Bildnachweis: © Nintendo

Videospiel "Pokemon Mystery Dungeon: Retterteam DX" im Test

von Thomas Repenning

Remakes und Neuauflagen sind derzeit einer der größten Spieletrends: Egal ob Resident Evil, Command & Conquer oder gar Final Fantasy 7, die Mischung aus Retro-Gefühl und Neuinterpretation springt derzeit in eine Lücke, die viele Spieler*innen wohl schon lange ersehnt haben. Kein Wunder also, dass auch Nintendo – und zwar schon etwas länger auf dem DS (Lest hier unsere Kritiken zu Layton`s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre, Dragon Quest 11 S: Streiter des Schicksals - Definitive Edition sowie The Legend of Zelda: Link's Awakening) – in seinem Portfolio nach passenden Beiträgen sucht und alte Abenteuer im neuen Gewand auf die neue Konsole schickt. Nun steht das Remake von Pokémon Mystery Dungeon: Team Rot und Team Blau an, welches als Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX seit dem 06.03.2020 im Handel erhältlich ist. Dieses Mal sind wir dabei nicht als Ash unterwegs oder gar Pokémon-Kämpfer oder Kämpferin, sondern als Pokémon selbst. Dies zusammen mit Dungeons, jeder Menge Sammelobjekten, vielen Kämpfen und einem träumerischen Kunststil, verspricht jede Menge Abenteuer. Doch funktioniert das Spielprinzip aus dem Jahre 2006 auch heute noch auf der großen Konsole?

Story

Stell dir vor, du erwachst eines Tages... als ein Pokémon?!  Tauche ein in die wunderschöne Welt von Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX, einem Remake der Spiele für Nintendo DS und Game Boy Advance.  Stelle dein Retterteam aus Pokémon wie Pikachu, Evoli und Glumanda zusammen und erkunde einen sich stets verändern den Dungeon, um Pokémon in Not zu retten!

Kritik

Wer wollte nicht schon immer mal ein Pokémon sein? Nun, in Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX dürfen wir uns zumindest eines aussuchen – entweder per Fragen- oder Direktauswahl (unter anderem als Bisasam, Flemmli, Enton, Pikachu, Evoli und Glumanda) – und selbst einmal in die Welt eintauchen. Als verwandelter Mensch suchen wir dabei nach Antworten, retten Pokémon in Gefahr und begeben uns regelmäßig in große Abenteuer in die Titelgebenden Dungeon. Viel geändert hat Nintendo indes nicht am Original. Zwar ist die Kulisse nun malerisch – und wirklich toll inszeniert – doch das Spielprinzip ist gleichgeblieben. So gehen wir jeden Tag auf große Rettungsmission, kämpfen gegen andere Pokémon – nach dem bekannten Papier/Schere/Stein Prinzip mit jeweiligen Stärken und Schwächen – sammeln Objekte und schreiten dabei langsam in der Geschichte voran. Diese wiederrum dreht sich um die Vulnona-Legende und das mögliche Ende der Welt. Allerdings ist die Story selbst schlicht, nebensächlich und durch dröge Textboxen ohne jegliche Sprachausgabe (oder Geräusche) so spannend wie ein Relaxo beim Schlafen. Kern bleibt schließlich der Dungeon.

