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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Polizist Terrick verfolgt im britisch regierten Rhodesien die Spur einer terroristischen Gruppe, die angeblich von einem mysteriösen Albino angeführt wird. Die Sache wird von seinen Vorgesetzten nicht allzu ernst genommen. Bis Terrick’s Verlobte Sally am Abend seines Junggesellenabschieds von jener Bande überfallen, vergewaltigt und getötet wird. Entgegen aller Vorschriften begibt er sich selbst auf die Jagd und gerät ins Visier der eigenen Leute.

Kritik

Sollte es jemals Zweifel gegeben haben, dass dem deutschen Genrekino nie eine faire Chance eingeräumt wurde, ist Der flüsternde Tod nicht der erste, aber einer der triftigsten Beweise für diese bis heute immer noch bestehende These. Unbestreitbar ist der kurzzeitige Ausbruch von Regisseur Jürgen Goslar (später überwiegend im TV aktiv, mehrfach bei Derrick) reinrassiges 70er-Exploitation-Kino, mit allen Stärken und leicht angreifbaren Schwächen wie glasklaren Kontroversen. Das definierte diese seinerzeit immer noch nicht ausgediente, aber bereits reichlich ausgenutzte Filmgattung. Hier jedoch mit einem der seltenen, heimischen Experimente. Angesiedelt vor einer exotischen Kulisse und in einem politisch ambivalenten Kontext, was zur größten Schwachstelle aufgebauscht wurde. Rassismusvorwürfe wie die Legimitation der Apartheid wurden der Romanadaption angekreidet, wobei er zu keinem dieser Themen auch nur eine beiläufige, parteiisch-wertende Stellung bezieht. Erzählt wird eine reißerische Rachegeschichte frei von jeglichem Kontext – der Rest ist Kulisse, die dem Ganzen nur ein spezielles Flair verleiht.

Terrick (James Faulkner, Atomic Blonde) dient für die britische Kolonialmacht als Polizist in Rhodesien, dem heutigen Simbawe. Am Abend seines Junggesellenabschieds unter feucht fröhlicher Begleitung der Kollegen wird seine Verlobte Sally (Sybil Danning, Halloween) von einer Gruppe radikaler Freiheitskämpfer überfallen. Ihr Anführer, der gottesgleich verehrte Albino „Whispering Death“ (beinah abstrakt: Horst Frank, Die neunschwänzige Katze) vergewaltigt und skalpiert sie, während ihr Cottage bis auf die Grundmauern niederbrennt. Sogar unter den gegebenen Umständen reagieren die Befehlshaber behäbig, weswegen der traumatisierte Beinah-Witwer zur Selbstjustiz greift. Der Waffenschrank des trauernden Schwiegervaters (Trevor Howard, Sein Leben in meiner Gewalt) wird ihm geöffnet und gemeinsam mit den engsten Vertrauten Katchemu (Sam Williams, Quatermain – Auf der Suche nach de Schatz der Könige) geht er auf die Jagd. Schnell wird die Bande ausfindig gemacht und „Der Albino“ samt weniger Lakaien durch die Savanne gehetzt, wodurch Terrick jedoch selbst zum Gesetzlosen wird. Sein ehemaliger Vorgesetzter (Christopher Lee, Der Dämon und die Jungfrau) kann nichts mehr für ihn tun und es wird sogar sein bester Freund Peter (Sascha Hehn, Das Traumschiff) als Fährtenleser auf ihn angesetzt. Das alles war Terrick schon im Vorfeld bewusst und egal. Hauptsache, er stirbt nicht vor seinem Ziel.

Rape & Revenge-Kino aus Witwer-Perspektive. Das besitzt nicht diese naturgemäße, unmittelbare „Legitimation“ von Selbstjustiz, wie man sie diesem Sub-Genre – rein emotional – immer zugestehen kann. Das hier ist eher alttestamentarisches Auge-um-Auge-Prinzip in Charles Bronson-Manier, dazu sogar noch in einen wenigstens diskussionswürdigen Rahmen verpackt. Es jagt ein weißer „Besetzer“ einen einheimischen Freiheitskämpfer, hier nur als Terrorist betitelt. Dieser wird als groteskes Monster dargestellt, das mordend und vergewaltigend wie ein böser Dämon das Land heimsucht. Diesen moralischen Tretminen weicht Jürgen Goslar geschickt aus, indem er hier niemanden einen Persilschein verleiht. Im Prinzip wird sogar das Dilemma erst in seiner ganzen Tragweite offenbart: Zwischen Freiheitsdrang und Gerechtigkeit, Alltag und Wunschdenken hat sich so eine eklatante Kluft gebildet, das für beide Seiten die Fronten verhärtet sind. Zwei Extreme prallen aufeinander, da bleibt der Obrigkeit nur die Deeskalation durch beidseitige Auslöschung. Aber all das ist eben nur ein Stück der Kulisse. Nicht wertend, nicht von Bedeutung. Wichtig ist Der flüsternde Tod trotz seiner groben Auslegung sehr wohl, denn er ist beinah ein Relikt des im europäischen Vergleich ausgiebig genutzten Bereich von reinrassiger, in der Realisierung dennoch hochwertiger Exploitation-Ware. Wunderschön bebildert und mit einem manchmal fast epischen Score wird ein lupenreiner, konsequenter Reißer aufgetischt, der nicht nur durch seine extravaganten Besetzungsideen (Horst Frank's groteskes Auftreten ist schon einzigartig), sondern speziell durch seine ungewöhnliche Kompromisslosigkeit einen seltenen Lichtblick in der deutschen Genre-Vergangenheit darstellt.

Fazit

Ein ungeschliffener Rohdiamant von extrem räudiger Schönheit. Sicherlich ein stückweit kontrovers, nicht nur wegen seiner von Natur aus angreifbaren Selbstjustizthematik. Im Exploitation-Bereich sollte man aber selten nach Moral oder politischer Korrektheit suchen, wobei sich der Film dabei längst nicht so im Ton vergreift wie ihm einst vorgeworfen wurde. Das ist schlichtes, aber enorm effektives Genre-Kino, das nie mehr als so etwas sein möchte. Und so was muss nicht nur - speziell hierzulande – mal erlaubt sein, sondern auch als so was entsprechend gewürdigt werden.

Kritik: Jacko Kunze

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