MB-Kritik

Blueberry Dreams 2024

Documentary

Giorgi Meladze
Lazare Meladze
Soso Meladze
Nino Torchinava

Inhalt

Led by kind-hearted father Soso, a family of four sets up a blueberry farm to secure their future together. But their village in northern Georgia is close to the troubled border with the Russian-backed region of Abkhazia, where conflicts have been raging for 30 years. Soso is a retired engineer, but together with his wife Nino and their sons Giorgi and Lazare, he has thrown himself into the "Plant the Future" programme set up by the Georgian authorities to stabilise the area.

Kritik

„Es ist viel Arbeit, aber ihr könnt schon die Resultate sehen“, sagt der pensionierte Mechaniker Soso in einer frühen Szenen Elene Mikaberidzes dokumentarischem Debütfim. Die beginnt dort, wo auch der Protagonist und seine Enkelkinder buchstäblich stehen: vor einem leeren Feld, das einmal reiche Ernte bringen soll. „In einem Jahr lade ich euch zu einem Blaubeer-Fest ein!“, verspricht der selbstgelernte Obstbauer, dessen Engagement und Idealismus selbst seine junge Verwandtschaft nicht ganz überzeugt. 

Das Versprechen der Blaubeer-Ernte wird zum sozialdramatischen Spannungsbogen der unprätentiösen Geschichte zwischen Hoffnung und Resignation. Der bescheidene Traum der kleinen Familie wird zum Rahmen eines vielschichtigen Porträts, dessen leiser Humor nie den Schatten schmerzlicher Erinnerungen überlagert. Die Spuren des Krieges sind allgegenwärtig. Selbst das Land, auf dem bald die ersten Triebe sprießen, wurde erst dadurch zu Brachland und das landwirtschaftliche Unternehmen der Familie förderte eine Regierungsinitiative zur Wiederbelebung der Wirtschaft.

Die Konflikte sind nicht nur traumatische Erinnerungen, von denen Sosos Frau Nino berichtet, sie liegen kaum 12 Kilometer entfernt an der Grenze zur russisch kontrollierten Region Abkhazia, wo militärische Gewalt weiter Opfer fordert. Auch in der Familie schwelen Auseinandersetzungen. Nino und die jungen Söhne Giorgi und Lazare zieht es in die Ferne. Unterdessen möchte ihr Vater sie im eigenen Land Wurzeln schlagen sehen. Doch Zuversicht wächst nicht so einfach wie Beeren.

Fazit

Der heitere Ton Elene Mikaberidzes humanistischem Dokumentarfilm spiegelt den trotzigen Optimismus der Charaktere, zu denen die unaufdringliche Kamera bemerkenswerte Nähe herstellt. Alltagsvignetten, gemeinschaftliche Gespräche und Arbeitsskizzen verdichten sich zu einer warmherzigen Chronik von Resilienz und Hoffnung als letzter Alternative zu Verzweiflung. Scheinbar scherzhafte Kommentaren der Kinder verraten den Schmerz der gescheiterten Träume der jungen Generation. Ideal und Illusion liegen dicht beieinander und selbst die süßesten Beeren haben einen herben Nachgeschmack.

Autor: Lida Bach
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.