Warum "Gone Girl 2"?
Okay, seien wir ehrlich. Gone Girl BRAUCHT keine Fortsetzung. Er ist in sich mehr als rund, das Quellmaterial wurde voll und gut ausgeschöpft und vielleicht brauchen Amy und Nick eine kleine Atempause. Ja, vielleicht möchte ich auch noch einmal sehen, in welche verkorksten Richtungen diese Geschichte ein weiteres Mal erblühen kann und vielleicht sehne ich mich auch nach dem nächsten Kapitel der Amy Dunne Cool Girl Reihe.
Wunschkandidaten für Cast und Regie:
Never change a running system. Fincher bleibt auf dem Regiestuhl. Ben Affleck schlüpft wieder in seine Daddy-Pants (im wahrsten Sinne des Wortes) und Rosamund Pike bekommt im Crazy Girl Hair Salon einen neuen feschen Haarschnitt. Doch wir erweitern das Schauspiel-Ensemble noch um Carrie Coon und Thomasin McKenzie. Die Musik von Trent Reznor & Atticus wird natürlich wieder Verwendung in der Fortsetzung finden.
So könnte die Story aussehen:
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, manchmal verhakt er sich, reißt noch andere Früchte mit hinunter und stürzt diese in den Abgrund. Der finale Titel lautet "Gone Girls"
Stimme aus dem Off, wir sehen zwei kräftige Hände, die eine Schaufel in den Boden rammen.
"Ich stelle mir vor, wie ich die Schädel dieser armen Kreaturen öffne, herausfinde, wann sie den Fehler machten, das Vertrauen meiner Tochter Leena Dunne so auszunutzen, dass sie keinen anderen Ausweg als diesen sah. Die feuchte Erde fiel klatschend auf den Boden hinter mir, während meine alten Nike Schuhe langsam im Schlamm versanken. Meine wunderschöne, wunderbare und absolut verrückte Frau schnalzte ungehalten mit der Zunge neben mir. Zu meiner rechten konnte ich die hochgewachsene und trotzdem in sich zusammengesunkene Figur meiner wunderschönen, wunderbaren und absolut vom rechten Weg abgekommenen Tochter sehen. "Die können wir danach wegwerfen", zischte Amy und wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. An ihren Armen konnte ich deutlich die Muskeln spielen sehen, die sie nicht nur vom sonntäglichen Cycling-Kurs im nahegelegenen Fitnesscenter bekommen hatte. "Ich kaufe neue", gab ich müde nach und hievte die Leiche des jungen Mädchens, beziehungsweise, was davon übrig geblieben war, in die tiefe Grube. "Es tut mir leid, Dad." "
Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit Amy und Nick Dunne ein gesundes Mädchen in ihrer kaputten Familie willkommen geheißen hatten und mit Leena Dunne als warmer, weicher Mörtel die Ruinen ihrer Beziehung versucht hatten zu restaurieren und zu reparieren. Doch je älter Leena wurde, desto mehr kristallisierten sich Charaktereigenschaften und -eigenarten heraus, die höchst problematisch und auch gefährlich für das Vorzeigebild einer idyllischen Familie waren, die doch schon vor Leenas Geburt einen heftigen Schicksalsschlag überstehen mussten.
Wechsel der Szenerie, wir befinden uns in einem kleinen, französischen Restaurant - die Speisekarte zu extravagant, um günstige Speisen zu beiinhalten, das Croissant zu trocken, um die Preise wirklich zu rechtfertigen. Unsere Erzählerin ist jetzt Amy, ihre Stimme überlagert das Geschehen.
"Wäre meine Tochter doch nur ein wenig mehr wie ich. Nicht so offen jähzornig, so vulgär in ihrer Sprache und uncharmant, wenn sie nicht gerade ein gleichaltriges Ziel ihrer Begierde vor sich hatte. Leena starrt auf ihr Handy, zieht die wohlgeformte Unterlippe - die sie nur von mir haben konnte - zwischen die weißen Zähne und verengt die Augen zu unansehnlichen, wutentbrannten Schlitzen. "Leena, Manieren", erinnere ich sie in gedämpften Tonfall, als die Kellnerin unsere Bestellung aufnimmt. Das trotzige Kind mit den engelsgleichen Haaren überlegt einen Moment, ob sie sich meiner Rüge mutig entgegen stellen oder gehorchen sollte. Schließlich entscheidet sie sich für letzteres. Gut. Unter meinem kleinen Finger kleben immer noch hartnäckige Reste von Erde und Schmutz, die selbst das intensivste Bad nicht davonwaschen konnte. Leena schenkt uns ein aufgesetztes Lächeln. Ich hoffte, dass ihr aktuelles Spielzeug in nächster Zeit keinen Fehler machen würde."
Schnell ist klar, dass Leena ihrer Mutter in Wahnsinn nacheifert und regelmäßig ihre weiblichen Freundinnen, die auch ein Bett mit ihr teilen, verschwinden lässt. Diese, von der regionalen Presse als "Gone Girls" getauften Mädchen, landen, mit Hilfe von Amy und Nick Dunne, unter der Erde. Zertrümmerte Zähne, verbrannte Körper, gebrochene Knochen.
Wieder ein Wechsel, Schnitt auf ineinander verschlungene, zarte Hände mit lackierten Fingernägeln. Eine dritte Stimme aus dem Off. Es ist Leena
"Manchmal frage ich mich, ob ich sie auch lieben könnte, wenn sie nicht tot wären. Ob mir ihre Körper, die großen Augen und die gemurmelten Zuneigungsbekundungen irgendwas bedeuten würden, wenn nicht klar wäre, dass sie irgendwann verschwinden würden und nur noch Erinnerungsfetzen wären. Wenn ich sie nicht in meine Sammlung aus Verflossenen aufnehmen könnte, die mir immer wieder beweist, was mein Wert ist. Mal kommen sie von weit her, mal habe ich sie an meiner Schule kennengelernt oder an der nebenan, manchmal sind es auch nur Ferienliebschaften. Ich achte darauf, dass man mich vergisst, wenn man mich mit ihnen sieht, aber ich sorge dafür, dass sie mich nie vergessen. Ich liebe es, wenn mich meine Mutter mit einem neuen Spielzeug erwischt und ich die unterdrückte Wut in ihren Augen aufblitzen sehe. Wenn sie irgendeine Emotion zeigt, unter ihrer aufgesetzten Maske."
Wir haben Twists, wir haben Gewalt, wir haben eine bedrückende, bedrohliche Stimmung. Sympathie und Antipathie geben sich die Hand, während wir immer mehr über diese Familie erfahren - über die Geheimnisse, die Lügen und Intrigen. Der Film heißt Gone Girls, aber am Ende steht nur das eine Mädchen im Mittelpunkt, die eine Frau, die sich damals dazu entschied, zu verschwinden und zu sterben, nur um blutüberströmt wiederzukommen und sich ein Kind einpflanzen zu lassen. Amy Dunne gebar das, von dem sie dachte, sich gelöst zu haben, um ein friedliches Leben mit ihrem erzwungenen Glück zu frönen.
Eingeschätze Chance für eine Umsetzung:
0,5% - Fincher hat anderes zu tun.