Inhalt
Dokumentation über mehr als 100 Jahre deutsche Filmgeschichte unter der Regie des Filmkritikers Michael Althen, der für die FAZ schrieb und Hans Helmut Prinzler. Es werden deutsche Filmschaffende zur deutschen Filmgeschichte befragt.
Kritik
„Das ist nicht die Geschichte des deutschen Films, das ist eine Geschichte über den deutschen Film.“
U.a. mit diesen Worten begrüßt die Dokumentation „Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte“ seine Zuschauerschaft und steckt damit sofort und unmissverständlich die eigenen Grenzen ab. Zwar wird hier auch filmhistorischer Kontext betrachtet, jedoch nie wirklich analytisch. Hier zählt vor allem eines: die Liebe zum Film, die Liebe zum Kino. Der Filmkritiker Michael Althen und der Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler wollen keine Lehrstunde erteilen, wollen niemand von einer etwaigen Antipathie gegen das deutsche Kino abringen, alles was sie wollen ist die Vielseitigkeit und Schönheit des heimischen Films aus100 Jahren präsentieren. Dafür haben sie nicht nur eine Vielzahl von Szenenmontagen, sondern auch höchst interessante Interviewpartner, die von ihrem deutschen Lieblingsfilm erzählen. Das ist mal amüsant, mal doch etwas zu kunstgewerblich, mal spannend aber vor allem immer eines: leidenschaftlich.
„Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte“ versucht bei all den Anekdoten, Filmausschnitten und Belobigungen gegenüber dem deutschen Kino niemals einen gemeinsamen Kanon herzustellen. Vielmehr wird versucht singuläre, subjektive Faszinationen spür- und begreifbar zu machen. Eine Mammut-, bzw. Sisyphusarbeit, an der man als Dokumentarfilme leicht hätte scheitern können, denn die Bandbreite der deutschen Filmkunst und –Industrie ist wahrlich breit gefächert. Doch dadurch, dass „Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte“ den Fokus nicht auf die Kulturdidaktik legt, sondern auf die ganz persönliche Leidenschaft und Erfahrung zum Thema, wirkt die Dokumentation federleicht und herrlich anmutig. Manchmal gar so, als ob man mit einem Bekannten ein gutes Gespräch über das Kino hat. Gewiss erkaufen sich Michael Althen und Hans Helmut Prinzler dies recht häufig mit teils wunderschönen Zusammenschnitten aus deutschen Meisterwerken zu einem jeweiligen Thema, allerdings wird dies im später Verlauf immer etwas ausbremsend: zu lang und zu gefällig wirken diese Intermezzos und trotzdem kann man ihren infizierende Begeisterungen nur schwerlich entkommen.
Genau darin liegt die größte Stärke von „Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte“. Die Dokumentation will weder alles über das Thema deutscher Film in Erfahrung bringen, noch uns belehren oder gar aufklären. Alles was sie will, ist das wir Zeuge für teutonisch-kinematographische Leidenschaft werden. Genauer gesagt die Leidenschaft von den renommierten Filmschaffenden Wim Wenders, Doris Dörrie, Andreas Dresen, Hanns Zischler, Dominik Graf, Caroline Link, Tom Tykwer, Wolfgang Kohlhaase, Christian Petzold und Kameragott Michael Ballhaus. Man sollte Michael Althens und Hans Helmut Prinzlers Werk also vielleicht gar nicht als Dokumentation verstehen, sondern mehr als eine Art Einladung. Eine Einladung der man folgen sollte.
Fazit
„Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte“ geht vielleicht ein wenig zu schwelgerisch mit seinem Thema um, aber die Dokumentation ist nun mal ein Liebesbeweis, ein dokumentarischer Liebesbrief ans nationale Kino und mal ehrlich, wer will schon einen rationalen Liebesbrief?
Autor: Sebastian Groß