Story
Days Gone handelt vom Schicksal von Deacon St. John, seinerseits ehemaliges Mitglied einer Biker-Gang, der in einem postapokalyptischen Oregon ums Überleben kämpft. Zwei Jahre zuvor verlor Deacon seine Frau, als eine verheerende Pandemie die Menschen in instinktgesteuerte, wilde Kreaturen verwandelte. Diese “Freaker” durchstreifen nun in teils riesigen Horden die Lande auf der Jagd nach Fleisch, während sich die letzten Überlebenden der Menschheit in einzelnen Lagern verschanzt haben.
Kritik
Sony darf stolz auf eine erfolgreiche Konsolengeneration zurückblicken, die mehrere fantastische Exklusivspiele für die Playstation 4 hervorbrachte, darunter etwa Uncharted 4, Bloodborne, Horizon Zero Dawn, God of War, Detroit: Become Human oder Spider-Man. Bei den Spielern hat dieses Line-Up über die Jahre hinweg viel Vertrauen aufgebaut, jeder Exklusivtitel kann beinahe blind gekauft werden. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an Days Gone, das Ende April 2019 erschienen ist und uns in eine postapokalyptische Spielwelt führt, die von Zombies überrannt wurde. Im Test zeigt sich, dass das Spiel viele seiner Versprechen halten kann, jedoch nicht alle.
Nach kurzem Intro, das zunächst nur wenig Fragen beantwortet und aufzeigt, wie unser Held Deacon während des Outbreaks von seiner Frau getrennt wird, beginnt das Abenteuer etwa 2 Jahre später in den ländlichen Regionen des US-Bundesstaats Oregon. Die letzten Überlebenden haben sich in diversen Camps zusammengefunden, um gemeinsam gegen umherstreifende Gesetzlose und Zombies (hier genannt Freaker), bestehen zu können. Wir fristen jedoch ein Dasein als Einzelgänger, der sich keiner Gemeinschaft anschließen will, sich jedoch mit Kopfgeldaufträgen etwas dazuverdient. An unserer Seite befinden sich lediglich unser geliebtes Bike und ein bester Freund aus vergangenen Tagen.
Seine Geschichte erzählt Days Gone ein wenig unfokussiert: Mal geht es um die verlorenen Frau, von der seit 2 Jahren jede Spur fehlt. Dann wieder um die Machenschaften der geheimen Regierungsorganisation NERO, die mehr über den Ausbruch zu wissen scheint. Oder auch wieder um die einzelnen Camps und ihre Bewohner, für die wir stets Aufträge erledigen. Bis wir von der Erzählung gepackt werden vergeht ein Weilchen, der Beginn ist somit, zumindest narrativ, ein wenig zäh. Mit der Zeit werden die Hintergründe jedoch deutlicher und letztendlich überschlagen sich auch die Ereignisse, spätestens dann sind wir angefixt.
Star des Spiels ist die offene Spielwelt, die gegenüber vergleichbaren Titeln zwar nicht viel anders macht, dafür aber stimmungsvoll gestaltet ist. Durch die idyllischen Wälder und Landschaften zu streifen bringt eine Menge Spaß und weiß atmosphärisch zu packen, da die Gefahr stets greifbar ist. Überall streifen Untote auf der Suche nach Fleisch umher oder aber Banditen lauern uns in einem Hinterhalt auf. Richtig gefährlich wird es, wenn wir auf eine Horde treffen, die schon Mal mehrere Hunderte Gegner umfassen kann. Werden wir entdeckt, stürmt der Schwarm in eiligem Tempo auf uns zu, was jedes Mal höchst beeindruckend inszeniert wird, unser Adrenalin hochschießen lässt und an Filme wie World War Z erinnert. Wer sie besiegen will, wird ohne Taktik und beste Ausrüstung kaum eine Chance haben. Eine schöne Herausforderung für das Endgame.
