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Inhalt

1937 stellen sich chinesische Soldaten in der Schlacht um Shanghai der japanischen Übermacht: Ihr Anführer beziffert sie auf 800. Tagelang kämpfen die Männer – eine Ansammlung aus Deserteuren, einfachen Bauern und Kriminellen – ein erbittertes Rückzugsgefecht gegen die Invasoren, bei dem sie sich in einem alten Lagerhaus verschanzen. Sie haben nur ein Ziel: Die chinesische Metropole vor der Übernahme durch den Feind zu beschützen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das China den erfolgreichsten Blockbuster des Jahres 2020 stellen würde, war angesichts der weltweiten Lage von Corona und geschlossenen Kinos eigentlich bereits von vornherein klar. Die Frage war nur, welcher Film wird das Rennen machen? Insgesamt fünf Filme schafften es schließlich in die Top 10 der erfolgreichen Box Office Filme des Jahres: The Eight Hundred, My People, My Homeland, Detective Chinatown 3, Legend of Deification sowie A Little Red Flower. Für den Film von Regisseur und Autor (Lao pao er, Wo he wo de zu guo), der die berühmte Schlacht rund um das Sihang Warehouse im Jahre 1937 nacherzählte, reichte es schließlich für die Spitze. Sein Film – untermalt mit jeder Menge Pathos, Schlachtengemälde und Kriegsgreuel – spielte schließlich 460 Millionen US-Dollar ein. Dank Koch Films folgte nun auch in Deutschland (seit dem 11.02. per VOD, ab dem 22.04. im Heimkino) recht schnell der Start des Kriegs-Actioners, der die Geschichte der „800“ Kämpfer vor den Toren der Shanghaier Konzession wiedergibt. Doch ist The 800 (OT: Ba Bai) überhaupt für unser Publikum geeignet? Die Antwort ist zum Teil, denn abseits hochtragischen Nationalstolzes, zeigt der Film eindringlich den Irrwitz des Krieges auf.

So liegen ironischerweise die Schwächen von The 800 auf ganz anderen Ebenen: Denn während wir sehr langsam und behutsam an die Geschehnisse des Jahres 1937 herangeführt werden, bleibt oftmals das Menschliche auf der Strecke. Dies liegt nicht an fehlenden Szenen mit Abschiedsbriefen, Verzweiflung, dem Wunsch nach einem friedlichen Leben oder gar dem Ende des Krieges, sondern an fehlenden ausformulierten Charakteren. Viel zu schnell springen wir von Figur zu Figur, von Schlacht zu Schlacht, von Symbol zu Symbol, ohne lange auf diesen verharren zu können. Wenn am Ende der bittere Wahnsinn überhandnimmt und der Tod – in Form der klar ruchlosen (bis auf den Kommandeur der japanischen Angriffsgruppe) Japaner – durch die Reihen wütet, bleiben richtige Gefühle meist außen vor. Ein Problem ist auch die Länge von The 800: Bei fast 150 Minuten gibt es viel Zeit für Nebenschauplätze. So erleben wir beispielsweise die Menschen in der Konzession (ein Himmel/Hölle Bild angesichts der Schlacht auf der anderen Seite des Kanals), bekommen politische und strategische Hintergründe, den Umgang mit Deserteuren, viele Ausländer, die das Geschehen beobachten, und jede Menge Abschiedsworte. Für eine klare Botschaft hätte es diesen Überbau gar nicht gebraucht.

Das schließlich The 800 kein reines Propaganda Pflaster ist, zeigt sich an vielen kleinen Beispielen im Film: Egal ob der Umgang innerhalb der chinesischen Soldaten, die unterschiedlichen Befehle oder dem Gefühl, trotzdem verloren zu haben. Aber auch dies gehört dazu: Brutale – ja fast gesichtslose – Japaner mit Selbstmordangriffen und einer grotesken Überlegenheit und natürlich jede Menge Dialoge, die klar machen, wer hier eigentlich die noblen Kämpfer Chinas sind und wie eine gute Verteidigung (bis auf den letzten Mann) eigentlich auszusehen hat. Und die Inszenierung? Nun, Fans von brachialen Kriegsszenen bekommen hier eine Schlacht präsentiert, die nicht nur aufgrund einer hochwertigen Kameraarbeit gekonnt eingefangen wird, sondern auch aufgrund seiner Effekte an vielen Stellen seines gleichen sucht. Besonders die Kämpfe innerhalb des Lagerhauses lassen einen dem Atem stocken, auch weil hier kaum mit Schnitten gearbeitet wird. Am Ende bleiben gar eine Überforderung und Ermüdung zurück, angesichts so viel unmenschlicher Gewalt. Historisch interessant ist The 800 indes allemal, da die Schlacht zumindest abseits Chinas so wenig bekannt ist und viele der angesprochenen Themen auch so passiert sind. Gerade der völlig verrückte Gegensatz von einigen paar Metern zwischen Konzession (mit Licht, Theater, fahrenden Autos, Essen etc.) und dem zerstörten Shanghai voller Dunkelheit, Verzweiflung und Tod, sind einfach grotesk.

Fazit

"The 800" ist keineswegs das befürchtete Propaganda-Machwerk der chinesischen Regierung geworden, als dass es im Vorfeld oftmals diskutiert wurde. Zwar stecken hier jede Menge Pathos und Nationalstolz drin, doch Regisseur und Autor Hu Guan versucht an vielen Stellen die Wogen zu glätten und den Blick auf den Irrsinn und Wahnsinn des Krieges zu lenken. Angesichts der hervorragenden Inszenierung gelingt ihm dies auch mit Bravour. Schade nur, dass oftmals Charaktere und Gefühle bei der epischen Erzählung auf der Strecke bleiben. Für Fans lohnt sich aber ganz klar der Blick auf den erfolgreichsten Film des Jahres 2020.

Kritik: Thomas Repenning

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