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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Nach der Party in Karstens Wohnung sind alle gegangen, außer Anna. Fasziniert nähert sich Karsten dieser geheimnisvollen Frau. Wie sollte er auch ahnen, dass durch einen Moment der Schwäche sein wohlgeordnetes Leben außer Kontrolle geraten würde? In dieser kleinen deutschen Stadt befeuert Enttäuschung Wut, versteckt sich Gerechtigkeit hinter Heuchelei und entfaltet sich immer mehr das Bösartige.

Kritik

Zu Beginn verlaufen die Einstellungen von Auf einmal wie in Zeitlupe. Worte fallen wenige bis gar keine, jede Bewegung wirkt minutiös ausgedehnt und tiefe Blicke erstrecken sich über eine gefühlte Ewigkeit. Doch dann geht alles plötzlich sehr schnell in Asli Özges (Lifelong - Hayatboyu) eigenwilliger Mischung aus Drama und Thriller. In ihrem deutschsprachigen Debüt zeigt die Regisseurin das Ende einer ausgelassenen Party, bei der sich nur noch Karsten und Anna in der Wohnung befinden. Durch einen elliptisch-lückenhaften Erzählstil wird die Handlung allerdings rasch aus den Fugen gehoben, als Karsten mit Anna intim wird und in der nächsten Szene zu einer Klinik eilt, um offenbar Hilfe zu holen. Die Türen sind allerdings verschlossen und für die junge Frau kommt jede Rettung zu spät. Als Karsten in die Wohnung zurückkehrt, liegt Anna tot auf dem Boden. Erst jetzt nimmt er das Telefon zur Hand und ruft einen Krankenwagen. 

Auf einmal zeichnet von nun an ein unklares Bild vom Leben eines Mannes, welches immer tiefer in eine Abwärtsspirale gerät. Dass Karsten viel zu spät einen Notruf abgesetzt hat, wodurch er eventuell eine Mitschuld am Tod von Anna trägt, steht für jeden aus dem Umfeld des Bankers fest. Egal, ob Polizei, die gut situierten Eltern, seine Freunde, die mit auf der Party waren, seine Freundin, die zum dem Zeitpunkt auf Geschäftsreise war oder Kollegen auf der Arbeit. Aus allen Richtungen entfacht die Regisseurin der Hauptfigur gegenüber Misstrauen, was zusätzlich durch die reizvoll gestaltete Struktur der Handlung verstärkt wird. Sämtliche Erlebnisse werden aus der Perspektive von Karsten geschildert, aber durch die bruchstückhaften Szenen der Eröffnung wird sehr lange nicht klar, inwiefern er womöglich selbst für das Ableben von Anna gesorgt oder ganz bewusst zu spät Hilfe geholt hat. 

Wie bei einem spannenden Puzzle fügt Özge ihrer Geschichte immer neue Teile hinzu und verdreht Perspektiven sowie Sympathien. In den zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen stellt Auf einmal brisante Fragen über das moralische Handeln der Hauptfigur, wirft hingegen aber auch einen kritischen Blick auf die Gerechtigkeit oder eben Ungerechtigkeit, die Karsten widerfährt. Dass sich der ruhig gehaltene Film dabei stets eine elektrisierende Ausstrahlung bewahrt, die zwischen verschwommener Spannung und unheilvollen Vorahnungen pendelt, hat die Regisseurin ihrem Hauptdarsteller Sebastian Hülk (Wer ist Hanna?) zu verdanken. Hülk spielt Karsten großartig als kühlen Wohlstandsjüngling, der sich trotz der verzweifelten Situation, in der er sich befindet, nie in die Karten blicken lässt, eine regelrechte Mauer um sein Innenleben errichtet und damit nicht nur seine Freunde und Verwandte ein ums andere Mal vor den Kopf stößt, sondern vor allem auch den Zuschauer. 

Auch wenn die Regisseurin schließlich immer mehr Licht auf die schattigen Fragezeichen ihrer Geschichte wirft, verblüfft Auf einmal mit einem Schlussakt, in dem Özge den Ton des Films noch einmal entscheidend verändert und in eine Richtung lenkt, die sich zuvor nur ganz leicht abzeichnete und am Ende mit voller, bösartiger Wucht zuschlägt. Der Abspann bringt den atmosphärisch unberechenbaren Zwiespalt letztlich perfide auf den Punkt. Während passionierte Cineasten zustimmend nicken dürften, dass sich die Regisseurin an erster Stelle bei Nuri Bilge Ceylan (Winterschlaf) bedankt, ertönen gleichzeitig die donnernden Klänge der Band Rammstein.

Fazit

Irgendwo zwischen Drama und Psycho-Thriller siedelt Asli Özge ihren dritten Spielfilm "Auf einmal" an. Dabei hält die Regisseurin durch die raffinierte Erzählweise subtile Spannung ebenso aufrecht wie ambivalente Reaktionen gegenüber dem Verhalten der Hauptfigur, bis der Streifen im Schlussakt noch mal förmlich explodiert. Tolles, deutsches Kino.

Kritik: Patrick Reinbott

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