, ist es bei Eaten Alive (dessen prominentester Alternativtitel Death Trap lautet) nun die Person des Texaners Joe Ball. Dieser besaß in den 30er-Jahren eine Bar samt Alligator-Show, brachte mehrere Frauen um und soll die Leichen angeblich (beweisen ließ es sich nicht) an die Tiere seiner Show verfüttert haben. Das Drehbuch macht daraus folgendes: Im Sumpfland von Bayou, Texas steht das Starlight Hotel. Eine heruntergekommene Absteige abseits der Stadt, in die sich nur selten Gäste verirren. Geführt wird das Hotel von Judd, einem etwas zerzaust ausschauenden Kerl, der zwar etwas verschroben wirkt, aber insgesamt einen doch recht unscheinbaren Eindruck macht. Niemand würde auf die Idee kommen, dass dieser Mann ein rücksichtsloser Mörder ist. Ein Mörder, der die Leichen seiner Opfer an ein im Gewässer hinter seinem Hotel lebendes Nilkrokodil verfüttert.

Ähnlich wie bei Maniac, American Psycho oder The House That Jack Built ist es der Bösewicht, der von Hooper ins Zentrum des Geschehens gerückt wird und der uns über weite Strecken hinweg als Protagonist dient. Doch anders als bei den genannten Werken ist Judd, ungeachtet des guten Schauspiels von Darsteller Neville Brand (Der vierte Mann), keine Figur, die sonderlich interessant ausfällt. Allein schon deshalb nicht, da wir kaum etwas über ihn als Person und so gut wie nichts über seine Motivation hinter den Morden erfahren. Auch die anderen Charaktere, darunter ein Vater (Mel Ferrer, Lili), der seine verschwundene Tochter sucht, bieten kaum Profil. Dafür darf William Finley, der hier einen Familienvater mimt, eine bizarre Performance abliefern, die fast schon wie eine Reminiszenz an seine Rolle in Phantom of the Paradise wirkt und auch Robert "Freddy Kueger" Englund (A Nightmare on Elm Street) überzeugt als gleichermaßen rüpelhaftes wie unsympathisches Großmaul namens Buck.

Schauplatz des Geschehens ist vornehmlich das Starlight Hotel bzw. dessen nähere Umgebung. Anstatt wie bei The Texas Chainsaw Massacre in Texas on location zu drehen, ließ Hooper die Dreharbeiten zu Eaten Alive im Filmstudio stattfinden, was gerade bei den Außenaufnahmen unverkennbar ist. Und obwohl die Kulissen wirklich schön abgeranzt ausfallen, geht dem Film dadurch eine gehörige Portion Authentizität flöten. Im Gegenzug sorgt aber gerade der zeitweise Einsatz von Kunstnebel sowie die wiederkehrende Nutzung von künstlicher Farbbeleuchtung (einige Szenen sind beispielsweise in Rot getaucht), welche die Szenerie verfremden, für eine fast schon surreale Atmosphäre. Unterstützt wird diese durch einen experimentellen, äußerst stimmungsvollen Score. Nach eigener Aussage schwebte Hooper eine „surrealistic, twilight world" vor, die ihm so auch tatsächlich ganz gut gelungen sein mag.

Ähnlich künstlich wie die "Naturkulissen" ist das schier nimmersatte Krokodil geraten, das alles, was in seine Nähe kommt, radikal vertilgt. Obwohl man meist nur Kopf oder Rücken zu Gesicht bekommt, fällt es deutlich auf, dass wir es hier nicht mit einem echten Tier, sondern mit einem bzw. eigentlich zwei mechanischen Modellen zu tun haben. Daran kann man sich stören, aber irgendwie passt es zum Look des Films. Weitaus problematischer ist es da, dass es dem Handlungsgeschehen meist nicht nur an Tempo mangelt, sondern regelrecht auf der Stelle getreten wird. Beispielsweise dann, wenn unwichtige Szenen wie die einer Frau, die ein Bad nehmen möchte, grundlos in die Länge gezogen werden. Allgemein fehlt es dem Plot an Zielgerichtetheit. Die meiste Zeit über plätschert Hoopers Werk nur so vor sich hin, weswegen nur sehr selten (etwa dann, wenn Judd ein kleines Mädchen verfolgt) echte Spannung aufkommen will.

Nichtsdestotrotz genießt Eaten Alive (der im Deutschen übrigens auf den nicht minder klangvollen Titel Blutrausch getauft wurde) einen gewissen Kultstatus. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran dürfte es haben, dass der Film dereinst in die berühmt berüchtigte Liste der britischen Video Nasties aufgenommen wurde, auf der u. a. Titel wie Cannibal Holocaust, Maniac oder I Spit on Your Grave stehen bzw. standen. Obwohl eigentlich ein Werkzeug der Zensur (halbwegs vergleichbar mit den bundesweiten Beschlagnahmen nach §131 StGB) stellten die Video Nasties für viele eingefleischte Horrorfans alsbald schon eine Art Einkaufsführer für blutige Unterhaltung dar. Damals mögen die Handvoll Gewalteffekte, die Eaten Alive in seiner knapp 90-minütigen Laufzeit zu bieten hat, womöglich noch effektiv über narrative Unzulänglichkeiten hinweggetäuscht haben. Mittlerweile klappt eine solche Augenwischerei aber nicht mehr, weswegen Hoopers Werk am Ende lediglich einen eher mittelprächtigen Eindruck hinterlässt.

Fazit

Tobe Hoopers „Eaten Alive“ ist in seinen besten Momenten ein schmieriger, surreal anmutender Südstaaten-Albtraum. Er ist aber auch ein Film, dessen Erzählung wenig zielgerichtet ist, der gerne mal auf der Stelle tritt und der ohne echte SympathieträgerInnen daherkommt, weswegen einem das Mitfiebern alles andere als leichtfällt. Unterm Strich bekommt man ein leicht überdurchschnittliches Filmvergnügen geboten, das weder böse enttäuscht noch richtig überzeugt.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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