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Inhalt

Harry Mitchell hat ein gutes Leben. Einen tollen Job, eine attraktive Ehefrau, die gerade politische Karriere macht – und obendrein hält er sich noch eine junge Geliebte. Doch dummerweise wurde er beim außerehelichen Liebesspiel gefilmt und nun von drei Männern mit eben diesen Aufnahmen erpresst. Als Harry die Erpresser austricksen will, hat das fatale Folgen: Sie töten seine Geliebte,  filmen auch das und lassen es so aussehen, als wäre Harry der Mörder. Nun fordern sie noch mehr Geld und bedrohen auch das Leben von Harry’s Frau. Was tun?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In den 60er Jahren erarbeitete sich der damals noch junge Regisseur John Frankenheimer durch Filme wie Der Gefangene von Alcatraz, Botschafter der Angst oder Der Zug einen ausgezeichneten Ruf und auch in der darauffolgenden Dekade konnte er den Erfolg noch teilweise bestätigen (z.B. French Connection 2). Dann wurde es etwas stiller um ihn, die Kritiken verhaltener, seine Arbeiten geringer und weniger stark gefördert. Kurz: John Frankenheimer schien Mitte der 80er seinen Zenit überschritten zu haben. Perfekt, damit passte er ideal in das Beuteschema von Menahem Golan & Yoram Globus und ihrer Produktionsfirma CANNON, die sich gerade in seiner absoluten Hochphase befand und gerne mit Stars vor wie hinter der Kamera arbeitet, deren Namen noch klangvoll waren, deren Karrieren aber ins Stocken geraten waren. Zur gleichen Zeit gehörten auch ehemalige Starregisseure wie J. Lee Thompson (Ein Köder für die Bestie), Tobe Hooper (Blutgericht in Texas) oder Michael Winner (Ein Mann sieht rot) zum Studio-Stall.

Neben Frankenheimer war der sichtlich in die Jahre gekommene Roy Scheider (Atemlos vor Angst) inzwischen Reif für CANNON, so dass die beiden für diese Elmore Leonard-Adaption (der auch das Skript mitverfasste) zusammenfanden. Im Nachhinein ein ungeahnter Glücksgriff für alle Beteiligten, denn zweifelllos ist 52 Pick-Up eines der Highlights des umfangreichen Studios-Output in den wilden 80ern. Obwohl der Plot sehr früh durch das Auftreten dreier maskierter Erpresser und ihres pikanten Bildmaterials vorangetrieben wird, im Anschluss nimmt man sich tatsächlich genügend Zeit um Geschichte wie Figuren sinnvoll und kontinuierlich aufzubauen. Da wird nicht gleich losgepoltert und möglichst schnell der rasante Krawall gesucht, obwohl diverse Reizpunkte natürlich gerne mitgenommen werden. Betont räudig in seinem Tonfall und mit dem Porno- und Rotlichtmilieu als Kulisse geizt 52 Pick-Up nicht mit nackten Tatsachen, was einerseits selbstverständlich auch den publikumstauglichen Voyeurismus bedient, andererseits dadurch aber auch die abgründige, hinterhältige Asozialität atmosphärisch passend verdichtet, die unumgänglich für die Effektivität des Films ist. Inklusive eines Snuff-Erpressungs-Video, also ziemlich harter Tobak zumindest für prüde US-Verhältnisse, aber genau darauf zielten Golan/Globus immer ab um Aufmerksamkeit zu generieren.

Auch wenn in den fast zwei Stunden durch einige Plot-Holes gestolpert wird und diverse Verhaltensweise bzw. Reaktionen (die teilweise so einkalkuliert sein sollen) ehrlich gesagt verdammt wenig Sinn ergeben, 52 Pick-Up überrascht positiv als eine Art Neo-Noir Selbstjustiz-Reißer, der dabei allerdings nicht auf blanke, reaktionäre Gewalt baut. Wenn der von seinen Peinigern in die Enge getriebene, aber offensichtlich maßlos unterschätzte Fast-Senior (Roy Scheider) plötzlich zur präzise durchdachten Gegenoffensive ausholt, wird das vorher als gnadenlos-rücksichtslos präsentierte Gangster-Trio (bestechend besetzt mit John Glover, Robert Trebor und dem eiskalten Clarence Williams III) von diesem Nachvornepreschen völlig überrumpelt. Deren Verwirrung, Hektik und Selbstzerfleischung wirkt dahingehend nachvollziehbar. Der Spieß wird fast umgedreht, doch wissen sich die Antagonisten auch spontan zur Wehr zu setzen, was zur völligen Eskalation der Lage führt (übrigens: John Frankenheimer und Heroin als Waffe, das hat Methode…). Was den Film in seiner Entwicklung sehr interessant macht: Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die ursprüngliche Prämisse zum totalen Selbstläufer mutiert. Für eine am Ende unverhältnismäßig läppische Summe wird ein grausames Kapitalverbrechen an das nächste gereiht. Weil es längst nicht mehr darum geht, nur darum als Sieger hervorzugehen. Männlicher Schwanzvergleich deluxe. Das eigentliche Erpressungs-Tape: Nichts mehr als der klassische Macguffin. Eine pulpige wie auch smarte Konstellation, die als solche absolut beabsichtig ist. Cool.

Fazit

„52 Pick-Up“ entfernt sich deutlich von den sonstigen Gute-Laune-Geschmacklosigkeiten von CANNON, besticht durch seine abgründige Geschichte und relativ stark konzipierte Charaktere, wobei hier in Details natürlich noch sauberer hätte gearbeitet werden können. Unabhängig davon ein ziemlich mitreißender und aggressiver Thriller mit ausdrucksstarken Darstellern und dem notwendigen Maß an Skrupellosigkeit, dem eine ordentliche Portion Niedertracht mitschwingt. Sehr gehobene B-Movie-Kost mit Verve.

Kritik: Jacko Kunze

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