Bildnachweis: © Team Ninja / Sony Interactive Entertainment

Videospiel "Nioh 2" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Nioh 2 versetzt die Spieler nach Japan zur Sengoku-Zeit im Jahr 1555, die Zeit der streitenden Reiche. Endlose Schlachten haben das Land ins Chaos gestürzt und die Bewohner werden von den Yokai geplagt – furchteinflößende Dämonenwesen aus der japanischen Mythologie. In dieser erbarmungslosen Szenerie treffen die Spieler auf ihren persönlichen Protagonisten, den sie selbst erstellen können. Sie oder er ist ein furchtloser Söldner mit der Aufgabe, Yokai in der Provinz Mino zu jagen. Dieser Dämonenjäger hütet ein schreckliches Geheimnis: Er ist ein Mischwesen, eine Waise mit menschlichem und Yokai-Blut. Ohne einen Platz in der menschlichen Gesellschaft reist das Halbblut alleine. Eines Tages trifft ihn ein Unheil, als er im Kampf gegen einen grausamen Feind die Kontrolle über seine Yokai-Kräfte verliert. Nur die Hilfe eines wandernden Händlers namens Toukichiro kann Schlimmeres verhindern. Dieser verkauft die mysteriösen “Geistersteine” – Artefakte voller Magie, die eine Verbindung zu Yokai-Geistern herstellen. Toukichiro und der Dämonenjäger beschließen, ihre Kräfte zu bündeln und zusammen weitere Geistersteine zu finden. Während ihrer Mission treffen sie auf die Yokai-Jägerin Mumyo, geraten in die Dienste des mächtigen Feldherrn Oda Nobunaga und stellen sich einer dämonischen Macht, die ebenfalls nach den Steinen sucht. Damit ist die Bühne frei für die epische Saga des halbblütigen Dämonenjägers “Hideyoshi”.

Kritik

Mit Nioh gelang dem japanischen Videospielentwickler Team Ninja 2017 ein beachtenswerter Beitrag im Soulslike-Genre, der vor allem mit seinem aufregenden asiatischen Fantasy-Setting und dem ausgeklügelten Kampfsystem zu begeistern wusste. Nun geht es mit Nioh2 endlich in die zweite Runde, zunächst exklusiv auf der Playstation 4, in naher Zukunft soll auch noch eine PC-Fassung folgen. Dabei übernimmt der Nachfolger viele der vorherigen Stärken und verfeinert sie im Detail, ohne das Spielprinzip völlig umzukrempeln. Wer also bereits das erste Spiel mochte, dürfte hiermit schnell warm werden.

Zu Beginn basteln wir uns unseren Helden in einem umfangreichen Charaktereditor zusammen, was bereits die erste auffällige Neuerung darstellt, da wir zuvor nur mit einer fest vorgegebenen Figur spielten, nun aber zahlreiche kosmetische Anpassungen vornehmen können. Spielerische  Auswirkungen gibt es anschließend mit dem Ausbau diverser Attribute, welche wir im Laufe des Abenteuers hochleveln. Jedes der Attribute verändert unsere Charakterwerte auf eigene Weise, steigert beispielsweise diverse Resistenzen oder erhöht unsere Effizienz im Umgang mit einem bestimmten Waffentyp. Alle bekannten Waffentypen aus Nioh wie das Katana, die Axt, das Kusarigama oder der Speer sind wieder mit von der Partie, neu sind Doppel-Beile, mit denen wir schnell auf Gegner einhacken können und welche sich auch werfen lassen sowie die Switchglaive, eine Sense, die Aussehen und Funktion verändern kann.

