Story
In Pillars of Eterinity 2: Deadfire erwacht der Gott des Lichts, Eothas, wieder zum Leben. Unserer Seele beraubt gilt es den abtrünnigen Gott zu Land und zu Wasserzu verfolgen, über die weite, unerforschte Gegend des Deadfire-Archipels.
Kritik
PC-Spieler kamen schon im Mai 2018 in den Genuss, nun findet das gewaltige Rollenspiel Pillars of Eternity II: Deadfire auch endlich seinen Weg auf die PS4 und Xbox One, irgendwann in naher Zukunft soll auch eine Umsetzung für Nintendo Switch folgen. Einen Vorteil hat die lange Wartezeit: Konsolenspieler bekommen mit der Ultimate Edition gleich die beste Fassung des Spiels, die die zahlreichen Verbesserungen aus der Vergangenheit mit aufnimmt und alle drei erschienenen DLCs (Beast of Winter, The Forgotten Sanctum und Seeker, Slayer, Survivor) beinhaltet. Für einen Spieldurchgang darf man gut und gern an die 100 Stunden an Zeit einplanen, ein Snack für zwischendurch ist dieser Spielekoloss gewiss nicht.
Direkt zum Einstieg gilt es zahlreiche wichtige Entscheidungen zu treffen. Haben wir uns auf einen von fünf Schwierigkeitsgraden festgelegt, der jeweils noch nach Wunsch konfigurierbar ist, wählen wir einen von zwei Kampfmodi (dazu gleich mehr) und erstellen nach Herzenswunsch unseren Spielcharakter. Neben optischen Anpassungen ist hier vor allem die Verteilung von breit gefächerten Attribute interessant sowie die Wahl einer passenden Klasse. Hier wählen wir entweder eine gängige Hauptklasse wie Magier oder Krieger, oder gehen bei den angebotenen Subklassen noch weiter in die Tiefe, um uns zu spezialisieren. Wer in seinen Möglichkeiten breiter aufgestellt sein will, kann auch eine Multiklasse wählen und so auf die Fähigkeiten zweier Klassen zugreifen, wird dann aber nicht mehr die höchsten Stufen eines Skill-Trees erklimmen können. Die gestalterischen Möglichkeiten sind auf jeden Fall enorm.
Wer den Vorgänger gespielt hat, hat durch das Importieren seines alten Spielstands die Möglichkeit, früher getroffene Entscheidungen innerhalb der Geschichte ins neue Abenteuer zu übernehmen, um so die direkten Auswirkungen zu spüren. Ansonsten legen wir die Entscheidungen einfach zu Beginn selbst fest, indem wir Fragen beantworten, die uns das Spiel nach gezielten Schlüsselmomenten aus der Vergangenheit stellt. Das ist für Kenner der Serie eine wirklich tolle Sache, wer jedoch erst beim zweiten Teil neu eingestiegen ist, wird an dieser Stelle definitiv überfordert sein, denn Pillars of Eternity II: Deadfire erklärt uns von den Hintergründen leider nicht viel.
Als Schiffbrüchiger startet unser neues Abenteuer auf einer idyllischen Insel, die quasi als großes Tutorial angelegt ist. Hier machen wir uns mit den Mechaniken des Spiels vertraut, erfüllen erste Missionen und finden auch erste Partymitglieder, wovon uns maximal vier begleiten dürfen. Sie bringen eigene kleine Geschichten und Quests mit, mischen sich in Gespräche ein und interagieren regelmäßig mit uns und anderen Begleitern, was das Geschehen stets lebendig macht. Auch sie dürfen wir bei Stufenaufstiegen nach Lust und Laune formen, indem wir uns für aktive und passive Fähigkeiten entscheiden, für Waffenspezialisierungen und für den Ausbau ihrer Fähigkeitenbäume. Wir haben stets die Kontrolle über die gesamte Gruppe.
Auch wenn uns stets Tutorial-Tooltips diverse Aspekte des Spiels erklären, ist der Einstieg in Pillars of Eternity II: Deadfire für Neulinge wirklich nicht einfach. Das UI (User Interface) des Spiels wird beispielsweise kaum erklärt, was es mit den vielen Symbolen und aufgeführten Werten auf sich hat, wird man mühselig selbst herausfinden müssen. Und um ein Verständnis für die Geschichte zu entwickeln, ist zudem viel Lesen in unserem Journal notwendig. Geduld und Eigeninitiative sind also von Nöten, um hier Spaß zu haben, der Aufwand ist es allerdings wert, da Pillars of Eternity II: Deadfire uns dann mit einer faszinierenden Geschichte und mit einer enormen spielerischen Freiheit belohnt.
