Inhalt
Rex verhindert einen Banküberfall, geht dabei aber deutlich zu drastisch vor, was einer Unschuldigen das Leben kostet und ihn 8 Jahre ins Gefängnis bringt. Nach seiner Entlassung will er dem Medienrummel entfliehen. Finnland scheint ihm abgelegen genug. Kaum in Helsinki angekommen gerät er jedoch in die Fänge einer sehr speziellen Familie, bei der ausgewogene Ernährung nicht gerade an erster Stelle steht…
Kritik
Eigentlich ist Rex (Ben O’Toole, Hacksaw Ridge – Die Entscheidung) ein Held. So sieht es zumindest die Öffentlichkeit. Schließlich hat der Ex-Soldat im Alleingang eine Bande Bankräuber ausgeschaltet. Dumm nur, dass bei seinem Alleingang auch eine Unschuldige ums Leben kommt und seine wenig zimperliche Vorgehensweise den Tatbestand der Notwehr deutlich überschreitet. Acht Jahre muss er dafür hinter Gitter und nach seiner Entlassung stürzen sich die Papparazzi auf ihn wie die Geier. Rex hat die Schnauze gestrichen voll und will nur dorthin, wo ihn niemand kennt. Das Zufallsprinzip – bzw. ein Papierkügelchen aus einem Spuckrohr – erwählt Finnland als perfektes Exil. Dort kommt er aber gerade mal so aus dem Flughafen von Helsinki und findet sich kurz darauf gefesselt in einem Keller wieder, samt - bzw. ohne - amputierten Unterschenkel. Seine Kidnapper stellen sich als auf den ersten Blick ganz normale Familie heraus, die allerdings ein ziemlich bizarres Geheimnis hütet und dafür ständig neues Frischfleisch benötigt. Nun, da haben sie sich diesmal eindeutig den Falschen ausgesucht. Denn Rex ist nicht nur ein ziemlich harter Hund, sondern führt auch noch einen dauerhaften Dialog mit seiner zweiten Persönlichkeit, die ihn nur noch mehr anstachelt. Wehe, wenn er losgelassen…
Der vierte Spielfilm des australischen Regisseurs Alister Grierson (Sanctum) hätte durchaus ein netter, saftig-skurriler Genre-Flick werden können, aber macht eigentlich schon von Beginn an ziemlich viel falsch. Auf den Bierdeckel gekritzelt gar keine schlechte Prämisse, bei der Umsetzung hapert es jedoch an allen Ecken und Ende. Ein ganz großes Problem ist allein sein furchtbar unsympathischer Protagonist, mit dem man den gesamten Film nicht warm wird. Ein gewaltbereiter, hitzköpfiger, uneinsichtiger Prolet, mit dem sich auch in der Opferrolle überhaupt nicht mitfiebern lässt. Dazu scheitert Darsteller Ben O’Toole an seiner zugegeben ohnehin undankbaren „Doppelrolle“. Er muss nicht nur den Rex, sondern gleich noch sein noch unausstehlicheres, imaginäres Alter Ego darstellen, das wirkt als hätte es abgelaufenen Speed von der Klobrille gezogen. Darstellerisch stößt der Mann da krachend an seine Grenzen. Warum dieser Part überhaupt existiert, liegt wohl nur an dem großen Loch, in dem das Drehbuch ab dem ersten Drittel gefangen ist. Da steht Rex eben eine ganze Weile einfach nur allein im Keller herum und so muss seine innere Stimme als quasselnder Sidekick herhalten, damit überhaupt irgendein Dialog stattfinden kann.
Da schleppt sich der Film gewaltig und es stellt sich die berechtigte Frage, warum hier nicht gleich die wilde Wutz abgeht. Ein Möchtegern-Rambo mit eindeutiger Impulsstörung trifft auf groteske Kannibalen-Sippe mit leichtem TCM-Flair. Reicht doch für eine schmissige Sause. Aus unerfindlichen Gründen fällt den Machern dazu erschreckend wenig ein. Im Schlussakt wird es einen Hauch besser, aber eigentlich nur, da nun wenigstens das Tempo anzieht. Von gut oder wenigstens anständig ist das immer noch meilenweit entfernt. Ein ausgewogenes Maß aus Action, Gore und Humor will sich nie einstellen. Das ist sehr viel gewollt und nicht gekonnt, immer auf einen kleinen Kultstreifen hinschielend, der aber überhaupt nicht mit seinen Elementen umzugehen vermag. Es gibt tatsächlich zwei, drei kleine Momente, die ein gewisses Potenzial andeuten, aber das war es dann nun wirklich.
Fazit
„Bloody Hell“ verfügt über rudimentäre Ideen, die in ihren Ansätzen verkümmern. Für B-Movie-Verhältnisse halbwegs anständig inszeniert, doch es fehlt am Ende deutlich an Einfallsreichtum, Esprit und vor allem Talent, damit mehr dabei herauskommt als x-beliebige Lückenfüller-Ware. Es wirkt zumindest bemüht, das soll man diesem ansonsten sehr verzichtbaren Werk wenigstens zusprechen.
Autor: Jacko Kunze