Neu ist auch, dass unsere Spielfigur zur Hälfte selbst ein Yokai (Dämonen in der japanischen Folklore) ist, was bedeutet, dass wir im Kampf besondere Kräfte aus dem Schattenreich einsetzen können, je nachdem, für welchen Schutzgeist wir uns entscheiden. Zu Beginn wählen wir einen unter dreien aus, später finden wir noch weitere. So können wir uns in besonders brenzlichen Situationen in einen Yokai verwandeln und teilen als solcher mächtig aus. Durch sogenannte Seelensteine, welche wir mit der Zeit finden, können wir unserem Schutzgeist bis zu zwei magische Attacken spendieren, was das Angriffsspektrum auf interessante Weise erweitert. Dieses ist ohnehin schon gewaltig, denn jede unserer Waffen spielt sich je nach Haltung (hoch, mittel, niedrig) komplett anders und bekommt durch den Ausbau eigener Skilltrees zig weiterer Moves spendiert. Hinzu kommen zahlreiche Samuraifähigkeiten und Magiekünste, die wir erlernen können, von Wurfsternen, diversen Bomben bis hin zu Feuerbällen und Blitzen ist die Auswahl riesig. Das Kampfsystem war bereits die große Stärke von Nioh, Nioh 2 erweitert den Umfang und verfeinert es noch mal. Vielfältig ist auch all das Loot, welches wir überall finden und zur individuellen Ausstattung unseres Charakters verwenden. Jede Waffe und jede Ausrüstung verfügt über zahlreiche Werte und kommt mit spezifischen Boni daher. Tragen wir mehrere Teile eines Sets, entfachen wir sogar weitere Vorteile. Das erinnert alles ein wenig an Diablo. Loot lässt sich zudem schmieden, verwerten, umformen oder visuell umgestalten, als Spieler hat man hier, wie auch schon aus dem Vorgänger bekannt, zahlreiche Freiheiten.
Wie auch schon beim Erstling wählen wir auf einer Gebietskarte unsere nächste Mission aus, eine komplett zusammenhängende Welt wie in Dark Souls oder Sekiro gibt es also auch diesmal nicht. Hübsch gestaltet sind die Gebiete und sorgen durchaus für die passende, bedrohliche Atmosphäre, jedoch mangelt es dabei auch ein wenig an Abwechslungsreichtum, da sich die Kulisse oftmals nur in Nuancen ändert, viele Themen des Vorgängers aufgegriffen und in (optionalen) Nebenmissionen oftmals noch mal recycelt werden. Die gestalterische Brillanz, die man von From Software kennt, wird hier also ein wenig vermisst, faszinierend sind die Ausflüge dennoch und laden durch zahlreiche zu entdeckende Secrets zum Erkunden ein. Bereits der Vorgänger war ein knallhartes Spiel, Nioh 2 legt jedoch noch mal eine Schippe drauf und richtet sich dadurch ausschließlich an Hardcore-Gamer. Bereits von Beginn an verlangt uns das Spiel alles ab, eine entspannte Eingewöhnungsphase mit langsam ansteigendem Schwierigkeitsgrad gibt es nicht. Wer Frust gewappnet ist und nach genau solch einer Herausforderung sucht, wird mit Nioh 2 gewiss seinen Spaß haben, immerhin entwickeln Soulslike-Games genau dadurch ihren Reiz und stellen eine ungemeine Befriedigung dar, wenn Fortschritte erzielt werden. Gelegenheitsspieler, die hier eher zufällig hineinschnuppern, dürften aber schnell verschreckt werden. Man sollte also genau wissen, worauf man sich einlässt.

Anspruchsvoll sind auch wieder die zahlreichen Bosskämpfe, die gegenüber dem Vorgänger viel aufregender gestaltet sind, indem sie mit umfangreicheren Movesets auftrumpfen und auch in verschiedene Phasen übergehen. Auch das Design weiß zu gefallen, vom Feuerdämon Enenra bis zur Riesenschlange Yatsu-no-Kami sind zahlreiche kreative Widersacher dabei, mit denen man sich epische Kämpfe liefert. Wem all das zu hart wird, hat zumindest die Möglichkeit, sich geringfügig Hilfe zu beschaffen, indem man entweder einen NPC beschwört, oder bis zu zwei menschliche Spieler als Unterstützer dazustoßen. Einfach werden einzelne Passagen auch zwar dadurch nicht, es kann aber zumindest den entscheidenden Unterschied machen.

Technisch hat sich bei Nioh 2 nicht viel verändert, das Spiel setzt auf die gleiche Engine wie der Vorgänger. Ein Upgrade wäre gewiss schön gewesen, dennoch schaut das Game alles andere als schlecht aus und hinterlässt vor allem dann eine gute Figur, wenn es zum bunten Effektfeuerwerk kommt, was auf der getesteten PS4 Pro auch jederzeit angenehm flüssig über die Bühne geht. Cooles Feature: Wir können zwischen drei unterschiedlichen Grafik-Modi wählen, womit wir entweder die fps oder die Auflösung bevorzugen.

Fazit

"Nioh 2" erfindet sich nicht neu, sorgt mit zahlreichen Detailverbesserungen aber für ein noch runderes Spielerlebnis als der ohnehin schon gute Vorgänger. Vor allem mit seinem hervorragenden Kampfsystem weiß der Nachfolger restlos zu überzeugen. Man sollte sich nur darüber im Klaren sein, dass "Nioh 2" ein wirklich knallhartes Spiel ist, das selbst kleinste Fehler gnadenlos bestraft. Als Soulslike-Fan dürfte diese Herausforderung aber auch schließlich den Reiz ausmachen.

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