In diesem kämpfen wir schließlich mit unserem gewählten Retterteam – bis zu drei Pokémon – in Runden gegen andere Pokémon im Roguelite. Somit ändern sich nicht nur die Dungeon jedes Mal, sondern auch die Auftragstypen und wenn wir an der Mission scheitern, verlieren wir sämtliche Gegenstände und Währung. Umso mehr Aufgaben und Herausforderungen wir schließlich meistern, umso bessere Gegenstände, andere Pokémon und mehr Missionen bekommen wir schließlich. Hier steckt wohl auch der meiste Spielspaß – neben den knuffigem Stil und den Pokémon selbst – denn der Runden-Modus ist gut durchdacht, lockt zu strategischem Denken und natürlich muss der Spieler oder die Spielerin auch mit bedacht vorangehen. Die Angriffe selbst sind allerdings recht simpel: Je nach Reichweite und Art haben wir mehr oder weniger Erfolg. Wasser gegen Feuer, Feuer gegen Pflanzen und so weiter. Die Begleiter selbst sind dabei sehr hilfreich und nützlich und greifen sehr gekonnt die Gegner an. Ihr habt aber auch die Möglichkeit Angriffe einzuschränken, sodass am Ende noch Angriffspunkte übrigbleiben. Überhaupt ist es wichtig eine passende Strategie zu besitzen und sich täglich mit genügend Items auszustatten. Beachtet man dies, hat man jedoch auch wenig Schwierigkeiten.

Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX ist indes sehr abhängig von eurem Spielstil: Freunde des Originals werden wohl auf Vereinfachungen wie die A-Taste, die automatisch den effektivsten Angriff auswählt, oder die automatische Erkundungsfunktion verzichten. Wer auf diese Funktion zugreift, hat zumindest eine völlig andere Erfahrung als ohne. Wer auf mehr Herausforderungen steht und gerne den Dungeon auf eigenes Risiko durchstreicht, verzichtet einfach drauf. Gleiches gilt für das Leveln und die Items im Spiel. Das Leveln selbst ist zwar mittlerweile etwas zu einfach, jedoch muss der geneigte Spieler oder die Spielerin nicht auf Makuhita-Dojo und anderes setzen und kann dies auch einfach deaktivieren. Gleiches gilt für das Team selbst, welches durch besiegte Gegner stetig anwachsen kann und durch das Retterteam-Camp sogar dauerhaft (bis auf 8) erweitert werden kann. Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX gibt uns also viel, um Komfort zu nutzen, wird dann aber auch sehr schnell sehr einfach. Hier wäre etwas mehr Fokus nicht schlecht gewesen.

Was Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX aber auch heute noch auszeichnet, ist sein kleiner Suchtfaktor und natürlich das kräftige Entschleunigen. So sammeln wir fleißig Pokémon (400), schalten immer mehr Dungeons frei, mehr Aufgaben und statten uns ordentlich im Shop aus. Am Ende arbeiten wir schließlich an unserem Team, sodass wir die beste Ausstattung für die gefährlichen Einsätze haben. Tägliche Routine stellt sich dabei zwar sehr schnell ein, doch durch Inszenierung, Setting und Sammelwut, stört dies nur am Rande. Was allerdings ein Hindernis ist, ist der oftmals zu leichte Schwierigkeitsgrad, die vielen Texttafeln und natürlich immer wieder der gleiche Text-Klick-Start und Ende Ablauf. Hier hätte Nintendo durchaus noch etwas Sorgfalt walten lassen können. Wer aber bereits mit dem Original sehr viel Spaß hatte, wird hier dank hoher Auflösung für TV – oder portable eben – dem hervorragenden kunstvollen Stil sowie vieler Vereinfachungen in Steuerung in Komfort (auch wenn die Steuerung in den Dungeons dennoch manchmal etwas schwierig ausfällt) – jede Menge Stunden verbringen können.

Fazit

Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX bietet im Kern noch genau die gleiche Erfahrung, die es schon 2006 bot: Sammelwut, etwas taktisches Planen, jede Menge kämpfen und natürlich knuffige Pokémon. Die Stärken und Schwächen sind aber gleich geblieben, sodass auch heute noch Texttafeln, eine manchmal sperrige Steuerung und eine starke Wiederholung stören. Zumindest die Inszenierung ist aber über jeden Zweifel erhaben. Wer schon damals viel Spaß mit dem Dungeon-Crawler hatte, wird auch heute viele Stunden investieren können. Und auch Fans werden hier wohl kaum etwas falsch machen. Alle anderen sollten dennoch ihre Erwartungen etwas herunterschrauben.

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