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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

August 1992. Ein drückend heißer Nachmittag in einem verlorenen Tal irgendwo im Osten Frankreichs mit seinen erloschenen Hochöfen und seinem See. Der 14-jährige Anthony und sein Cousin vertreiben sich die Langeweile am See und treffen sich mit Steph und Clem. Für Anthony wird dies der Sommer seiner ersten Liebe, der Sommer, der alles definiert. Der bittersüße Moment im Leben, der das Ende der Kindheit und das Erwachsenwerden markiert.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Selbst wenn man Zoran und Ludovic Boukhermas (Year of the Shark) manieristischen Mix aus Crime und Coming-of-Age-Story nicht auf der Biennale sieht, wo der dritte gemeinsame Spielfilm der Zwillingsbrüder im Wettbewerb läuft, erinnern die episodischen Einblicke in eine Vorstadt-Jugend unwillkürlich Gilles Lellouches motivisch auffällig ähnlichen Beating Hearts. Der feierte ebenfalls erst im Mai Premiere im Wettbewerb eines anderen A-List-Festivals, nämlich Cannes, und basiert auch auf einem Roman. Letzter ist bei den BoukhermasNicolas Mathieus 2018 erschienenes Jugendbuch gleichen Titels.

Das eröffnet mit einem Abschnitt namens Smells Like Teen Spirit, der opportunistischsten und ostentativsten der die durchgehenden Verweise auf den in der Handlungszeit Anfang bis Ende der 90er populären Soundtrack. Jenen spielt das Regie-Duo natürlich genüsslich aus, auch wenn sie sich zum Glück den Nirvana Hit sparen; vor allem budgettechnisch. Allerdings ist Under the Bridge auch nicht gerade subtil, umso weniger, da die in passendem Kameraformat aufgenommene Inszenierung sich Optik und Looks der MTV-Ära abguckt.

Die mit Retro-Requisiten wie Nintendo, Walkman und Bikes dekorierte Settings und fast modenschau-mäßig vorgetragenen Kostüme sind Teil der aufdringlichen Ästhetik, die gerade wegen ihrer anbiedernden Aufdringlichkeit scheitert. Zudem ist sie Teil einer reaktionären Romantisierung der Arbeiterklasse, dem der zu Beginn der in Sprüngen voranschreitenden Handlung 14-jährigen Hauptcharakter (Paul Kirchner, Animalia) entstammt. Anthonys Fehde mit dem wenig älteren Hacine (Sayyid El Alami, Block Pass) und unerfüllte Begierde der aus der unteren Oberschicht stammenden Steph (Angelina Woreth) sind lediglich triviale Folie einer mittelständischen Milieubeschau. 

Interessant ist jene höchstens als Lehrstück bourgeoiser Ressentiments, die zu hinterfragen das vom Regie-Gespann verfasst Drehbuchautoren genauso überfordert wie die diffizile Dynamik verschiedener Klassen zu- und untereinander oder Charakterisierung. Anthony ist der toughe Underdog, Hacine das fremdländische Feindbild und Steph „so schön“. Figuren mit mehr als einer Eigenschaft sind wandelnde Klischees. Von Anthonys abgehärteten Mutter (überzeugend: Ludivine Sagnier, Franklin) bis zum brutalen Vater, dessen Gewalttätigkeit seine tragische Verklärung nicht hindert. Dargestellt wird er von …? Gilles Lellouche. Das ist dann fast schon Meta-Komik.

Fazit

Der nostalgische Soundtrack zeigt exemplarisch die krampfige Coolness Zoran und Ludovic Boukhermas biederen Jugenddramas. Dessen gewollte Unattraktivität kaschiert notdürftig die sentimentale Scheinwahrhaftigkeit der den Look der 90er-Musikvideos imitierenden Inszenierung. Die gibt sich als hartes Gesellschaftsbild, ignoriert und bagatellisiert aber Ursachen und Auswirkungen häuslicher Gewalt, Machismo und Alltagsrassismus. Letzter erscheint als provoziert und ideologiefrei, Sexismus als anziehend und Tierquälerei als witzig. Ein kruder Mix aus Stereotypen und Sozialkitsch, in dem die guten Nebendarstellerinnen Wie verloren wirken.

Kritik: Lida Bach

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