Bildnachweis: Electronic Arts / Dice

Videospiel "Battlefield 1" im Test

von Sebastian Stumbek

Story 

Der erste Weltkrieg: Als britischer Panzerfahrer begibt man sich in den letzten Monaten des Kriegs hinter die feindlichen Linien. Andernorts beweist man sich als amerikanischer Hochstapler in Form eines Piloten hoch über den Lüften, während man in der Rolle eines italienischen Soldaten in den Aplen nach dem besten Freund sucht. Als australischer Soldat gilt es während der Schlacht von Gallipolli wichtige Nachrichen zu überbringen, während man als Beduinin zusammen mit Lawrence von Arabien gegen die Osmanen in die Schlacht zieht und sich einem zerstörerischen Panzerzug entgegenstellt. 

Kritik 

Seit dem Start 2002 hat sich die Battlefield-Reihe mit rund einem Dutzend Ablegern zu einer der größten Marken im Videospielbereich entwickelt. Battlefield 1 nennt sich sich der neueste Titel der Reihe, der seit dem 21 . Oktober 2016 für PS4, Xbox One und PC verfügbar ist und der anhand seines Namens bereits eine Art Neustart ankündigt, oder auch die Verlagerung des Schauplatzes zurück in den ersten Weltkrieg. Dieser ist bisher tatsächlich noch recht unverbraucht und bildet einen gewissen Kontrast zu zahlreichen Genrekollegen, allen voran aus der Call of Duty-Reihe, die sich immer mehr in Richtung Zukunft und Science-Fiction bewegen. 

Battlefield aus dem Hause Electronic Arts wurde erneut von DICE (Star Wars: Battlefront, Mirror's Edge Catalyst) entwickelt und richtet sich vor allem an Multiplayer-Gamer. Doch auch als Einzelspieler kommt man diesmal nicht zu kurz, Battlefield 1 beinhaltet, und hier dürfte DICE nach zahlreicher Kritik zu Star Wars: Battlefront sicher dazugelernt haben, einen ansehnlichen Solomodus. Nach einem Prolog, der uns erst einmal ins chaotische Schlachtgetümmel wirft und darauf abzielt, dass wir als einer der kämpfenden Soldaten sterben werden, mit Hinweis des Namens sowie Geburts- und Sterbedaten des Charakters, schlüpfen wir hier nach und nach in die Rolle mehrerer Beteiligter auf dem Schlachtfeld, stets nach dem Tod in die Rolle eines anderen. Was Battlefield 1 uns in dieser Viertelstunde zeigen möchte ist schnell klar: Krieg ist etwas furchtbares, bei dem es nur Verlierer gibt. Nach der Einführung haben wir die Wahl zwischen fünf Einzelgeschichten, die wir in beliebiger Reihenfolge auswählen können und die erzählerisch nichts miteinander zu tun haben. Wir erleben fünf Geschichten zu unterschiedlichen Zeiten und Orten während des ersten Weltkriegs und erfahren dabei diverse Einzelschicksale der daran beteiligten Personen. Ein definitiv interessanter Ansatz, der von der gewöhnlichen Erzählstruktur voriger Serienteile abweicht und es erlaubt, den Krieg etwas glaubhafter zu illustrieren, statt uns als Superheld durch die Welt zu jagen. Videosequenzen leiten die Kapitel ein, oftmals hören wir aus dem Off einen Erzähler, der die Geschichte in der Gegenwart wiedergibt. Insgesamt gibt sich Battlefield 1 narrativ ganz ordentlich, dennoch sollte man hier kein Wunderwerk erwarten, dazu ist die Erzählung letzten Endes doch zu klischeebehaftet und vermag es auch nicht, emotional so stark rüberzukommen, wie sie es denn gern täte. 

