Inhalt
Bei einem Trip nach Nepal werden Ted und seine Frau Marjorie von einem Werwolf attackiert. Marjorie stirbt, Ted nur verwundet. Fortan wird er selbst Nacht für Nacht zur reißenden Bestie. Zurück in der Heimat nimmt er wieder Kontakt zu seiner Schwester Janet und ihrem kleinen Sohn Brett auf, ohne das diese sein Geheimnis erahnen. In Eigenregie versucht er erfolglos sein „Problem“ in den Griff zu bekommen. Nur Thor, den Schäferhund der Familie, kann er nicht täuschen…
Kritik
Hand aufs Herz: wem sagt der Name Eric Red ad hoc etwas? Wer spontan die Hand hochreißt, dürfte eine Affinität zum Horrorfilm besitzen und/oder im Genre-Kino der 80er bewandert sein. Für so viele Filme ist der Mann gar nicht verantwortlich, dafür für einige echte Knaller. Als Drehbuchautor verfasste er die Skripts zu Hitcher, der Highway Killer, Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis und Blue Steel – alles noch vor seinem 30. Geburtstag! Die 90er liefen dann schon nicht mehr ganz so erfolgreich. Am bekanntesten dürfte vielleicht noch der 1991 erschienene Body Parts sein, bei dem er auch Regie führte, der aber längst nicht mehr an die Qualität seiner vorherigen Arbeiten herankam. Bad Moon war nach zwei TV-Arbeiten so was wie ein Comeback-Versuch im Kino, der jedoch gnadenlos scheiterte. Bei einem Budget von 7 Millionen $ spielte er an den US-Kassen lediglich eine Million ein und landete im Ausland direkt auf VHS. Ein Genickbruch, von der er sich bis heute nicht ernsthaft erholt hat. Was nicht nur aus persönlicher Sicht bedauerlich ist, denn so miserabel wie sein Ruf ist diese Romanadaption von Wayne Smith beileibe nicht.
Eindeutig kam der Film zu einem ungünstigen Zeitpunkt heraus. Kurz vor dem Release von Scream – Schrei!, der nicht nur den Slasher, sondern das gesamte Horror-Genre wieder salonfähig machte und aus der gammeligen Nische heraushievte, in die es in den 90ern lange gepresst wurde. Das nahm kaum jemand ernst; das wurde maximal belächelt; da investierte niemand echtes Vertrauen. Gerade dafür ist es eigentlich erstaunlich, wie solide sich Bad Moon verkauft. Masken und Effekte sind noch handgemacht (was damals ja schon nicht immer der Fall war) und sehen wirklich gut aus. Lediglich die finale Verwandlungsszene ist definitiv schlecht gealtert, da muss man sich selbst hinter einem 15 Jahre älteren An American Werewolf in London ganz, ganz tief verstecken. In schlanken 80 Minuten (in der damals hierzulande geschnittenen Fassung noch etwas kürzer) wird eine kurzweilige Geschichte erzählt, die sogar über ganz interessante Facetten verfügt. Der Protagonist ist hier genau genommen der Schäferhund Thor, der als Einziger die Gefahr früh wittert und seine Familie gegen den Wolf im Schafspelz verteidigen will. Die Romanvorlage hieß sogar Thor und es wäre vermutlich ein richtig großer Kniff gewesen, wenn man den Film noch mehr aus der tierischen Perspektive erzählen würde.
Das ist aber eindeutig mehr Wunschdenken, denn als filmisches Narrativ ist das mehr als nur kompliziert. Aus dem selben Grund funktionierte die Adaption von Cujo in der ersten Hälfte nicht so wie im Roman, denn wie will man in dem Medium einen tierischen Protagonisten entsprechend einsetzten? Ist machbar, aber wirklich Königsklasse-Niveau, dass sollte hier niemand voraussetzen. Unabhängig davon ist die Positionierung der Charaktere immer noch recht spannend und außergewöhnlich. Am Ende mutiert Bad Moon quasi zu einer Variation eines Home Invasion-Thrillers und Thor ist definitiv immer mehr als „nur“ ein Haustier. Das wurde bei diesem Film nie so richtig wertgeschätzt, hebt er sich doch schon allein dadurch deutlich von der Masse ab. Zudem ist das in der Kürze der (Lauf)Zeit und in Anbetracht der nicht optimalen Rahmenbedingungen auch mehr als nur brauchbar inszeniert. Neben den schönen Effekten (für eine heutige FSK:16 auch recht saftig) sind auch die Darsteller völlig in Ordnung. Michael Paré (Straßen in Flammen) und Mariel Hemingway (Das mörderische Paradies) waren selbst damals schon natürlich längst über ihren kurzweiligen „Zenit“, sind aber für so einen Film vollkommen ausreichend. Am Ende des Tages gibt es eigentlich nichts, was Bad Moon kriegsentscheidend falsch macht. Sicherlich auch nichts auf einem besonders hohen Level, aber das sollte man auch keinesfalls antizipieren.
Fazit
Deutlich besser als sein bescheidener Ruf. Der Stern vom vermeidlichen Genre-Wunderkind Eric Red war zwar deutlich verglüht, dennoch ist „Bad Moon“ ein anständig inszeniertes und durchaus bemühtes B-Movie mit Wiedererkennungswert, das sich vor dem neuen Horror-Boom der späten 90er wesentlich besser verkauft als die seinerzeit oft wirklich hingerotzte Konkurrenz.
Autor: Jacko Kunze