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Videospiel "Warhammer 40.000: Dawn of War 3" im Test

von Sebastian Pierchalla

Inhalt

Es herrscht Krieg im 41. Jahrtausend. Nach hunderten von Jahren im Warp, taucht der gigantische Planet Archeron plötzlich in der Nähe der imperialen Welt Cyprus Ultima auf. Der Legende nach beherbergt der Planet ein uraltes Artefakt der Eldar, den sogenannten Speer des Khaine, der jeden Feind mit nur einem Schlag niederstrecken kann. Kyre, Anführer der Eldar, ist fest davon entschlossen den Speer in seinen Besitz zu bringen, um so eine altehrwürdige Prophezeiung zu erfüllen. Doch nicht jeder im Führungsstab der Eldar ist begeistert von Kyres Machtansprüchen. Hellseherin Macha und Ranger Ronahn befürchten, dass die Prophezeiung ein dunkles Geheimnis birgt und so starten sie im geheimen eine Rebellion gegen ihren Anführer.

Zur gleichen Zeit überrennen Horden von Orks Cyprus Ultima. Gabriel Angelos, legendärer Anführer der Blood Raven Space Marines, widersetzt sich dem Willen des Großinquisitors und beschließt auf eigene Faust den imperialen Streitkräften auf Cyprus zu helfen. Nach einem erfolgreich Feldzug wird Angelos ebenfalls nach Acheron abkommandiert, um den Speer für den Inquisitor zu bergen.

Nach der Niederlage der Orks nutzt Warboss Gorgutz die Gunst der Stunde, um die übrigen Bosse unter seine Knute zu bringen. Als oberster Boss zieht es ihn ebenfalls nach Archeron, um dort zu plündern und seinen Kriegern genau das zu bieten, was sie begehren: einen blutigen Krieg.

Kritik

Vor knapp 30 Jahren erschien Warhammer 40,000: Rogue Trader, die erste Auflage der beliebten Tabletop Reihe von Games Workshop, die man heutzutage besser unter dem Namen Warhammer 40K kennt. Obwohl Fans die kommende 8. Edition des Franchises mit gemischten Gefühlen betrachten, ist 40K dennoch seit geraumer Zeit das große Flaggschiff des britischen Miniaturen Herstellers Games Workshop und weltweit eines der erfolgreichsten Miniature Wargames.

Mit Dawn of War erschien 2004 erstmals auch ein PC Strategiespiel rund um die starke Warhmmer Lizenz. 2009 folgte dann der Nachfolger und nach 8 Jahren ist die Reihe nun endlich zurück auf dem PC und so viel sei schon mal verraten: das Warten hat sich gelohnt, auch wenn Dawn of War 3 mitunter nicht der Titel ist, den sich Harcore Fans gewünscht hätten.

Beginnen wir mit der Solospieler Kampagne. In 17 Missionen, welche einen knapp 15 Stunden an den Rechner fesseln, befehligt man abwechselnd Space Marines, Orks und Eldar, um hinter die Geheimnisse des legendären Planeten Archeron zu gelangen. Optisch wie inhaltlich ist die Präsentation der Kampagne auf ganzer Linie gelungen. Angefangen bei den Synchronsprechern, über kurze Animationen beim Missionsbriefing, bis hin zu den Zwischensequenzen, alles wirkt aus einem Guss und passt wunderbar in die Welt von Warhammer. Überhaupt sieht das Spiel einfach gut aus. Die Modelle entsprechen ihren Tabletop Vorlagen bis ins Detail und die Effekte sorgen für ordentlich Action auf dem Schlachtfeld. Einzig mit der Übersicht kann es dann und wann hapern, wenn größere Armeen aufeinander treffen.

Die Geschichte der Kampagne ist recht rudimentär und versetzt mit den Warhammer typischen Allüren. Wer die Glorifizierung von Krieg grundlegend ablehnt, wird sicherlich mit dem ein oder anderen Spruch im Spiel seine Probleme haben, gerade wenn es um die Heldentaten der Space Marines geht. Die Kritik ist auf der einen Seite zwar berechtigt, doch andererseits sollte man von einem Titel wie Dawn of War keine Diplomatie am runden Tisch erwarten.