Während unseres Abenteuers sammeln wir Erfahrungspunkte, die wir in diverse Skills verteilen können, was uns zusätzliche Vorteile im Stealth, Nah und Fernkampf verschafft. Unser Motorrad lässt sich nach und nach beim Mechaniker aufwerten, was uns schneller, leiser und spritsparender fahren lässt, während wir uns immer besseres Equipment kaufen können, wenn wir denn genügend Punkte für das Erledigen von Aufgaben gesammelt haben. Unterwegs gilt es Materialien zu sammeln, woraus wir uns stärkere Waffen oder Munition craften können. Aus einem Baseballschläger und einem Päckchen Nägel wird so ein schlagfertiger Morgenstern, aus Stoffen, Alkohol und Flaschen basteln wir uns Molotows. Auch ein wenig Survival-Elemente finden hier ihren Weg ins Spiel, allerdings umfassen sie nur die Pflege unseres Motorrads, das nach Kollisionen repariert und nach langen Fahrten betankt werden muss, damit es nicht in einem ungünstigen Moment seinen Geist aufgibt.
Mit 30-40 Spielstunden fällt die Kampagne sehr umfangreich aus, zu erledigen gibt es zahlreiche Haupt- und Nebenquests, die jedoch immer nur nach und nach zur Verfügung stehen und uns daher in ihrer Masse nie erschlagen. Unter den Nebenmissionen befinden sich viele sich wiederholende Aufgaben wie das Ausschalten einer Zielperson oder das Säubern eines gegnerischen Lagers, etwas kreativer fallen da die Hauptmissionen aus. Lohnenswert sind sie aber alle, denn neben XP und Reputationspunkten für die Camps schalten wir so unter anderem immer mehr Crafting-Rezepte frei oder erhalten Injektionen, die unsere Gesundheit, Ausdauer oder Konzentration steigern. Und wir lernen so die faszinierende Spielwelt immer besser kennen.
Schade ist, dass Days Gone mit einer Reihe an technischen Problemen zu kämpfen hat, was man von einem Sony Exclusive so eigentlich nicht erwarten würde. Zum Release sah das Ganze noch etwas schlimmer aus, zahlreiche Bugs trübten den Spielspaß da noch enorm, von Abstürzen, Textur- und Clippingfehlern von allem ein bisschen dabei, mittlerweile (getestet wurde bis einschließlich Version 1.07) hat man immerhin einige Fehler bereinigen können. Im Vorteil sind hier klar Besitzer der PS4 Pro, wo die Performance deutlich besser gegenüber der normalen PS4 ist. Dennoch: Auch nach den ersten Patches läuft noch nicht alles rund, bei diversen Kleinigkeiten kann man gewiss ein Auge zudrücken, wenn aber plötzlich die KI aussetzt und sich äußerst dämliche Szenen auf dem Bildschirm abspielen, ist das nur schwer zu verzeihen.
Abgesehen von diesen Unschönheiten ist Days Gone ein grafisch wirklich tolles Game, von der Gestaltung der stimmungsvollen Spielwelt, die sich im späteren Verlauf auch immer abwechslungsreicher zeigt, bis hin zu den starken Licht- und Wettereffekten passt hier alles wunderbar zusammen. Der Tag- und Nachtwechsel hat dabei sogar Auswirkungen auf das Spiel, da in der Dunkelheit weitaus mehr Freaker durch die Gegend wandern, was Einsätze noch gefährlicher machen kann. Auch akustisch hat man saubere Arbeit geleistet: Die Charaktere werden (auch in der deutschen Version) professionell vertont, der gelungene Soundtrack von Nathan Whitehead (Keanu - Her mit dem Kätzchen) untermalt das Abenteuer sehr wohlklingend.
Fazit
"Days Gone" erfindet das Rad nicht neu und braucht auf erzählerischer Ebene auch ein wenig Zeit um Fahrt aufzunehmen, setzt seine Mechaniken aber gekonnt um und weiß uns mit seiner atmosphärisch gelungenen, hübsch gestalteten Spielwelt zu packen, in der man gern viele Spielstunden verbringt. Bleibt zu hoffen, dass die letzten technischen Probleme noch ausgemerzt werden, die das Open World-Abenteuer derzeit noch plagen.