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Videospiel "Immortals Fenyx Rising" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Spiele als Fenyx und begib dich, beflügelt und halbgöttlich, auf die Mission, die griechischen Götter zu retten und ihre Heimat von einem dunklen Fluch zu befreien. Nimm es mit mythischen Kreaturen auf, meistere göttliche Kräfte und bezwinge Typhon, den tödlichsten Titanen der griechischen Mythologie, in einem epischen, alles entscheidenden Kampf.

Kritik

Nach Watch Dogs: Legion und Assassin's Creed Valhalla schickt Ubisoft mit Immortals Fenyx Rising gleich das dritte große Open World-Abenteuer innerhalb kürzester Zeit ins Rennen um die Gunst der Spieler. Das ursprünglich als Gods and Monsters betitelte, schließlich aber dann doch noch umbenannte Game kann als eine Mischung aus Assassin's Creed (aufgrund der thematischen Nähe vor allem Odyssey) und The Legend of Zelda: Breath of the Wild angesehen werden, immerhin vereint es zahlreiche Elemente aus beiden Titeln, seine Vorbilder dürften mehr als deutlich sein. Warum auch nicht, ein Hybrid erscheint hier durchaus interessant, wenn daraus etwas gutes Neues entsteht. Immortals Fenyx Rising hat aber auch genügend eigene Ideen, um auf eigenen Füßen zu stehen.

Bevor es auf die Goldinsel geht, die vom Titanen Typhon tyrannisiert wird, erstellen wir uns einen Charakter ganz nach unseren Wünschen, wobei hier lediglich kosmetische Anpassungen vorgenommen werden. Auf der Insel angekommen gilt es nun verzauberte Götter der griechische Mythologie zu befreien, um wieder für Recht und Ordnung zu sorgen und mit ihrem Segen an genügend Kraft zu kommen, um es schließlich mit dem Antagonisten aufzunehmen. Doch bis dahin ist es ein langer Weg, zunächst gilt es im ausführlichen Prolog, der zugleich als gut verständliches Tutorial dient, an unsere Grundausrüstung zu kommen. Diese besteht aus einem Schwert für Standardangriffe, einer Axt für schildbrechende Rundumangriffe, einem Bogen und unseren Flügeln. Haben wir all das nach ersten kleinen Herausforderungen beisammen, beginnt das eigentliche Spiel. 

Zunächst rollen aber auf ironische Art die Endcredits über den Bildschirm mit jeder Menge Eigenlob für Zeus. Er und Prometheus sind es nämlich, die das komplette Geschehen stets aus dem Off kommentieren, immerzu auf humorvolle Art. Über Humor lässt sich streiten, ob man über die vielen eingestreuten Gags nun lachen kann oder nicht, wird letztendlich vom eigenen Geschmack abhängen. Doch auch wem das Ganze eher nicht zusagt, dürfte dem Spiel seinen durchaus vorhandenen Charme nicht abstreiten können, auch wenn die Story eher nebensächlich bleibt.

Sobald sich die Welt also nach den vorgezogenen Fake-Credits für uns öffnet, dürfte man sich in mehrerer Hinsicht ein wenig erschlagen fühlen. Zum einen, weil uns nun ein riesiges Areal zum Austoben offen steht, das wir beliebig erkunden können. Aufgrund der hohen Weitsicht blicken wir über die gesamte Insel, die aus insgesamt sieben sehr unterschiedlich gestalteten Regionen besteht, die jeweils einer anderen Gottheit gewidmet sind. Das wirkt schon rein visuell durch den kunterbunten Comicstil höchst einladend und steigert die Vorfreude zum Bereisen enorm. Zum anderen ist unsere Map schon bald mit zig Icons übersät, die auf Schätze, Herausforderungen und andere Besonderheiten hindeuten.

Vieles davon ist optional, als Spieler entscheidet man selbst, wie viel Zeit man mit Immortals Fenyx Rising verbringen möchte. Wer einfach nur der Haupthandlung folgt, wir zwar trotzdem gute 20 bis 30 Stunden zu tun haben, wer Spaß daran hat, auch anderen Beschäftigungen nachzugehen, kommt ganz schnell auf 50 oder mehr. Es wäre in jedem Fall schade, wenn man nicht zumindest einen Teil davon erledigt, da es sich nicht nur in Form von diversen Belohnungen bezahlt macht, sondern auch, weil Ubisoft hier viele schöne Überraschungen für den Spieler parat hat, die gut zu unterhalten wissen. Schade nur, dass man nicht noch ein paar NPCs untergebracht hat, was der Welt noch einen zusätzlichen Reiz gegeben hätte. Doch auch so gibt es viel zu entdecken.

