Bildnachweis: Square Enix

Videospiel "Final Fantasy XV" im Test

von Sebastian Stumbek

Inhalt

Prinz Noctis ist auf dem Weg zu seiner Hochzeit mit Luna, als er auf der Fahrt mit seinen Freunden erfährt, dass seine Heimat unter dem falschen Vorwand von Friedensverhandlungen eingenommen wurde – und dass er, seine geliebte Luna und sein Vater, König Regis, vom Feind getötet wurden.Um die Kraft zum Aufdecken der Wahrheit und zur Rückeroberung seiner Heimat zu sammeln, müssen Noctis und seine getreuen Begleiter eine Reihe an Herausforderungen in einer spektakulären, offenen Welt bestehen – eine Welt, die voller überlebensgroßer Kreaturen, unglaublicher Wunder, vielfältiger Kulturen und heimtückischer Feinde ist. 

Kritik

10 Jahre nahm die Entwicklung von "Final Fantasy XV" in Anspruch. Eine turbulente Zeit, in welcher das Entwicklerstudio mehrmals wechselte und das Game oftmals eine neue Richtung einnahm. Eine Zeit, die für manch einen schon den Vorboten für wahres Unheil darstellte. Nun hat es das ambitionierte JRPG nach etlichen Verschiebungen doch geschafft fertiggestellt und veröffentlicht zu werden, sowohl für PS4 als auch Xbox One. Und siehe da, all die Sorgen waren unbegründet, "Final Fantasy XV" ist etwas sehr eigenwilliges und auch besonderes geworden, mit diversen mutigen Designentscheidungen, bei denen die Rechnung insgesamt aufgegangen ist. 

Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem die "Final Fantasy"-Reihe, die vor stolzen 29 Jahren an den Start ging, so richtig vom Hocker riss, nicht jeder Serienteil wusste zu überzeugen. Der 15. Ableger richtet sich nun glücklicherweise wieder an Solospieler und verspricht sowohl Neueinsteiger als auch Fans zufriedenzustellen. Einsteigen kann man bei "Final Fantasy" ohnehin jederzeit, für gewöhnlich erzählt jeder Serienteil eine neue Geschichte. Wer sich optimal auf "Final Fantasy XV" vorbereiten möchte dem sei hier unbedingt der Animationsfilm "Kingsglaive: Final Fantasy XV" empfohlen, der Ende September 2016 in Deutschland erschienen ist und quasi den Prolog zum Spiel bildet. Die Handlung des Games spielt sich zunächst parallel zum Film ab und erzählt dann im Anschluss die weitere Entwicklung. Nach einem kurzen Tutorial, das uns das Kampfsystem schnell näher bringt, werden wir auch sogleich auf die Welt von Eos losgelassen. Gesteuert wird dabei Prinz Noctis, der von seinen drei Freunden in ein großes Abenteuer begleitet wird. 

Große Neuerung hierbei: "Final Fantasy XV" setzt auf eine offene Spielwelt, in welcher die Haupthandlung aufgrund der Masse an Aufgaben und Sehenswürdigkeiten erst einmal nebensächlich wird. Wir können uns hier frei bewegen, die Gegend erkunden, Dungeons ausfindig machen und uns hineinwagen, diverse Städte und Ortschaften aufsuchen oder Monster jagen. Die Welt ist riesengroß, sie ist grafisch sehr hübsch in Szene gesetzt und abwechslungsreich gestaltet und bietet etliche Stunden an Beschäftigungen an, sofern man sich darauf einlassen möchte. Wie viel Zeit man letztendlich hinein investiert muss jeder für sich selbst entscheiden, doch wäre es äußerst schade, wenn man es nicht tut, liegen hier immerhin die Stärken des neuen Serienteils. 

Natürlich kann man sich über die ein oder andere Kleinigkeit auslassen. Beispielsweise ist nicht jede Nebenmission wirklich kreativ ausgefallen, viele von ihnen sind simple Botengänge oder Monsterjagten, die sich im Ablauf mehrmals wiederholen, ein "Witcher 3" sollte man daher nicht erwarten. Doch gleicht "Final Fantasy XV" das mit jeder Menge Spielspaß aus, der aus der faszinierenden Welt resultiert, aber auch vom überaus unterhaltsamen Kampfsystem und dem Drang, seine Charaktere immer weiter zu leveln und bessere Ausrüstungsgegenstände zu finden. Und zu leveln gibt es hier mehr als genug, insgesamt zehn Fertigkeitsbäume, von Magie, Kampffähigkeiten bis hin zu Teamboni, wollen von unseren erarbeiteten Skillpoints belegt werden. 

