Inhalt
Fast 5.000 Jahre, nachdem ihm die allmächtigen Kräfte der alten Götter verliehen wurden – und genauso schnell eingesperrt wurden – wird Black Adam (Johnson) aus seinem irdischen Grab befreit, bereit, seine einzigartige Form der Gerechtigkeit auf die moderne Welt zu entfesseln
Kritik
Die nun folgende Frage könnte für Unmut sorgen: Ist Dwayne Johnson nicht irgendwie langweilig geworden? Klar, der Ex-Wrestler ist schon liebenswert und charmant, dazu ein echter Marketing-Vollprofi, der via Instagram mühelos Werbung für seine Produkte (Filme, Tequila, Energy Drinks) macht. Und trotzdem schaffen er und sein Team es immer wieder, dass seine Avancen um Aufmerksamkeit zu beten, nie zu systematisch wirken, obwohl sie es fraglos sind. Aber auf der Leinwand ist Johnson mittlerweile einfach fad. Im Grunde spielt er seit einigen Jahren immer die gleiche Rolle. Das ermüdet und erweckt Erinnerungen an die Zeit, als er neben vergessenswerten Muskelmann-macht-sich-lächerlich-Komödien wie Zahnfee auf Bewährung auch in nicht ganz so polierten Actionfilmen (u. a. Welcome to the Jungle oder Walking Tall) mitspielte.
Glaubt man Johnson in seinen unzähligen Statements zu Black Adam scheint er von den ewig gleichen Rolle auch genug zu haben. Die Produktion aus dem DC-Universum soll jetzt wieder seine rohe, brachiale Seite zum Vorschein bringen. Aber ist das überhaupt möglich? Es handelt sich ja immerhin um eine kostspielige Comicverfilmung. Okay, die Promotion spricht von Anti-Held und die Vorlage soll auch gerne mal etwas böser und aggressiver unterwegs sein. Aber mal ehrlich: Wer erwartet heutzutage von einem Blockbuster, dass hier mal richtig Tabula Rasa gemacht wird? Vor allem, wenn der Dreh alleine schon bis zu 200 Millionen US-Dollar verschlungen haben soll und für eine niedrigere, wirtschaftsfreundlichere Altersfreigabe auch die Schere angesetzt wurde? Ihr? Dann seid ihr gewiss in der Unterzahl und dürftet von Black Adam enttäuscht werden.
Wobei der Film zu Beginn, bzw. wenn Teth Adam, wie er meistens innerhalb der Handlung genannt wird, erwacht, durchaus den Ersteindruck erweckt, dass die FSK12-Freigabe durchaus ausgereizt wird. Da fliegt hier schonmal ein Arm und dort schmelzen die Feinde zu Klump. Dennoch fehlt der Action bereits dort eine richtige Wucht und dass im Verlauf der dünnen und relativ austauschbaren Geschichte die zu Anfang noch vorhandenen Gewaltspitzen zurückgefahren werden, tut ihr auch nicht gut. Am Ende ist es einfach wieder typisches Superheldenkino. Destruktive Ekstase der sauberen Sorte, gedreht vorm Green Screen und dass wirklich verdammt viele Szenen nicht vor echten Kulissen, sondern auf Studiobühnen und eben vor einfarbigen Leinwänden gedreht wurden, lässt sich nicht bestreiten, denn Black Adam hat einen furchtbar unpersönlichen, glatten und hässlichen Digi-Look. Es ist schon verdammt ärgerlich, dass ein Film, der damit beworben wird, dass wir es hier nicht mit einem Einweg-Helden zu tun haben, so penetrant austauschbar aussieht und sich auch so anfühlt. Ein Anti-Kompliment, welches weitestgehend auf viele andere Aspekte des Films zutrifft.
