Story
"Dishonored 2" spielt 15 Jahre nach dem Tod des Lordregenten und die gefürchtete Rattenseuche ist nur noch Geschichte. Ein unheimlicher Thronräuber hat Kaiserin Emily Kaldwin den Thron entrissen und das Schicksal des Inselreichs hängt in der Schwebe. Als Emily Kaldwin oder Corvo Attano reist der Spieler von den legendären Straßen Dunwalls nach Karnaca, eine einst glanzvolle Küstenstadt, wo der Schlüssel zu Emilys Rückkehr auf den Thron verborgen ist. Mit dem Zeichen des Outsiders und mächtigen neuen übernatürlichen Fähigkeiten jagt man seine Feinde und holt sich zurück, was einem gehört.
Kritik
Als "Dishonored" im Herbst 2012 von Bethesda veröffentlicht wurde entwickelte es sich das Game schnell zum Hit, sahnte überaus gute Kritiken ein und generierte einen Vielzahl an Fans. 2015 erschien die remastered Version des Spiels für Playstation 4 und Xbox One und überzeugte nochmals mit einigen grafischen Verbesserungen. Seit dem 11.11.2016 ist nun auch endlich der offizielle Nachfolger für PS4, Xbox One und den PC erschienen, der erneut von den Arkane Studios entwickelt wurde und an frühere Erfolge anknüpfen möchte.
Die Handlung von "Dishonored 2" setzt insgesamt 15 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils an und beginnt sogleich mit einem Staatsstreich, der die herrschende Kaiserin Emily Kaldwin den Thron kostet. Hier fällen wir auch unsere erste folgenschwere Entscheidung, mit welchem Charakter wir den folgenden Rachefeldzug bestreiten wollen. Zur Wahl steht einerseits Corvo Attano, den wir bereits bestens aus dem Vorgänger kennen. Wer mit diesem noch immer warm ist und ein ähnliches Spielgefühl wie zuvor wünscht, sollte sich definitiv für ihn entscheiden, immerhin bringt er eine Reihe bekannter Mächte mit, die wir im Kampf einsetzen oder mit denen wir Einfluss auf die Spielwelt nehmen. Per Blink teleportiert sich Corvo von einem Standort zum nächsten, kann zudem die Zeit verlangsamen oder gar komplett stoppen, oder aber die geistige Kontrolle über Tiere und Menschen übernehmen. Ebenso lassen sich erneut tödliche Ratten beschwören, die Gegner zerfleischen, ohne jegliche Überreste zurückzulassen. Und wem das noch nicht reicht: In der deutschen Version wird Corvo von Manfred Lehman vertont, der Synchronstimme von Bruce Willis.
Entscheidet man sich dagegen für Emily so bekommt man einen ganzen Satz neuer Kräfte spendiert, die sich wunderbar in die Welt von "Dishonored" einfügen. Per Domino können wir beispielsweise mehrere Gegner miteinander magisch verknüpfen und damit diverse Kettenreaktionen auslösen, die sich auf jedes Glied auswirken. Wird eine Person aus der Kette beispielsweise erschossen, so sterben auch alle anderen direkt. Oder aber wir erschaffen per weiterer Macht einen kämpferischen Doppelgänger unsererseits, der die Gegner entweder einfach nur ablenkt, oder aber ebenfalls per Domino mit ihnen verknüpft wird. Töten die Gegner nun unseren Doppelgänger, so sterben sie dabei auch selbst. Tolle Idee mit vielen Möglichkeiten. Emily kann sich zudem in eine Schattengestalt verwandeln, die wie in einem Horrorfilm über den Boden kriecht, kaum zu sehen ist und Gegner auseinander reißt. Per Mesmerize erschaffen wir außerdem ein mystisches Objekt, das alle umherstehenden Gegner hypnotisiert.