Das Kampfsystem findet diesmal in Echtzeit statt, was Serienveteranen zunächst skeptisch machen könnte, doch haben die Entwickler hier ein wirklich schönes System entwickelt, das die häufigen Kämpfe sehr spaßig gestaltet. Wir wählen zwischen Angriff und Abwehr aus, können Warp-Attacken ausführen, bei denen wir durch das Schlachtfeld beamen, schalten zwischen diversen Waffen hin und her und setzen Zaubersprüche ein. All das geht mit dem Gamepad wunderbar von der Hand. Auch können wir unseren drei selbstständig kämpfenden Gefährten einige Kommandos durchgeben, was in tollen Kombos resultiert. Generell wird Teamwork hier ganz groß geschrieben, das Gefühl, sich gemeinsam in epische Schlachten zu werfen, wird durch die großartige Inszenierung, den schönen Animationen und dem Feuerwerk an Effekten richtig gut eingefangen. Und spätestens wenn man die serientypischen Astrals beschwört, die ganze Kampfareale in Schutt und Asche legen, kommt richtig Stimmung auf. 

Da die Welt unheimlich groß ist steht uns ein Auto zur Seite, mit welchem wir uns mehr oder weniger zügig fortbewegen können. Nachteil dabei: Wir dürfen nur Straßen befahren, alles andere muss zu Fuß erkundet werden, bzw. im späteren Verlauf dann auf dem Rücken eines Chokobos deutlich schneller. Hat man Orte bereits besucht erleichtert eine Schnellreisefunktion den Standortwechsel, ansonsten muss man ein wenig Geduld mitbringen, bis das Quartett dort angekommen ist, entweder manuell von uns gesteuert, oder automatisiert. 

Die Vierertruppe musste sich vorab aufgrund ihres Emo-Boyband-Looks einiges an Kritik anhören, zeigt sich nun im fertigen Spiel aber als eines der Highlights. Klar, der Stil mag etwas gewöhnungsbedürftig sein, doch das war "Final Fantasy" schon immer, darf man hier nicht vergessen, dass die Games stets kulturell etwas anders angehaucht sind. Die Stärke der Charaktere liegt nun aber vor allem darin, dass ein dynamisches Freundschaftsband entsteht das sehr sympathisch wirkt und viel Schwung in das Abenteuer bringt. Aktionen werden stets kommentiert, stets finden Gespräche untereinander statt und jeder der vier Jungs hat quasi ein Hobby, welchem er sich besonders stark zuwendet und in welchem auch aufgestiegen werden darf. Prompto schießt beispielsweise ständig Fotos, die man sich Abends am Lagerfeuer alle anschauen kann und bei Bedarf speichern und teilen darf. Ignis ist leidenschaftlicher Koch, sammelt auf der Reise stets neue Rezepte und bekocht seine Freunde mit neuen Mahlzeiten, die diverse Boni für den nächsten Tag mit sich bringen. Gladiolus Stärke liegt darin die Gegend besonders gut auszukundschaften und Gegenstände einzusammeln, während Noctis sich gern dem Angeln widmet. Das mögen alles Kleinigkeiten sein, aber sie machen das Spiel auf ihre Art sehr lebendig. 

Nach rund 8 Kapiteln erfolgt ein stilistisch starker Cut, statt sich in einer offenen Spielwelt weiter zu bewegen wird "Final Fantasy XV" nun ganz strickt linear und widmet sich vermehrt seiner Geschichte. Sicherlich ein für die Reihe ungewöhnlicher und auch mutiger Ansatz, erst offen und frei zu beginnen, dann linear und strukturiert zu enden, aber auch einer, der den Spieler, nachdem er sich etliche Stunden ausgetobt hat, wieder abholt, um ihn auf seinen letzten Metern die Story aufmerksam zu machen. Narrativ mag "Final Fantasy XV" zwar nicht der allerstärkste Teil sein, schlägt sich aber dennoch ganz ordentlich und unterhält bis zum Schluss recht gut. Ist das Spiel gemeistert geht es übrigens im Endgame noch weiter, jetzt dürfen wir die offene Spielwelt weiterhin erkunden und uns Dingen widmen, für die wir im regulären Spielverlauf zu schwach waren. Dazu gehören beispielsweise einige knallharte Dungeons, aber auch eine kolossale Bedrohung, die sich nun in der Spielwelt tummelt und von uns alles abverlangt, was wir aufbringen können, um besiegt zu werden. Und laut Square Enix ist ein New Game+ Modus auch bereits in der Entwicklung. Somit dürfte man insgesamt lange Zeit mit "Final Fantasy XV" beschäftigt sein. 

Fazit

Mit "Final Fantasy XV" meldet sich die Reihe lautstark zurück und schafft es erneut, dieses episch-wuchtige Gefühl, für das die Serie schon immer stand, herbeizubaubern. Diverse mutige Designentscheidungen wagen sich in neue Richtungen und fühlen sich erstaunlich gut an, auch das Helden-Quartett sorgt für eine angenehme Stimmung. Neben der Hauptgeschichte erwarten den Spieler in der riesigen und schön gestalteten Spielwelt noch zig Nebenaufgaben und Tätigkeiten, die es zu entdecken gilt und die über lange Zeit hinweg beschäftigen dürften. Ein virtueller Trip, der sich lohnt.

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