Fans dürfen sich hingegen auf ein Wiedersehen mit Helden wie Macha und Gorgutz freuen, welche beide aus Teil 1 und den zugehörigen Add-ons bekannt sind.

Kommen wir nun aber zum eigentlichen Herzstück des Spiels: den Multiplayer Modus. Die größte Neuerung, verglichen mit den Vorgängern, stellt sicherlich der Ausbau der eigenen Basis dar. Zwar liegt der Fokus immer noch auf schnellen Gefechten mit taktischem Tiefgang, doch erstmals dürfen die Spieler ihre Basis selbstständig errichten, was eine ganz neue strategische Ebene ins Spiel bringt. Auch die Singbedingungen haben sich geändert. In mehreren Etappen gilt es den Energiekern des Gegners zu zerstören. Dafür müssen zunächst zwei Schildgeneratoren, sowie zwei starke Türme überwunden werden. Optisch erinnert das ganze an eine typische MOBA Map, allerdings hinkt der Vergleich auf spielerischer Ebene ein wenig, denn Dawn of War ist kein weichgespülter Hybrid, sondern ein waschechter Strategiebrocken.

Die 3 Völker, Space Marines, Orcs und Eldar, spielen sich allesamt recht unterschiedlich, ohne das ein Volk dabei unfaire Vorteile hätte. Generell ist das Balancing auf einem recht soliden Level.

Doch Moment mal. Ein Strategiespiel im Weltraum, 3 Spielbare Völker, darunter Space Marines,  grobschlächtige Aliens und ein altehrwürdiges Volk, die sich taktische Gefechte liefern... ein Schelm wer da nicht direkt an Starcraft denkt.

Tatsächlich ist der Vergleich sogar recht passend, denn Dawn of War 3 schlägt spielerisch in eine ähnliche Kerbe. Wer gegen seine Mitspieler bestehen möchte, muss Ressourcen, Spezialfähigkeiten, Micromanagment und Kenntnisse über die jeweilige Map zu seinen Gunsten nutzen, um am Ende als Sieger vom Feld zu gehen. Ein wahres Fest für RTS Veteranen. Blutige Anfänger dürfte der Multiplayer hingegen etwas überfordern, da nahezu jede Einheit eine Sonderfähigkeit hat. Dazu gesellen sich noch bis zu 30 Armee Doktrinen. Von diesen passiven Upgrades gilt es vor der Partie 3 zu wählen, um dem eigenen Spielstil an den Gegner und die Map anzupassen. Wer sich von der anfänglichen Hürde allerdings nicht abschrecken lässt, den erwarten hunderte Stunden Spaß in packenden Multiplayer Matches, wahlweise im 1on1, oder in 2er und 3er Teams.

Zu bemängeln gibt es am Titel im Grunde nur Kleinigkeiten, die, in ihrer Masse, das Gesamtbild des ansonsten hochkarätigen Spieles allerdings etwas trüben. So fehlt es etwa an einer frei konfigurierbaren Tastenbelegung. Generell sind die Anpassungsoptionen recht begrenzt, gerade wenn es um das Interface geht, was im übrigen alles andere als hübsch ist. Auch fehlt eine Autosave Funktion im Singleplayer, welche so manchen Frustmoment in der Kampagne verhindern könnte. Der Multiplayer Modus wird zudem von Server Problemen und einigen Bugs geplagt. Außerdem lässt die Anzahl der spielbaren Karten etwas zu wünschen übrig, ganz zu schweigen von alternativen Spielmodi.

Alles Kinderkrankheiten, die Relic Entertainment in den kommenden Patches beheben muss, damit Dawn of War sein Potential voll ausschöpfen kann.

Fazit

Dawn of War 3 hat das Potential zum großen RTS Hit. Die Kampagne ist fordernd und unterhaltsam, der Multiplayer Modus taktisch anspruchsvoll und das Balancing stimmt soweit auch. Wenn Relic auf die Wünsche der User hört, am Interface schraubt und den Multiplayer mit sinnvollen Ergänzungen erweitert, steht dem Titel eine glänzende Zukunft bevor.

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