JackoXL's Gedanken zu Stephen King, dessen Schaffen sowie den zahlreichen Verfilmungen:
Mit Stephen King kam ich bereits im Grundschulalter in Kontakt. Ich war 9 oder 10 Jahre alt, als ich im Bücherregal meiner Mutter den Roman Friedhof der Kuscheltiere entdeckte. Ich hatte gerade meine Liebe zu allem entdeckt, was mit Horror oder Grusel zu tun hat und konnte mit dem Namen Stephen King dies bereits assoziieren. Als ich meine Mutter fragte, ob ich das lesen darf, durfte ich das zu meiner großen Überraschung und Freude. Rückblickend eine pädagogisch vielleicht sehr fragwürdige Entscheidung. Später sagte sie, dass sie geglaubt hatte, dass ich das Ding nach ein paar Minuten entnervt weglege. Tja, Pustekuchen. Hab es durchgezogen und bis heute ist dies auch mein Lieblingsroman des Meisters (und jede filmische Adaption von diesem eine riesige Enttäuschung).
In meiner Jugend habe ich dann sehr viel von ihm gelesen. Es folgten Werke wie ES, Cujo, Needful Things, Stark – The Dark Half, Insomnia, Desperation, The Stand, Christine und viele andere – wie auch die Vorlage zu dem gleich hervorgehobenen Film. Durch eine gewisse Lesefaulheit zwischendurch bestehen bei mir immer noch Lücken in seinem Schaffen (die gesamte Dunkle Turm-Reihe fehlt mir z.B. noch), in unregelmäßigen Abständen packt es mich aber immer mal wieder und ich schaufle mir die immer rarer werdenden Zeit frei, um etwas nachzuholen oder wieder aufzufrischen (seinen letzten Roman Holly kann ich sehr empfehlen, die aktuelle Kurzgeschichtensammlung Ihr wollt es dunkler leider weniger).
Über die Qualität der filmischen Adaptionen wird ja seit jeher immer gerne gewettert, wobei es sich eigentlich ziemlich die Wage hält. Natürlich ist da auch einiges an Müll und herben Enttäuschungen dabei (die ganzen Sequels zu Ursprungsgeschichten noch nicht mal mitgezählt), dafür aber auch genug ordentliche und hervorragende Umsetzungen. Das sie im Vergleich mit den Vorlagen oft den Kürzeren ziehen, liegt in der Natur der Sache und trifft ohnehin auf die meisten Buchverfilmungen zu. Aber es gibt tatschlich auch positive Gegenteile: Die Verfilmungen der Kurzgeschichten Die Leiche (Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers) oder Pin-up (Die Verurteilten) sind beispielsweise viel besser als ihre literarischen Ursprünge und manchmal wurde im Film auch an Details gefeilt. Berüchtigt ist in dieser Hinsicht das deutlich erschütterndere Ende von Der Nebel, aber auch der Schluss von Needful Things – In einer kleinen Stadt ist beim Film tatsächlich besser als im Buch. Worauf ich persönlich noch warte: eine Adaption von Wahn (Duma Key) aus dem Jahr 2008, die sich hervorragend für eine Mini-Serie eignen würde.
Filmvorstellung:
Bei Dead Zone handelte es sich um die Verfilmung des 1979 erschienenen Romans Das Attentat, wie er damals bei uns in Deutschland hieß. Nach einem Autounfall fällt der Lehrer Johnny Smith fünf Jahre ins Koma. Als er wieder erwacht, ist er körperlich stark gezeichnet, muss sich erst wieder ins Leben zurückkämpfen und damit klarkommen, dass seine damaligen Verlobte inzwischen verheiratet und Mutter ist. Doch die Zeit am Rande von Leben und Tod hat ihn mit einer Gabe gesegnet: berührt Johnny eine Person, erhält er erschreckend reale Visionen über diese. Über deren Vergangenheit, Gegenwart oder sogar Zukunft; erlebt diese Situationen praktisch am eigenen Leib. Zunächst ist er verschreckt von dieser Fähigkeit, mit der Zeit versucht er sie jedoch zum Guten zu nutzen. Doch ist es mehr Fluch als Segen, mehr zu wissen als andere und somit in der moralischen Verantwortung zu stehen, drohende Katastrophen eventuell abwenden zu können?
Für die Verfilmung konnte Regisseur David Cronenberg gewonnen werden, für den es zum damaligen Zeitpunkt seine größte und auch konventionellste Produktion darstellte. Seinen guten Ruf erarbeitet sich der Kanadier in den 70ern durch seine kreativen und hintergründigen Low-Budget-Horrorfilme wie Shivers, Rabid oder Die Brut, mit denen er zum König des Body-Horrors avancierte. Dead Zone ist dabei weit weniger explizit und radikal in seiner Darstellung, dennoch behandelt Cronenberg damit eines seiner essentiellen Lieblingsthemen. Ein Protagonist, der an der Transformation von Körper und Geist zerbricht, obwohl sie doch sogar dienlich sein könnte. Dem Film gelingt dabei das seltene Kunststück, in rund 100 Minuten alle wichtigen Aspekte des Romans abzubilden und nur wenige Details auszusparen, die man sich vielleicht noch in der Verfilmung gewünscht hätte. Viel wichtiger als diese Tatsache ist dabei, dass Cronenberg exakt die Stimmung und das Narrativ der Vorlage einzufangen und entsprechend auf das Medium zu übertragen versteht, woran viele Buchverfilmungen (nicht nur, aber gerne auch bei King) brachial scheitern (nochmal: Friedhof der Kuscheltiere!!!). Dazu hervorragend inszeniert und mit Christopher Walken, Brooke Adams, Tom Skerritt, Herbert Lom und Martin Sheen auch noch ideal besetzt. Keine große Gruselshow, aber eine Geschichte, die wunderbar beschreibt, dass bei Stephen King Horror, Charakterdrama und Tragödie oftmals wie selbstverständlich Hand in Hand gehen.
Jacko's Top 3 filmischer King-Adaptionen:
1. Shining: Nimmt sich natürlich massive Freiheiten gegenüber dem Roman und wurde deshalb auch vom Meister abgestraft, Stanley Kubrick's sehr eigene Interpratation der Geschichte bezieht aber auch dadurch einen ganz besonderen Reiz. Und inszenatorisch wohl über jeden Zweifel erhaben.
2. Dolores: Wurde in diesem Special an anderer Stelle ja schon behandelt. Eine brillante Geschichte, unglaublich berührend und sensationell gespielt.
3. Die Verurteilten: Nicht gerade die originellste Wahl, aber um den komme ich nicht drumherum. Sicherlich nicht DER beste Film aller Zeiten, aber einer der besten. Vor allem daher bemerkenswert, da die Kurzgeschichte von Stephen King an sich nicht mehr als ganz nett ist. Mit so einer Adaption hat wohl niemand gerechnet.