Gespielt wird - ganz nach dem großen Vorbild Baldur's Gate - in isometrischer Perspektive, in der wir unsere 5-köpfige Gruppe durch atmosphärisch reizvolle Städte, Dungeons und Landschaften bewegen, auf zahlreiche NPCs treffen, Kämpfe bestreiten und nach lohnenswerten Secrets Ausschau halten. Pillars of Eternity II: Deadfire ist ein Spiel, in dem Handlungsfreiheit ganz groß geschrieben wird, was sich nicht nur in der Erkundung der riesigen Spielwelt bemerkbar macht, sondern auch in der Bewältigung unserer Aufgaben. In einem Gefängnis treffen wir beispielsweise auf einen Charakter, der uns bittet, ihn zu befreien. Ob wir die Wache daraufhin töten, ihr lieber den Schlüssen klauen, das Schloss zur Zelle selbst knacken, Sprengstoff hineinschmuggeln um die Wand wegzupusten oder den Insassen gegen Bares einfach freikaufen, entscheiden wir. Die Möglichkeiten sind vielfältig, es gibt immer ein Weg zum Ziel, Ausprobieren macht einen großen Reiz aus. Getroffene Entscheidungen in Pillars of Eternity II: Deadfire haben zudem stets Auswirkungen auf unseren Ruf gegenüber den unterschiedlichen Fraktionen des Spiels und auch auf unsere Begleiter, was zu interessanten Ereignissen führt.
Richtig spannend wird es, wenn wir unser Schiff erst einmal repariert haben. Denn damit kommen weitere spielerische Komponenten hinzu, die aus dem Rollenspiel ein richtiges Piratenabenteuer machen. Hier gilt es seiner angeheuerten Mannschaft einen geeigneten Posten zuzuweisen, für ausreichend (und qualitative) Vorräte zu sorgen, um die Moral aufrechtzuerhalten, sowie kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Schiffen zu bestehen. Neben alledem steht uns damit auch die gesamte, karibisch angehauchte Spielwelt offen, zu entdecken gibt es abseits des Hauptabenteuers reichlich.
Gekämpft wird in Pillars of Eternity II: Deadfire entweder in Echtzeit, wobei jederzeit eine Pausenfunktion genutzt werden kann, um neue Befehle zu erteilen, oder aber komplett rundenbasiert. Die erste Variante ist die klassische, mit der das Spiel ursprünglich erschienen ist. Wer es gern temporeich mag, ist damit gut bedient. Die zweite Variante wurde der PC-Version im Laufe der Zeit hinzugefügt und bedient im Stile des fantastischen Divinity: Original Sin II all jene, die es gern ruhiger und taktisch überlegter bevorzugen. In der Ultimate Edition können Konsolenspieler von vornherein zwischen beiden Modi entscheiden, beide unterscheiden sich grundlegend voneinander und funktionieren auf ihre Weise gut. Einmal festgelegt, ist ein Wechsel danach aber leider für den gesamten Durchgang nicht mehr möglich.
Pillars of Eternity II: Deadfire versprüht in seinem Oldschool-Gewand eine Menge (Retro-)Charme, ist technisch gesehen aber keineswegs altbacken. Die Welt ist äußerst schön und detailliert gestaltet und beeindruckt immer wieder durch ihre gelungenen Animationen. Im Zusammenspiel mit dem stimmungsvollen Soundtrack und der guten (englischsprachigen) Vertonung ergibt sich so ein tolles Gesamtbild. Auch die Steuerung geht per Gamepad nach kurzer Eingewöhnung gut von der Hand. Einen großen Störfaktor gibt es leider dennoch: Die Ladebildschirme sind auf Konsolen (gestestet auf PS4 Pro) unerträglich lang und erwarten uns bei jedem Szenenwechsel, selbst wenn innerhalb eines Gebäudes nur das Stockwerk gewechselt wird, was den Spielfluss spürbar ausbremsen kann. Hoffentlich wird hier noch nachgebessert.
Fazit
"Pillars of Eternity II: Deadfire" ist ein Fest für Rollenspieler. Mit guter Story, dem frischen Piraten-Setting, den großen spielerischen Freiheiten und dem enormen Umfang kommt man in der aufpolierten Ultimate Edition nun auch endlich auf Konsolen zum Zug. Wer als Neuling den etwas schwierigen Einstieg nicht scheut, sollte definitiv reinschauen, Serienkenner dürften es bei diesem starken Sequel wohl ohnehin tun.