In den fünf Kapiteln geht es inszenatorisch aber recht abwechslungsreich daher. Ob als Panzerfahrer wie der Trupp aus Herz aus Stahl, mit dem Flugzeug gegen ganze Schwärme von Kampfbombern bis hin zum Wüstenabenteuer an der Seite von T. E. Lawrence, Battlefield 1 zeichnet das Geschehen visuell sehr eindrucksvoll. Spielerisch ist die auf rund 6 Stunden ausgelegte, und damit sehr kurze Kampagne, dennoch recht simpel gestrickt, letzten Endes wird auf alles geballert, was sich bewegt. Hin und wieder erlauben die Schauplätze auch einen schleichenden Ansatz, was ganz gut tut, mechanisch funktioniert alles wunderbar, stellt letzten Endes aber auch keine allzu große Herausforderung dar. Damit ist die Einzelspielerkampagne eine nette Dreingabe, die technisch durch ihre Inszenierung noch einmal schön protzen kann und uns in die Welt von Battlefield 1 unterhaltsam einführt, sie allein wäre aber kein Grund, sich Battlefield 1 zuzulegen. Letzten Endes tut das vermutlich ohnehin jeder wegen des Multiplayer-Parts, der das Herzstück eines jeden Battlefields darstellt. 

Darin geht es diesmal in insgesamt sechs Spielmodi sowie Custom-Games auf neun abwechslungsreichen Karten ins Getümmel. Duellieren lässt sich in den Modi Conquest, Rush, Domination und Team-Deathmatch, die Spielern der Reihe wohlbekannt sein dürften. Interessant ist der Modus Kriegstauben, worin es darum geht vor dem Gegner Tauben zu erkämpfen und diese nach dem Rückzug mit ausgestatteter Nachricht auf die Reise zu schicken, jedoch mit Gefahr vom Gegner abgeschossen zu werden. Am faszinierendsten dürfte der Operationsmodus sein, worin bis zu 64 Spieler auf einer Karte spielen und mehrere Sektoren erobern müssen, das Ganze über zwei bis drei Maps hinweg. Fahr- und Flugzeuge, Boote und Pferde kommen zum Einsatz, wir wählen zudem aus insgesamt vier Klassen (Assault, Medic, Support und Scout) aus, die sich in einem gut eingespielten Team gegenseitig schön ergänzen. Um die Balance zu steigern kommen, sollte eine Seite am verlieren sein, die Behemoths (Zeppelin, Schlachtschiff und Panzerzug) zum Einsatz, die die Partie in letzter Minute noch drehen können. All das ergibt ein großes Kriegsgetümmel, in welchem die nachdenkliche, mahnende Seite der Kampagne nun überhaupt keinen Platz mehr findet, dafür ist aber für reichtlich Spielspaß auf Unterhaltungsebene gesorgt. Wie lange der Spaß tatsächlich halten wird muss sich noch im Laufe der Zeit zeigen, sowohl Star Wars: Battlefront als auch Battlefield: Hardline ereilte ein recht schneller Tod, da die aktiven Spieler schnell wieder abnahmen. Battlefield 1 scheint soweit aber zumindest ausgewogener als die beiden anderen Titel zu sein, womit die Zeichen nicht schlecht stehen, dass es diesmal anders läuft.

Technisch sorgt Battlefield 1 für großes Staunen, die Frostbite Engine zaubert spektakuläre Effekte auf den Bildschirm. Sowohl die Schauplätze sind sehr schön in Szene gesetzt, als auch die Wettereffekte, die vielen kleinen Details, Explosionen, herumfliegende Funken oder auseinander fliegende Gebäude machen einiges her. In Kombination mit dem überaus gelungenen Soundtrack hat DICE hier hervorragende Arbeit geleistet. 

Fazit

Fans von groß angelegten Multiplayer-Shootern kommen bei Battlefield 1 voll auf ihre Kosten. Auch der Singleplayer-Modus ist, trotz seiner Kürze und Simplizität, im Grunde recht ordentlich ausgefallen, für sich allein jedoch kein Kaufgrund, sondern vielmehr ein netter Zusatz für all jene, die sich Battlefield 1 wahrscheinlich ohnehin wegen des Multiplayers gekauft hätten.

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