Bildnachweis: © THQ Nordic / Gunfire Games

Videospiel "Darksiders 3" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Die Erde wird von den sieben Todsünden sowie den mystischen Kreaturen und üblen Wesen, die ihnen dienen, überrannt. Der Feurige Rat fordert Fury auf, sich durch die Tiefen der Hölle zu kämpfen, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherzustellen und sich als stärkste Reiterin zu beweisen.

Kritik

Vier apokalyptische Reiter, die das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle herstellen sollen. Während Krieg den Hauptcharakter des ersten Darksiders 2010 darstellte, war es Tod im 2012 erschienenen Sequel. Nachdem der damalige Publisher THQ Insolvenz anmeldet hatte, war die Reihe fast schon tot geglaubt, unter der Weiterführung von THQ Nordic kam es nun aber doch zum langersehnten dritten Teil, in welchem man in die Rolle von Fury (Wut) schlüpft. Eine Weitererzählung der Geschichte ist das von Gunfire Games entwickelte Darksiders 3 somit auch wieder nicht, die Ereignisse spielen sich einmal mehr parallel zu denen der beiden Vorgänger ab, nur eben aus einem anderen Blickwinkel. 

Jedoch ist Darksiders 3 eine stilistische Neuausrichtung: Das erste Game der Reihe bediente sich noch mit geheimnisvollen Dungeons, seinen Rätseleinlagen und versteckten Truhen stark der Zelda-Formel, während man im Sequel die Welt weiter öffnete und das Diablo-Lootsystem mit einführte. Darksiders 3 lehnt sich beim Aufbau seiner Welt an das Metroidvania-Prinzip und beim Kampfsystem stark an From Softwares Dark Souls-Reihe. Frischer Wind für die einen, zu viel Verfremdung für die anderen, letztendlich ist hier der persönliche Geschmack entscheidend. Hack-'n'-Slash-lastig bleibt der neue Serienableger in jeden Fall trotzdem. 

Primäres Ziel ist das Ausschalten der sieben Todsünden, die sich auf der weitestgehend ausgelöschten Erde niedergelassen haben. Die Reihenfolge ist dabei nicht ganz straff vorgegeben, teilweise können wir entscheiden, wen wir als nächstes aufsuchen. Dazu bewegen wir uns diesmal in einer zusammenhängenden Welt, in der wir je nach freigeschalteten Fähigkeiten immer neue Wege ergründen. Waren Eingänge zuvor noch versperrt, können wir die Blockaden später mit unserer Flammenfähigkeit verbrennen. Konnten wir erhöhte Plattformen einst nicht erreichen, so schweben wir ganz im Stile von Storm aus X-Men im Wind empor. Dadurch entsteht zwar einiges an Backtracking, die Motivation, dadurch auf neue Geheimnisse zu stoßen, lässt jedoch nie nach. 

Kämpfe gegen Feinde arten in Darksiders 3 nicht mehr in Massenschlachten aus, sondern konzentrieren sich auf weniger, dafür zähere Feinde, was dem oben erwähnten Souls-Prinzip nun näher kommt. Zwar wird bei normalen Feinden taktisch nicht viel von uns abverlangt, da sich unsere Aktionen aufs Angreifen und Ausweichen beschränken, eine hohe Geschicklichkeit ist dabei aber definitiv vonnöten. Selbst auf einfachen Schwierigkeitsgraden kann Darksiders 3 wirklich schwer ausfallen, der Tod setzt uns oftmals weit zurück an einen entlegenen, jedoch nie unfair gesetzten, Checkpoint. 

Für getötete Feinde sammeln wir Seelen, die wir beim Händler zum Kauf von Items oder zum Aufleveln unseres Charakters (Gesundheit, physischer Schaden, magischer Schaden) ausgeben dürfen. Wer stirbt, verliert seinen Vorrat und muss es vom letzten Checkpoint wieder zum letzten Todesort schaffen. Insgesamt vier Kräfte erlangen wir im Spiel, die jeweils mit eigenen Spezialfähigkeiten und Waffen daher kommen. Mit der Feuerfähigkeit springen wir höher und setzen zwei flinke brennende Klingen ein, während wir mit der Blitzfähigkeit schweben können und eine Lanze unter Strom einsetzen. Die Waffenvielfalt ist damit zwar geringer als zuvor, dafür punktet das Spiel hier mit Klasse. Jede Waffe lässt sich zudem aufwerten und mit besonderen Stats durch eingebaute Machtsteine verfeinern. 

