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Quelle: themoviedb.org

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Adah und Aaron sind buchstäbliche Arschlöcher.

Kritik

Für sein größtenteils selbstfinanziertes Regiedebüt hätte Schauspieler Peter Vack (Mozart in the Jungle) keinen prägnanteren und zugleich passenderen Titel wählen können. Assholes ist eines dieser Werke, das dem Zuschauer aus jeder Einstellung förmlich entgegenbrüllt, was für einen anstößigen, anarchischen sowie unangepassten Film dieser gerade schaut. Geradezu unscheinbar eröffnet der Regisseur seine Geschichte jedoch anfangs im Behandlungszimmer eines Psychiaters, wo eine junge Frau namens Adah einen ausführlichen Monolog über ihre derzeitige Lebenssituation vorträgt. Minutenlang schildert sie vor allem ihre Unzufriedenheit über ihr Sexleben, das aufgrund der Tatsache, dass sie eine Ex-Süchtige ist, die jeglichen Drogen sowie alkoholischen Getränken abgeschworen hat, komplett auf Eis liegt. Jemanden in einer Bar kennenzulernen, wo Alkohol zum guten Gesprächston dazugehört, sei für Adah mittlerweile schlichtweg unmöglich, weshalb sie ein frustriertes Single-Dasein fristen muss. Ein großes Problem in ihrem Leben scheint außerdem ihr Bruder Adam zu sein, der ebenfalls ein Abhängiger ist und mit dem sie regelmäßig um die Gunst der gemeinsamen Eltern konkurriert. 

Bei Adam scheint es sich wiederum um das erste der titelgebenden Arschlöcher in diesem Film zu handeln. Gespielt von Vack selbst zeichnet der Regisseur Adahs Bruder als selbstgefälligen Junkie, der die frische Abstinenz seiner Schwester mit albernem Humor kommentiert und provoziert, nur um sie doch wieder dazu zu verführen, einen tiefen Zug von der Bong zu nehmen. Was Adah währenddessen ignoriert, der Zuschauer hingegen mit einem überdeutlichen Close-up noch einmal zu sehen bekommt, ist der Herpesbefall, der sich auf Adams Lippe ausgebreitet hat. Beginnt Assholes in diesen anfänglichen Szenen, die Vack in fast schon öden, überwiegend statischen Einstellungen inszeniert, noch als neurotische Tragikomödie über exzentrische New Yorker in ihren 30ern, verwandelt sich der Streifen recht schnell in ein surreales, dezent dadaistisches Chaos, das hauptsächlich aus Sketch-Comedy-ähnlichen Passagen und widerlichen Gross-Out-Einschüben besteht. Dabei nimmt das Unheil langsam seinen Lauf, nachdem sich Adah auf eine Beziehung mit Aaron, dem besten Freund ihres Bruders sowie ebenfalls Ex-Junkie, einlässt. 

Nicht nur Aarons massiver Analfetisch, den dieser in einer Therapiesitzung voller trockenem Dialogwitz beschreibt, spielt in der Beziehung eine Rolle, sondern auch die Herpeserkrankung, die sich in den Gesichtern der beiden Turteltauben munter ausbreitet. Durch seine ausgeprägte Vorliebe für das Abfilmen und gleichzeitig Zelebrieren von Körpern, die von unangenehm anzusehenden Krankheiten befallen sind und sich trotzdem unentwegt einander hingeben, sowie diversen Körperflüssigkeiten, die in diesem Zusammenhang ausgeschieden werden, strebt Vack unübersehbar eine Nähe zu den kontroversen Filmen von Filmemachern wie John Waters (Pink Flamingos) an, in deren Liga sich der Regisseur nur zu gerne bewegen würde. Je stärker der Exzess in Assholes dominiert, desto weiter entfernt sich Vack von jenem unmittelbaren Kultstatus, den er mit seinem Regiedebüt so offensichtlich anstrebt. Vollends aus dem Ruder läuft die Handlung schließlich, nachdem Aaron und Adah erneut drogenabhängig werden und zusammen am laufenden Band Poppers konsumieren. 

Wie ein improvisiertes Stück Guerilla-Comedy wirkt beispielsweise der Abschnitt, in dem der Regisseur sein zugedröhntes Liebespaar über den Times Square jagt, wo sich eine peinliche Situation an die nächste reiht, während der Kameramann Mühe hat, den beiden noch folgen zu können. Als Gesamtwerk zerfällt Assholes ab diesem Moment zunehmend in einzelne Vignetten, die ebenso unsortiert wie unnötig ausgedehnt über das Ziel hinausschießen. Auch wenn Vack mit fortschreitender Laufzeit immer offensiver aus allen Rohren feuert, wobei er unter anderem ein Abendessen zwischen Aaron, Adah, Adam und deren Eltern in einem Kotzgelage enden lässt und aus dem Hintern von Adah schließlich einen weiblichen, 70 Jahre alten Dämon namens Mephistopheles, Spitzname Mephi, beschwört, treibt die Handlung des Films zwischen derlei leeren Übertreibungen wirkungslos vor sich hin. 

Obwohl Assholes mit gerade einmal 74 Minuten Laufzeit angenehm kurz ausgefallen ist, fühlt sich Vacks Film lange vor Erreichen des Abspanns wie ein viel zu lang geratener Scherz an, dessen Pointe auserzählt ist, bevor der Regisseur dem albernen Konzept mit zumindest hin und wieder amüsanten Unvorhersehbarkeiten bemüht neues Leben einhauchen will. Sicherlich lässt sich der Streifen auch als unkonventionelles Plädoyer für die Liebe auffassen, die sich in der Geschichte selbst gegen absurdeste Widerstände zur Wehr setzt. Wenn Vack in seinem pubertären Werk zumindest etwas ernst nimmt, dann ist es die Beziehung zwischen seinen beiden Hauptfiguren sowie den Titel, den der Regisseur gegen Ende buchstäblich auf das Liebespaar überträgt. Sämtliche Ansätze von seriöser Empathie zerschießt Vack allerdings spätestens mit einem seltsamen Finale im Reality-TV-Stil, das Assholes endgültig als misslungene Karikatur seiner selbst bloßstellt. Ein zukünftiger Kultfilm, der keiner ist.

Fazit

Auch wenn Peter Vack mit seinem Low-Budget-Regiedebüt „Assholes“ unübersehbar einen anstößigen, anarchischen Kultfilm der Marke John Waters abliefern wollte, ist die ziellose, unnötig ausgedehnte Mischung aus Gross-Out-Comedy, unkonventionellem Liebesfilm, neurotischer Tragikomödie, Drogentrip und surreal-widerwärtigem Exzess kaum mehr als leere Provokation, die sich erstaunlich schnell abnutzt. Abgesehen von einigen amüsanten Unvorhersehbarkeiten und dem rebellisch-unberechenbaren Grundton erweist sich „Assholes“ daher als überwiegend misslungenes Werk, das so laut nach Aufmerksamkeit schreit, dass der Zuschauer irgendwann zu Ohrenstöpseln greifen will, um größeren Schaden zu vermeiden.

Kritik: Patrick Reinbott

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