Ansonsten stoßen wir beispielsweise immer wieder auf diverse Rätsel, deren Lösung uns mit Ressourcen oder neuer Ausrüstung belohnen. So wollen unter anderem bestimmte Druckplatten betätigt, Ziele mit dem Bogen beschossen oder gut versteckte Perlen in korrekte Formationen gebracht werden, um Mechanismen auszulösen, die uns weiterbringen. Auch Herausforderungen wollen bestritten werden, bei denen wir schnell ein Ziel erreichen oder bestimmte Gegner besiegen müssen. Und dann gibt es noch eine Vielzahl an Dungeons, die gemeistert werden wollen. Hier geht es in den Tartaros, wo besondere Kämpfe oder weitere Rätseleinlagen auf uns warten. Zelda lässt grüßen.

Das Kampfsystem in Immortals Fenyx Rising fällt sehr stimmig aus und bereitet viel Freude. Flink bewegen wir uns zwischen den Gegnern, schlagen geschickt im richtigen Augenblick zu, zücken den Bogen und nutzen mächtige Spezialattacken. Gefechte spielen sich dabei nicht nur am Boden ab, sondern gehen auch hoch in die Lüfte. Dabei verhalten sich unsere Kontrahenten auch sehr unterschiedlich, je nachdem ob wir es mit Zyklopen, Minotauren oder Greifvögeln zu tun bekommen, müssen wir ein wenig anders agieren. Auch knackige Bossgegner, davon einige optional und gut versteckt auf der Insel, wollen besiegt werden.

Damit wir es mit all den Kreaturen aufnehmen können, gilt es unseren Helden und seine Ausrüstung kontinuierlich zu stärken. Mit gefundenen und erbeuteten Ressourcen verbessern wir Rüstung, Helm und Waffentypen, auch unsere Tränke, die wir zum Boosten einsetzen, lassen sich gezielt verfeinern. Und mit gefundenem Ambrosia und Zeus Blitzen steigern wir dauerhaft Lebensenergie und Ausdauer. Zudem schalten wir in einem Skilltree immer wieder neue Fähigkeiten frei, die uns im Kampf neue Optionen verschaffen oder auch beim Erkunden der Insel. All das motiviert ungemein auf die Suche nach benötigten Materialien zu gehen, weshalb das Abarbeiten der vielen angebotenen Aufgaben lange Zeit gut unterhalten dürfte.

Unterwegs sind wir entweder zu Fuß, kletternd an Wänden entlang, reiten auf dem Rücken eines gezähmten Tieres oder gleiten durch die Lüfte. Gerade Letzteres fällt sehr faszinierend aus, sodass Schnellreisepunkte eigentlich kaum nötig sind. Denn es gibt einfach immer wieder etwas zu entdecken. Und selbst wenn nicht, ist der Flug einfach schön anzusehen. Immortals Fenyx Rising setzt anders als Assassin's Creed nicht auf Fotorealismus, sondern auf einen überzeichneten Comicstil mit knallbunten Farben, der in Kombination mit den schönen Animationen und gelungenen Lichteffekten sehr zu gefallen weiß. Auf der getesteten PS5 stehen wahlweise ein Grafik- und ein Performancemodus zur Wahl, sodass man selbst aussuchen kann, ob einem ein paar fps lieber sind oder eine höhere Auflösung. Gut schaut beides aus.

Als gänzlich neue Marke muss sich Immortals Fenyx Rising natürlich erst einmal auf dem Markt behaupten, Ubisoft zeigt sich aber zuversichtlich und plant schon drei kostenpflichtige Story-DLCs für die nahe Zukunft ein. Darin soll es unter anderem auch einen Ausflug in die chinesische Mythologie mitsamt neuen Helden geben, aber auch ein Abenteuer aus der isometrischen Perspektive ist geplant. Ansonsten dürfen sich Spieler des Hauptspiels kostenlos über tägliche und wöchentliche Aufgaben, Community-Wettbewerbe, weitere Tartaros-Herausforderungen und kosmetische Gegenstände freuen, die das Spiel über längere Zeit interessant machen sollen.


Fazit

Mit "Immortals Fenyx Rising" ist Ubisoft ein sympathisches und wirklich hübsch gestaltetes Open World-Abenteuer gelungen, das erfolgreich Elemente aus "Assassin's Creed" und "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" vereint. Die Mischung aus Erkundung, Kampf und Rätsel fällt sehr gelungen aus und unterhält über viele Stunden hinweg. Der Humor mag Geschmacksache und die Handlung eher nebensächlich sein, doch damit lässt sich ganz gut leben.

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