Für wen man sich auch entscheidet, das Spielgefühl unterscheidet sich zwischen beiden Charakteren stark und lädt damit allein schon zu einem zweiten Durchgang ein, sobald man nach rund 15 Stunden erst einmal durch ist. Doch auch so bietet "Dishonored 2" erneut verschiedene Herangehensweisen, die sich dem persönlichen Geschmack eines jeden Spielers anpassen. Wer gern draufhaut kann auf seinem Weg bis zum Ende lautstark alles und jeden Gegner töten (und das geschieht hier alles andere als zimperlich). Wer es kniffliger mag, entscheidet sich für den schleichenden Weg, bei dem man Gegner entweder lautlos und unbemerkt aus dem Weg räumt, oder aber einen komplett nicht-tödlichen Weg einschlägt. Dadurch, dass die Levels ziemlich groß ausgefallen sind und zahlreiche Wege ans Ziel führen, ergeben sich durch die durchdachte Levelarchitektur und durch den persönlichen Spielstil zahlreiche Möglichkeiten, diese zu erreichen. "Dishonored 2“ funktioniert in dieser Hinsicht ziemlich gut und motiviert ungemein zum ausprobieren. "Hitman" und "Thief" lassen grüßen.
Grafisch hat sich gegenüber zum Vorgängers tatsächlich gar nicht allzu viel getan. Klar, "Dishonored 2" arbeitet mit einer leistungsstärkeren Engine und zaubert damit insgesamt einige bessere Effekte auf den Bildschirm, der Sprung fällt aber dennoch eher klein aus. Der gewollt verwaschene Stil, der "Dishonored" quasi zu einer Art interaktives Gemälde macht, wurde beibehalten, was einerseits durchaus charmant ausschaut, aber eben auch oft eintönige Texturen mit sich bringt, ebenso wirken Personen und Umgebungen etwas altbacken. Dennoch sieht "Dishonored 2" im Allgemeinen sehr angenehm aus, was vor allem der hübschen Levelarchitektur, dem generell tollen Artwork und auch dem hohen Detailgrad der Umgebung zu verdanken ist. Auf Konsolen läuft das Spiel sehr flüssig, PC-Spieler berichten aktuell zum Start aber noch vereinzelt über diverse Performance-Probleme, die hoffentlich bald per Updates behoben werden.
Noch ein paar Worte zur bereits angesprochenen tollen Levelarchitektur: Hier haben sich die Arkane Studios besonders viel Mühe gegeben und übertrumpfen in dieser Hinsicht das zuvor so hoch gelobte "Deus Ex: Mankind Divided" locker. Für ein Spiel, das vor allem davon lebt, dass die Spieler die Umgebung genauestens erkunden und den für sie besten Weg suchen ein ungemein wichtiger Punkt.
Auch das Spielgeschehen wird ziemlich kreativ aufgemischt. Im späteren Verlauf gelangen wir beispielsweise ins sogenannte Haus der Maschinen, in welchem ein verrückter Erfinder haust, den wir uns vorknöpfen wollen. Das komplette Haus wird mechanisch gesteuert und verändert so komplett seinen Look und seine Architektur. Wenn inmitten dieser mechanischen Hölle auch noch ein Survivalkampf entbricht ist das spielerisch schlichtweg großartig. Ein weiteres Highlight, ebenfalls in einem großen Anwesen angelegt, verspricht eine Zeitreisefunktion, bei der wir immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her springen müssen, um an unser Ziel zu gelangen. Und Veränderungen in der Vergangenheit zeigen auch interessante Änderungen in der Gegenwart. Gut durchdacht und schön umgesetzt! Lediglich vom Finalkampf hätten wir uns eine größere Herausforderung versprochen, dieser ist mit all den Fähigkeiten und Gadgets, die wir zum Schluss besitzen, relativ einfach ausgefallen. Der Weg dahin ist dennoch ein spielerisch freudiges Erlebnis.
Fazit
"Dishonored 2" setzt die erfolgreiche Formel des Vorgängers konsequent fort und liefert spielerisch ein noch vielseitigeres Abenteuer, das mit einem kreativem Level- und Missionsdesign, einer atmosphärisch gelungenen Spielwelt, einem durchdachten Skillsystem sowie zahlreichen Möglichkeiten, an sein Ziel zu kommen, aufwarten kann. Und auch der Wiederspielwert ist durch die Wahl der beiden Charaktere diesmal deutlich höher. Ein virtueller Ausflug, der sich lohnt.