Inhalt
Die 39-jährige Clara ist Philosophiedoktorandin in Berlin. Als sie zum Geburtstagsfest ihrer Mutter die mecklenburgische Provinz besucht, wird ihr bewusst, wie weit sie sich auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben von ihren Wurzeln entfernt hat.
Kritik
Der deutschsprachige Titel des braven Boulevardtheaters, mit dem Annika Pinske im Berlinale Panorama ihr Spielfilmdebüt gibt, ist etwas irreführend. Übers Wetter redet weder die zielstrebige Philosophiedoktorandin und Hauptfigur Clara (Anne Schäfer, Betonrausch), noch ihre forsche Doktormutter Margot (Judith Hofmann, Ein nasser Hund). Auch Claras jugendliche Tochter Emma (Emma Frieda Brüggler), deren Vater (Ronald Zehrfeld, Sweethearts) und Claras Studentenaffäre Max (Marcel Kohler) und dessen blasierten Vater beschäftigt das Wetter nicht. Obwohl ein Gespräch über Klimawandel sicher interessanter wäre als deren Diskurse.
Selbige streifen einmal flüchtig die Situation in den „neuen Bundesländern“. Der Ausdruck klingt, als wäre die Wende gestern gewesen und man habe sich noch nicht richtig gewöhnt an die Existenz Mecklenburg-Vormpommerns. Daher kommt Clara, die das vor wohlhabenden Westbürgern wie sie ihre Uni-Clique repräsentieren, schon mal kaschiert. Wie konsequent, warum und wo die holzschnittartige Protagonistin die Maskerade spielt, ist ein der zahlreichen ungeklärten Fragen der richtungslosen Handlung. Deren Problembewusstsein versickert in leeren Behauptungen.
Bei einem Wochenendbesuch anlässlich des Geburtstags von Mama Inge (Anne-Kathrin Gummich, Wild) kokettiert Clara - figürlich und wortwörtlich - mit dem Hauch intellektueller Exotik, den sie als promovierte Hauptstädterin für die Landleute verströmt. Konkretere Einblicke gibt es nicht in den angekündigten Klassenkonflikt, zu dem die Regisseurin und Drehbuchautorin keinerlei Bezug zu haben scheint. Das von ihr ungelenk umschiffte gesellschaftliche Gefälle scheint eher politisch, bleibt jedoch frustrierend unkonkret. Immerhin sagt zum Abschied endlich mal jemand was zum Wetter!
Fazit
Wenn in einem markanten Moment des ostdeutschen Heimaturlaubs der in Berlin doktorierenden Protagonistin die Dorfjugend in Thor Steinar Klamotten vorfahren, während aus dem Auto eine rechte Rockband „Deutschland erwache“ grölt, deutet sich an, welches Potenzial Annika Pinskes flauen Debüt verwirft. Die Differenzen sind hier so kläglich unterentwickelt wie die Figuren, denen passables bis gutes Schauspiel nicht ausreichend Profil geben kann. Das antriebslose Drama versteckt sich lieber hinter Mutter-Tochter-Tändeleien, missverstandenen Milieustereotypen und privilegierter Unzufriedenheit.
Autor: Lida Bach