Filme wie Tage des Donners oder Driven haben bereits in der Vergangenheit versucht, die Faszination des Motorsports filmisch einzufangen – und sind dabei meist spektakulär am eigenen Anspruch gescheitert. Statt der versprochenen Dynamik dominierte das Gefühl, einem dramatisch überhöhten, aber emotional leeren Schaustück beizuwohnen. F1 – Der Film will dieses alte Versprechen nun einlösen. Mit modernster Kameratechnik, direktem Zugang zur echten Formel-1-Welt und Brad Pitt in der Hauptrolle scheint man zumindest auf dem Papier bestens aufgestellt. Doch trotz beeindruckender Mittel bleibt auch dieser Versuch seltsam blutleer – ein Film, der optisch aufdreht, aber erzählerisch auf der Stelle tritt.
Regisseur Joseph Kosinski, bekannt für Arbeiten wie Top Gun: Maverick, inszeniert zwar mit einem sicheren Blick für Oberflächen, aber mit wenig Gespür für Rhythmus, Tonlage oder emotionale Zwischentöne. Die Geschichte um den abgehalfterten Rennfahrer Sonny (Brad Pitt), der an der Seite eines jungen Talents Joshua Pearce (Newcomer Damson Idris) noch einmal angreift, folgt bekannten Mustern – was an sich kein Problem wäre, würde die Narration mehr Eigenständigkeit entwickeln. Stattdessen hangelt sich das Drehbuch von Ehren Kruger durch Szenen, die sich erstaunlich langatmig anfühlen, obwohl inhaltlich kaum etwas geschieht.
Was als stimmungsvolle Vorbereitung auf das Renngeschehen gedacht ist, wirkt oft nur wie dramaturgisches Leerlaufprogramm. Gespräche über Teamdynamiken, alte Karrieren und neue Rivalitäten verpuffen weitgehend wirkungslos, weil der Film es nicht schafft, ein echtes Interesse für seine Figuren zu etablieren. Weder Pitt noch seine Co-Stars (darunter auch Javier Bardem und Kerry Condon) erhalten ausreichend Raum, um Tiefe zu entwickeln. Und so bleibt der Film über weite Strecken ein Schaulaufen von Gesichtern und Floskeln, bei dem selbst das Charisma eines Brad Pitt nur bedingt zum Tragen kommt.
Erst wenn die Boliden auf die Strecke gehen, blitzt auf, was F1 - Der Film hätte sein können. Kameramann Claudio Miranda fängt Details in bestechender Klarheit ein: Helme, Handschuhe, Reifen, aufheulende Motoren. Die technischen Sequenzen sind zweifellos präzise inszeniert und von einer audiovisuellen Wucht, wie man sie im Rennsportkino bislang selten gesehen hat. Doch auch hier bleibt ein Rest an Distanz bestehen. Es gibt kein echtes Gefühl für Raum, keine echte Bedrohung, keine Schweißperlen. Alles ist Hochglanz, aber nichts ist greifbar.
Dazu kommt ein schwer übersehbares Übermaß an Product Placement. Sicher, die Formel 1 lebt vom Sponsoring – doch F1 – Der Film macht kaum den Versuch, zwischen sportlicher Fiktion und Werbewelt zu unterscheiden. Logos, Markenbotschaften und Konsumversprechen dominieren nahezu jede Szene. Das erzeugt zwar Authentizität, doch irgendwann wirkt es nur noch penetrant. Der Film scheint sich weniger für seine Figuren oder deren Konflikte zu interessieren als für die Frage, welche Automarke oder Uhrenfirma gerade prominent genug platziert ist.
Im Ergebnis ist F1 – Der Film ein seltsam unausgeglichener Film: technisch auf höchstem Niveau, aber erzählerisch erstaunlich dünn; visuell attraktiv, aber dramaturgisch fahrig (wie passend). Die Rennszenen bieten einige packende Momente, doch sie wirken isoliert – wie Highlights aus einem anderen Film. Dazwischen: fade Dialoge, austauschbare Charaktere und das Gefühl, einem sehr teuren Imagefilm beizuwohnen.
Fans der Formel 1 dürften allein durch den Wiedererkennungswert und die technische Präzision auf ihre Kosten kommen. Wer sich allerdings einen echten Film mit erzählerischer Substanz, spürbarer Spannung und bleibendem Eindruck erhofft, wird enttäuscht das Kino verlassen. F1 – Der Film sieht gut aus, klingt gewaltig, aber bleibt seltsam leer – wie ein Bolide, der trotz PS-Stärke nie in den fünften Gang schaltet.