Das Analoge war nie verschwunden, hatte immer Liebhaber und Berechtigung, doch führte durch die allmähliche Digitalisierung unserer Lebenswelten ein Schattendasein. Dies änderte sich im letzten Jahrzehnt rapide: Polaroid, Kassetten, Vinyl, Film - sie alle waren plötzlich wieder präsent, fanden ihren Weg in die Geschäfte und Wohnungen, wo sie direkt zwischen Flachbildfernseher und Laptop ihren Platz fanden. Sie verdrängten das Digitale nicht, sondern reihten sich als Liebhaberstücke in dessen Reihen ein. An Impossible Project begleitete Florian Kaps (genannt: Doc), der mit seinem Team diesen Trend mit anzettelte, indem er es sich zur Aufgabe machte, das Analoge vor dem Verfall zu retten. Wir lernen etwas von dem langen Weg einer Idee im kleinen Kreis bis hin ins Sillicon Valley.
Dabei geht An Impossible Project selten essayistisch vor, rückt nicht die gesellschaftlichen Gründe für die Tendenz hin zum Analogen ins Zentrum, sondern das Team rundum Doc, das diese Entwicklung vorausahnte und frühzeitig vollzog. Der Film stellt sie in ein idealistisch-visionäres Licht, aus dem heraus sie vermeintlich entgegen des Zeitgeistes operieren, doch eigentlich direkt auf ihn zusteuern. Es ist die große Stärke des Werkes, aufzuzeigen, wie sich aus einem inneren Drang, einer Vorahnung vielleicht, eine Unternehmung begründet: wir begleiten Doc von der Idee hin zu Vertragsverhandlungen, folgen ihm von Berlin nach Wien, von Polaroid zu Facebook. Als Zuschauer gewinnen wir einen Eindruck davon, wie schwer es ist, die eigenen Ideen mit Marktinteressen zu verbinden, aber auch, welche Verwirklichungsversuche heute möglich werden, wenn man sich in den richtigen Kreisen bewegt.
An Impossible Project ist angelegt als Erfolgsgeschichte, als Underdog-Story, als Würdigung von Herzblut und nicht zuletzt eines unternehmerischen Riechers. Daraus erwachsen auch die Schattenseiten des Filmes, der unter seiner Verwirklichungsschau betriebsblind wird. So mutet die vorgetragene Faszination für das Analoge, die meist schon unternehmerisch eingebettet ist, so an, als handele es sich um Werbeclips für wahlweise Filmentwicklung, Polaroid oder Vinyl-Platten. Das Werk ist selbst dem Phänomen verfallen, das es zu betrachten versucht. Dies begreift das Regie-Team rundum Jens Meurer selbst und postuliert glücklicherweise keine bloße und unmögliche Rückkehr zum Analogen, sondern realisiert das "Impossible Project" als Liebhaberprojekt, das Vergangenes zu erhalten und modernisieren versucht.
Passend dazu scheint der humoristisch-naive Grundton, der die Inszenierung prägt: eine Stimme aus dem Off kommentiert stets mit ironischem Lächeln auf den Lippen, Doc und sein Team können sich in Interview-Sequenzen selbst auf die Schippe nehmen, nicht jedes Fauxpas wird herausgeschnitten und es wird extra darauf hingewiesen, dass dieser Film als Gimmick auf 35 mm gedreht wurde. Diese mit sich selbst brechende Haltung schließt jeden reaktionären Verdacht aus, reduziert das ganze Phänomen jedoch auch zur Suche nach einer geeigneten Marktlücke. Dies wird kaschiert durch viel gewollte Warmherzigkeit, die in den schlechtesten Momenten den Anstrich falscher Bescheidenheit hat, und durch Kameraaufnahmen, die technische Geräte mit dem faszinierten Blick eines Kindes abtasten.