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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Ausgänge eines Berliner Innenhofs werden aufgrund eines unklaren Ereignisses draußen von der Polizei blockiert und es entsteht ein Ausnahmezustand. Unter den Bewohnern des Gebäudes macht sich Unsicherheit breit, die zu Angst führt. Misstrauen löst Panik ab, Vorurteile sorgen für Polarisierung und eine weitere Frage taucht auf: Kommt die wahre Gefahr von innen oder von außen?

Kritik

Jeder Topf kocht irgendwann über, wenn man nur lange genug den Deckel drauf hält. Viel mehr erschließt sich am Ende nicht aus Asli Özges (Auf einmal) klaustophobischen Krisenchronik, die ihr paradigmatisches Potenzial mit einer Überzahl Nebenhandlungen und -figuren erstickt. Ein solcher Fokus-Verlust für das Wesentliche in einer Ausnahmesituation ist ironischerweise das heimliche Hauptthema des konspirativen Kammerspiels. Dessen geschlossene Gesellschaft ist die Hausgemeinschaft in einem jener einstmals eleganten Altbauen, dessen Hauseinfahrt eines Tages ohne Erklärung polizeilich abgeriegelt wird. 

Dass Immobilien-Investor Herr Horn (Felix Kramer, Irgendwann werden wir uns alles erzählen) sich im Prolog unmittelbar zuvor ein den mehrdeutigen Titel evozierendes Glaskasten-Büro in den Hof hieven lässt, ist einer der fast überdeutlichen Verweise auf die antiautoritären Ansätze der zwischen soziologischer Satire und pointiertem Paranoia-Krimi pendelnden Story. Die verkappt ihre komplexe Kritik an den Zuständen, an die in dem post-pandemischen Szenario Masken und sogar das Schlagwort „Lockdown“ erinnern, mit einer Unzahl populärer Politthemen von denen keines ausgearbeitet wird: Gentrifizierung, Diskriminierung, Klassenkampf, Statusverlust …

Das Protagonisten-Potpourri des Ensemblestücks verengt sich sukzessive auf die ebenso unsympathische wie uninteressante Henrike (Luise Heyer, Generation Beziehungsunfähig), die ein Bewerbungsgespräch zu verpassen fürchtet. Gatte Daniel (Sascha Alexander Geršak, German Genius) und sie schielen nicht als einzige auf den Kauf einer der Wohnungen, die der sich zum Blockwart erhebende Herr Horn luxussanieren will. Dem notorischen Nörgler Dr. Behr (Christian Berkel, Die Wolf-Gäng) stinken indes die Mülltonnen im Hof mehr als der willkürliche Hausarrest, der angeblich dem Schutz des Mieterkollektivs dient.

Dass ein von Obrigkeitsgehorsam und Opportunismus gelenktes Bildungsbürgertum im Namen der allgemeinen, vor allem jedoch eigenen Sicherheit behördliche Willkür und staatliche Gewalt nicht nur hinnimmt, sondern begrüßt, ist eine der bitteren Lektionen der jüngeren Vergangenheit, die sich neben sarkastischen Spitzen gegen kapitalistische Korruption und neo-liberalen Nepotismus als latentes Leitmotiv der kammerspielartigen Konstellation herauskristallisiert. Sogar ein Streit über Impfstatus (wenn auch den einer Katze) schafft es in den pessimistischen Plot, dessen Befangenheit die systemkritischen Ambitionen boykottiert.

Fazit

Ein Air frustrierender Ungewissheit durchdringt Asli Özges sozialanalytischer Synekdoche nicht nur dank der effektiven Abbildung normalisierter Staatsrepression, sondern der Halbherzigkeit der politischen Message. Nicht unähnlich der Bewohnenden des bürgerlichen Biotops, dessen sozialdarwinistische Selbstsucht die schlingernde Story zu nachsichtig betrachtet, schwankt die Regisseurin und Drehbuchautorin zwischen Assimilation und Autoritätskritik. So besticht die zum dramatischen Leerlauf tendierende Inszenierung weniger mit Suspense oder Raffinesse als stimmig gespielten Charakteren und politischen Implikationen. Die allein sind indes schon viel wert. 

Kritik: Lida Bach

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