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Man schreibt das Jahr 2019. Den Replikanten, künstlichen Menschen, ist bei Todesstrafe die Rückkehr zur Erde verboten. Doch trotzdem kehren eines Tages einige dieser Wesen zurück. Diese besondere Spezies verfügt über Kraft und Intelligenz mehrerer Menschen und ist von diesen kaum zu unterscheiden. Sie sollen unschädlich gemacht werden. Nur eine Spezialeinheit kann sie aufspüren: die Blade Runner. Eine atemberaubende Hetzjagd durch die futuristische Welt beginnt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Regisseur Ridley Scott (Gladiator) hatte seinen ersten großen Hit 1979 mit dem klaustrophobischen Weltall-Abenteuer „Alien“ verbuchen können. Nur drei Jahre später mit seinem nächsten Film inszenierte er erneut einen Vertreter des Science-Fiction-Genres. Der Handlungsort verschob sich von der Reise durch das Weltall auf die Erde, genauer gesagt in den Stadtmoloch von Los Angeles. Doch auch wenn die Handlung von außen betrachtet ein weiteres Mal nach einer Jäger-und-Gejagte-Geschichte aussieht, schert sie sich doch im eigentlichen Kern gar nicht wirklich um das Rennen zwischen Rick Deckard (Harrison Ford, Star Wars) und Roy Batty (Rutger Hauer, Batman Begins), sondern um die pulsierende Beziehung zwischen den beiden Männern und zwischen ihnen und ihrer Außenwelt. 

Es ist ein erbärmlicher Ort, die Stadt der Engel, Los Angeles, in der sich die Handlung abspielt. Man könnte ihn beinahe als Hölle bezeichnen, wäre die Stadt nicht so trostlos und unterkühlt. Die Hölle mag zwar schlimm sein, gefühllos ist sie sicherlich nicht. Stattdessen gleicht die Welt einer modernen Legebatterie, wie man sie von Massentierhaltungsfarmen kennt. Vollgestopft, stickig, dunkel, feucht, ungemütlich. Der Mensch als Teil eines Massenverarbeitungssystems. Der Mensch als käuflicher Wert. Wenn etwas umsonst ist, ist der Käufer das Produkt. So auch hier, wo an jedem Hochhaus riesige Werbung auf den Menschen herabstrahlt. Die Sonne muss nicht existieren, solange es das Licht der Firmen gibt, die ihre Produkte bewerben. Die Stadt der Engel hat vergessen, was ihr Name eigentlich mal bedeutete. Aus dem Tor zum Himmel wurde eine verstopfte Sackgasse ohne Wendemöglichkeit. 

Die omnipräsente Werbung und audiovisuelle Bearbeitung des Menschen dient in einer Welt ohne Trost nur der Ablenkung. Versprochen wird das Erfüllen jeglicher Träume und Sehnsüchte. Ein Wunder, dass niemand davon Notiz zu nehmen scheint. Einfach zu erklären, weil niemand mehr weiß, was Träume eigentlich sind. In einer Welt der Konzerne ist nicht die Würde des Menschen das oberste Gebot, sondern der Profit. Denn er sei „menschlicher als der Mensch“. Der Mensch ist nämlich in der Lage, sein innerstes Wesen zu verdecken und sich selbst zu hinterfragen, sich zu mäßigen und sich zurückzuhalten, aus Rücksicht, schlechtem Gewissen oder ähnlichem. Damit bedeckt der Mensch sein innerstes Wesen, das stets gierig nach mehr, nach dem Sieg, nach einem Vorteil ist. Nach Profit. 

In dieser Welt lebt Rick Deckard, ein Blade Runner im Ruhestand, der für eine Mission zurück ins Boot geholt werden soll, um Replikanten, die zu mächtig geworden sind und sich unerlaubt auf der Erde aufhalten, aus dem Verkehr zu ziehen (in den Ruhestand zu schicken/ zu töten). Der perverse Machtwahn der Menschheit, die Sensationsgier, der innere Drang, einen Untertan so lange zu verbessern bis er mächtiger als der Mensch ist - um ihn dann zu verstoßen. Heutzutage ist all dies, sicherlich auch dank Blade Runner, eine Geschichte, die fast schon altbekannt anmutet. Die Replikanten sind Wesen, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind. Sie sehen aus wie Menschen, haben die gleichen Fähigkeiten, sind in ihrer Physis und mentalen Kapazität bloß um ein Vielfaches stärker.

Sie sind erschaffen, um dem Menschen zu dienen, zu helfen. Und nun werden sie von ihm ausgestoßen und bei jedweder Annäherung ohne Festnahme, Prozess und Urteil umgebracht. Sie werden weiterhin produziert und gebraucht, haben aber ein Verfallsdatum von vier Jahren. Danach werden sie zerstört. Es ist ein Sicherheitsmechanismus. Und der Mensch? Er hat auch ein Verfallsdatum, aber eines, das viel weiter in der Ferne liegt. Ist es nicht eigentlich so, dass der Mensch seiner Umwelt mehr Schaden zufügt, als sie ihm? „Wach auf, Zeit zum Sterben.“, sagt ein Replikant. Es ist ein Satz voller Widersprüche und Gegensätze, der die zerrissene und unsinnige Welt der Replikanten, Menschen, Ideen und Gesellschaften darstellt. „Geh zur Hölle, geh in den Himmel!“ Ein weiterer Sätze, der den Zuschauer gedanklich innehalten lässt. Man mag dieses Zitat zunächst negativ auffassen, aber ist es das? Ist der Himmel zur Hölle geworden, weil die Menschen nicht mehr wissen, was Freude ist? Die scheinbare Erlösung wäre damit nichts weiter, als eine weitere trostlose Welt. Bis in alle Ewigkeit.

Fazit

Kurz nach "Alien" kehrt Scott zurück in das Science-Fiction-Genre und erneut nutzt er opulente, ja überwältigende Kulissen, um seine Geschichte zu erzählen. Im Gegensatz zum Weltall-Klassiker herrscht in "Blade Runner" jedoch weniger eine klaustrophobische Stimmung des Gefangenseins als eine trostlose Atmosphäre, die einen gar nicht mehr realisieren lässt, dass man keinerlei Freiheiten hat. Es gibt keine Träume, nur die Sehnsucht nach dem kleinen Bisschen an Information, das alles in die richtige Perspektive zu setzen vermag. Die Antwort auf die einfache Frage: Wieso? "Blade Runner" ist pessimistisch, traurig, bedrückend, hundeelendig, unter der krustigen Oberfläche aber zutiefst menschlich nur auf der Suche nach dieser Wärme, die dem Menschen von Geburt an ausgetrieben zu werden scheint, weil sie an das Leben binden würde.

Kritik: Levin Günther

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