Fast genau drei Jahre nach Ant-Man kommt nun das Sequel in unsere Kinos und genau wie damals ist es der erste Film, den die Marvel Studios nach einem großen Avengers-Gipfeltreffen präsentieren. Nach den Ereignissen von Infinity War wird von Ant-Man and The Wasp natürlich erwartet, dass er erste Infos bereit stellt, wie es denn in Infinity War - Part II weiter gehen wird. Wer sich nur dafür ein Ticket kauft dürfte durchaus enttäuscht aus dem Kino kommen. Ant-Man and The Wasp hat vielleicht hier und da ein paar Hinweise zum Fortgang der Thanos-Geschichte, aber im Grunde dreht sich das Sequel voll und ganz um seine Titelhelden. Gut so.
Ebenfalls gut so ist, dass der Film, genau wir sein Vorgänger, innerhalb des MCU eher kleine Brötchen backt. Im Grunde geht es hier um nichts von wirklicher Bedeutung für das große Ganze, für das Universum. Ant-Man and The Wasp will eigentlich nur eines evozieren und das ist kurzweiliger Spaß. Vor allem die Nebenfiguren sind dabei enorm hilfreich. Michael Peña (Der Marsianer - Rettet Mark Watney) als Louis war schon im ersten Teil eines der Highlights und er ist auch in der Fortsetzung. Allerdings stiehlt ihm Randall Park (The Interview) als FBI-Agent Woo hin und wieder die Show. Ein Kräftemessen, von dem das Publikum profitiert und das es verdient hat, denn nicht alles im Film macht Freude.
Es gibt z.B. eine Szene, in der Paul Rudd (Anchorman - Die Legende von Ron Burgundy) leicht genervt fragt, ob die Wissenschaftler während ihrer Gespräche einfach nur das Wort Quantum überall anhängen. Damit spricht Rudd vermutlich das direkt aus, was sich viele während der Sichtung von Ant-Man and The Wasp denken. Wenn es nämlich darum geht Exposition zu betreiben, verpufft der Spaß am Film. Das Script hat ein ziemliches Problem damit, seine Erklärungen so zu verpacken, dass sie einen nicht in den Schlaf wiegen. Manchmal hilft es übrigens, sich auf den Hintergrund einer Szene zu fokussieren, weil dort oftmals etwas interessanteres, bzw. unterhaltsameres passiert (Stichwort: Ameisen).
Und wenn wir schon bei den klaren Schwächen des Films sind, dann muss (mal wieder) erwähnt werden, dass es die Marvel Studios auch hier nicht geschafft haben überzeugende Antagonisten zu erschaffen. Weder Ghost (Hannah John-Kamen, Ready Player One) noch der Gangsterboss Sonny Burch (trotz schwacher Rolle gut: Walton Goggins, The Hateful 8) hinterlassen wirklichen Eindruck. Vor allem wie phantasielos die Macher mit Ghost, ihrer Background und der damit einhergehenden Motivation umgehen, ist enttäuschend – vom zu saloppen Ende ganz zu schweigen. Genügend Potenzial wäre nämlich vorhanden gewesen, dass aus der Schurkin, die eigentlich mehr ein wehrhaftes Opfer ist, eine ähnlich interessante und vielschichtige Figur geworden wäre wie Killmonger aus Black Panther oder Vulture aus Spider-Man: Homecoming.
Ghost ist im Endeffekt nur dafür da, um einige Actionszenen in Gang zu setzen. Wobei ihre Fähigkeit, die man ganz grob als eine Art von Teleportation beschreiben kann, stark an die Albino-Zwillinge aus The Matrix Reloaded erinnern. Dort sah das Ganze irgendwie besser aus. Macht aber nichts, denn die Action in Ant-Man and The Wasp ist wie beim Vorgänger wieder äußerst kreativ. In einer Restaurantküche und auf den Straßen kommt es zu vielen ansehnlichen Einsätzen der Schrumpf- und Vergrößerungsfunktion. Im Vorgänger war dies aber alles noch einen Tick kreativer. Dennoch gehören auch die Actionszenen in Ant-Man and The Wasp zu den Highlights der aktuellen MCU-Phase.
Allerdings ist es schade, dass das Script Hope Dyne (Evangeline Lilly, Der Hobbit - Die Schlacht der Fünf Heere), alias Wasp, charakterlich konträr zu Scott Lang aufstellt. Wasp wirkt oftmals wie die Spielverderberin, die, die alles ernst nimmt und somit in Sachen Sympathie es deutlich schwerer hat, als ihr flügelloser Kollege. Trotz dieser Differenzen, die ja durchaus für Stimmung sorgen können, kommt es leider eher sehr selten dazu, dass Ant-Man and The Wasp den Eindruck eines gut funktionierenden Buddy Movies macht. Dennoch können wir auf einen dritten Teil und natürlich Infinity War - Part II gespannt sein, denn dieses Helden-Duo könnte uns noch ein paar ansprechende Filme und Auftritte spendieren. Gerne auch mal nicht als Pausenfüller oder filmisches Anti-Depressiv gegen offene Fragen innerhalb des MCU.