Highlight in Darksiders 3 sind die Aufeinandertreffen mit den sieben Todsünden, die stets mit kleinem Video eingeleitet werden, mit kreativen Art-Design punkten können und durch neue Angriffsmanöver und verschiedenen Phasen doch schon Mal ein wenig zum Umdenken führen. Trägheit ist beispielsweise ein fetter Käfer auf einem Thron, der von Untertanen in unsere Richtung getragen wird, um schwermütig anzugreifen. Hochmut dagegen hat gar keine Lust gegen uns zu kämpfen und verschanzt sich in einem Turm, zu dem wir erst Zutritt erlangen, wenn wir uns als würdiger Gegner erweisen. Und Wollust ist ein Meister der Täuschung und hat es auf unterdrücktes Begehren abgesehen, was zu einer der spannendsten Sequenzen im Spiel führt. 

Im Grunde hat Darksiders 3 reichlich Material, aus dem es schöpfen kann, um eine epische Handlung zu erzählen., umgesetzt wird das jedoch nur halbherzig und dabei einiges an Potenzial verschenkt. Das beginnt schon bei unserer Heldin, die mit ihrer aggressiven Tonart ihrem Namen zwar alle Ehre macht, damit aber äußerst eindimensional und unsympathisch rüberkommt. Gegen Ende vollzieht sie zwar eine interessante Wandlung, bis dahin muss man jedoch eine Reihe nerviger Dialoge ertragen. Auch das ganze Drumherum, immerhin ein Krieg auf Erden zwischen Himmel und Hölle, der die Menschheit ausgerottet hat und alles zerstörte, wird nur am Rande behandelt, unser Fokus liegt auf dem Aufsuchen der sieben Todsünden und beschäftigt sich gar nicht weiter groß mit dem Konflikt. Schlecht ist Darksiders 3 damit zwar nicht, es hätte aber mehr aus seiner Vorlage machen können.

Darüber hinaus leidet Darksiders 3 zur Veröffentlichung an technischen Problemen. Grafisch spielt man zwar nicht in der Oberliga mit, der comichafte Stil ist aber durchaus charmant und das Design der apokalyptischen Welt weiß ebenfalls zu gefallen. Ärgerlich ist aber, dass es auf der getesteten PS4 Pro zu starken Frameeinbrüchen kommt. Wer sich zu schnell durch das Gebiet bewegt, muss auch häufiges Nachladen in Kauf nehmen, was im völligen Einfrieren des Bildes resultiert. Hin und wieder kommt es zu Abstürzen, entweder hängt sich dabei das Spiel auf, oder aber der Sound setzt kurzzeitig aus oder verschwindet komplett, sodass er selbst im Playstation-Menü nicht mehr vorhanden ist. Dann helfen nur noch Neustarts. All das macht Darksiders 3 zwar noch lange nicht unspielbar, es sind aber Makel, die den Gesamteindruck etwas nach unten ziehen und hoffentlich bald ausgebessert werden. 


Fazit

"Darksiders 3" ist ein spaßiges Hack-'n'-Slash-Action-Adventure, das mit seiner Neuausrichtung zwischen Metroidvania und "Dark Souls", inmitten eines interessanten Szenarios, zu gefallen weiß. Stärkeres Storytelling wäre sicherlich nicht verkehrt, die technischen Probleme auf der Playstation schmälern  derzeit zudem noch ein wenig den Gesamteindruck. Damit ist "Darksiders 3" in seinem jetzigen Zustand noch etwas ekig und kantig, dennoch aber in jedem Fall einen Blick wert. Eine weitere Fortsetzung, die sich dann um Reiter Strife drehen würde, darf gerne kommen. 

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