Die Justice Society, die Amanda Waller (Oscar-Preisträgerin Viola Davis in ihrer bekannten Suicide Squad-Rolle) losschickt, um Teth Adam einzusperren, hat zumindest von Kostümdesign einen charmanten Retro-Look, aber die Figuren an sich sind ähnlich langweilig und frei von interessanten Charakteristiken, wie der Schurke des Blockbusters. Wobei der auf einem ganz eigenen Level von Misslungen agiert. Bereits im Aladdin-Remake von Disney machte Darsteller Marwan Kenzari keine sonderlich gute Figur und genau wie in Black Adam kann man ihm nicht wirklich einen Vorwurf machen, sondern dem Script. Das scheint über längere Phasen komplett zu vergessen, dass die Geschichte ja noch richtigen Antagonisten benötigt. Das Ergebnis ist Handlungsverlauf, der mehr stottert als Michael Palin in Ein Fisch Namens Wanda. Das ist eine Komödie, und zwar eine sehr gute.
Gewiss versucht Black Adam auch Humor einzubringen. Der besteht meistens daraus, dass der Mega-Muskelmann vom Sohn der Rebellin und Wissenschaftlerin Adrianna (Sarah Shahi, The Rookie) beigebracht bekommt, wie ein Superheld am besten agiert, um cool und eindrucksvoll zu sein. Erinnert in den guten Momenten ein wenig an Last Action Hero, die Macher scheinen aber mehr auf Terminator 2 - Tag der Abrechnung geschielt zu haben. So oder so ermüdet der Gag schnell. Ansonsten darf man sich gerne noch ins Fäustchen lachen, wenn Hawkman (Aldis Hodge, Der Unsichtbare) Teth Adam die Wichtigkeit des nicht-tödlichen Kampfes zu erklären versucht.
Irgendwie scheinen die Macher da aber komplett den Reiz der Figur misszuverstehen. Der schwarze Adam ist interessant und faszinierend, weil er die Regeln bricht. Die Filmversion tut dies zwar auch, aber letztlich bleibt er ein Sklave der Moralität. Das nimmt ihm jede Form von Ambivalenz und Andersartigkeit. Dwayne Johnson bleibt auch bei DC Dwayne Johnson. Damit ist der Darsteller endgültig zur Marke geworden. Regisseur Jaume Collet-Serra, der mit dem Star bereits Jungle Cruise drehte, inszenierte hier keinen Film, keine richtige und gut funktionierende Geschichte, sondern eigentlich nur ein muskelbepacktes Produkt.
Ärgerlich? Nicht so sehr. Zumindest nicht, wenn einem klar ist, was einem vorgesetzt wird. Dass der Film nicht komplett eindimensional ist, liegt wohl mehr an Gevatter Zufall. Wenn gegen Ende die unterdrückten Bürger des fiktiven Landes Khandaq aufbegehren, rattern einem schon die Bilder der Aufstände von Proteste aus dem Iran vorm geistigen Auge rauf und runter. Beabsichtigt? Auf gar keinen Fall. Und wirklich effektiv ist es auch nicht, denn dieser Bezug zu unserer Realität wird schnell fallen gelassen, nimmt sehr wenig Platz innerhalb des Finales ein und wird auch nicht wirklich weiter ausgeformt. Aber hey, zufällig hat Black Adam für gut zwei, drei Minuten etwas evoziert, was nicht bloß mit der Expansion seines Universums zu tun hat. Dafür Applaus? Nee, lass mal.
Beklatscht dürfte der Film zumindest von der Seite der Fans und Blockbustergenießer werden, vor allem für eine Szene, die sich im Abspann verbirgt (was jetzt auch keine sonderlich große Überraschung sein sollte). Dwayne Johnson hat zwar durch die Blume bereits verraten, dass Teth Adam auf jemand ganz Besonderen trifft, aber dennoch soll es hier nicht verraten werden. Warner scheint aber großes mit Black Adam und den anderen Figuren aus dem DC-Katalog vorzuhaben. Ob man sich darauf freuen sollte? Liegt an euch. Nach Black Adam sollte aber klar sein, dass wir vermutlich nur wieder business as usual erhalten werden – zumindest aus der filmischen Sparte des DC-Universums, in der Johnson agiert.
Fazit
"Black Adam" ist weder eine Zäsur, noch ein Prunkstück im Katalog der DC-Filme von Warner. Es ist nur ein Superhelden-Blockbuster der gebräuchlichen Sorte. Ein Film der vorgibt markant und anders zu sein, aber dann doch viel zu blass, brav und bieder bleibt.