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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Drei Männer, die getötet haben, und drei Familien, die jemanden verloren haben. In der üblichen Vorstellung von Schuld und Strafe ergibt das drei, die bestraft werden, und drei, die vergessen sollen. Unvorstellbar, dass sich beide Seiten annähern. Der Film beobachtet dreimal das Unmögliche: Seinem Feind begegnen, in Gedanken, in Botschaften, im realen Leben.

Kritik

Wie steht es um die Rechtssysteme dieser Welt? Wie wird mit straffällig gewordenen Menschen umgegangen? Ist eine lebenslange Haftstrafe plus zehn Jahre eine nachvollziehbare Strafe oder soll jeder Mensch eine Chance auf eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft bekommen? Wie gehen die Hinterbliebenen der Opfer damit um, dass der Täter möglicherweise nach einer Dekade wieder auf freiem Fuß ist? Dieser und weiterer Fragen widmet sich Regisseur Hubertus Siegert (* 1959) in seinem Dokumentarfilm „Beyond Punishment“.

Dazu werden drei Rechtssysteme an jeweils einem Beispiel charakterisiert. Siegert begleitete die Täter und Opfer über einen Zeitraum von acht Jahren, um Material für den Film zu sammeln. Die Fälle sind zu komplex und in ihrer rechtsstaatlichen Behandlung zu unterschiedlich, weswegen sie im Folgenden vorerst getrennt voneinander behandelt werden.

Erstens: Die USA

Die Reise beginnt in Brooklyn, dem Problemviertel von New York City. Hier ist die (Jugend-) Kriminalität hoch. Man erinnert sich zwangsläufig daran, welche Probleme Yoyo in „Night on Earth“ hat, ein nächtliches Taxi in besagten Stadtteil zu bekommen. Keine schöne Gegend um aufzuwachen. Einer, der den Kinderschuhen fast schon entwachsen war, hieß Darryl, 16 Jahre, Sohn und Bruder von Leola und Lisa. Er wurde über eine Belanglosigkeit erschossen. Wir treffen auf seine Familie fast zehn Jahre nach der Tat, der Schmerz sitzt noch immer tief. Der (vermutliche) Täter wurde zu 40 Jahren verurteilt, gesteht seine Tat aber nicht ein. Diese Verweigerung des Schuldeingeständnisses ist eine offene, nässende Wunde direkt neben der Narbe über den Verlust des Sohns/Bruders, die nicht verheilen wird, solange kein Geständnis vorliegt.

Zweitens: Norwegen

Ein Sprung um die halbe Welt. Der ruhig und intelligent wirkende Stian hat seine 16-jährige Freundin Ingrid-Elisabeth aus Eifersucht erschossen, die Waffe hatte er seinem Vater gestohlen. Dafür verbüßt er eine neunjährige Haftstrafe als Minderjähriger. Zeitsprung. Stian wurde auf eine Gefängnisinsel verlegt, auf der er ganz für sich leben darf und kann nach vier Jahren Gefängnis den ersten Hafturlaub nehmen, welcher sich von nun an alle acht bis zwölf Wochen wiederholt. Der Vater seiner getöteten Freundin kann dieser Rechtsprechung nur untätig zusehen.

Drittens: Deutschland

Als Teil der ersten RAF Generations und Polizistenmörder wurde Manfred Grashof zu einer lebenslängen Haftstrafe verurteilt. Der tödliche Schuss wurde bei einem Schusswechsel abgegeben. Als „Fälscher der RAF“ wurde er 1988 begnadigt. Im Film trägt er eine Baseballcap mit dem Logo der portugiesischen Nationalmannschaft, die unpassender nicht wirken könnte. Wie man sich nach außen gibt, ist jedem selbst überlassen. Patrick ist der Sohn des 1986 von der dritten Generation der RAF getöteten Diplomaten Gerold von Braunmühl und sucht nach Antworten über den/die Mörder seines Vaters. Beide suchen Antworten, die der Gegenüber nicht beantworten kann.

Es heißt, die Zeit heile alle Wunden. Für körperliche mag das durchaus gelten, doch seelische Wunden sind so verschieden wie der Mensch im Allgemeinen und können nicht durch einen Satz pauschalisiert werden. Es geht hier um dreimal Mord. Eine Tat, die durch nichts in der Welt ungeschehen gemacht werden kann. Die Opfer und in die Täter gehen dabei ganz unterschiedlich mit ihren Erlebnissen um. Siegert versteht sich als Beobachter, der die Szenerie aus dem Off beschreibt, ohne sie aber wertend zu kommentieren. Da ist Ingrid-Elisabeths Vater, der nach langem Überlegen ein angebotenes Treffen mit Stian ausschlägt. Da ist Patrick, der ein Gespräch mit Birgit Hogefeld sucht, die damals an den Anschlägen beteiligt gewesen sein könnte. Dieses Gespräch kommt ebenfalls nicht zu Stande. Da sind Leola und Lisa, die über die Art des von Siegert berichteten Vollzugs in Norwegen nur mit dem Kopf schütteln können. Siegerts angewandtes Mittel des Dialogs geht über weite Teile auf. Er bebildert erneut Thematiken, derer sich auch schon andere Regisseure angenommen haben (Andres Veiel mit „Black Box BRD“ oder Werner Herzog mit „Tod in Texas“, wenn auch erst 2011). Ohne allzu tief zu schürfen verbindet er drei Fälle eines Planeten zu einem inkohärenten Ganzen.

Fazit

Der Wunsch nach Auge um Auge ist falsch, aber nachvollziehbar, versucht man sich in die Lage von Hinterbliebener hineinzuversetzen. Jeder Mensch bewältigt seinen Schmerz. Dieser Prozess ist individuell, kann nahezu beendet werden oder ewig klaffen. „Beyond Punishment“ zeigt, dass hinter jeder Bestrafung Menschen stehen, die zwei unverzeihliche Lager bilden.

Kritik: Magnus Knoll

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